Fortuna Düsseldorf Jammer — ein zweiter Hopp?

Düsseldorf (RP). In der nächsten Woche wird Fortunas Führung mit dem deutsch-israelischen Unternehmer über dessen Einstieg beim Fußball-Drittligisten verhandeln. Die Trainerfrage um Lothar Matthäus soll ausgeklammert werden, aber das hat der Klub kaum allein zu entscheiden.

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Foto: AFP

Die Geschichte klingt eigentlich zu schön, um wirklich wahr sein zu können. Gerade zu einem Zeitpunkt, als Fortuna wieder einmal im Chaos zu versinken droht, als ihr im Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhold Ernst ein Hoffnungsträger von der Fahne geht, tritt Daniel Jammer auf den Plan. Ein Multimillionär hart an der Grenze zum Milliardär, der obendrein fußballverrückt ist und sich ausgerechnet Fortuna für ein geplantes Investment aussucht. Düsseldorfs krisengeschüttelter Drittligist als modernes Aschenputtel mit Daniel Jammer in der Rolle des Prinzen?

Wer die chronischen Rückschläge in der jüngeren Fortuna-Geschichte verfolgt hat, der muss von Skepsis gequält sein. Die Rot-Weißen aus Flingern und das Glück — das passt einfach nicht. Irgendwie geht doch letztlich bei Fortuna immer alles schief, ein schlechtes Ende gehört bei diesem ganz speziellen Aschenputtel dazu.

Diesmal freilich fällt die Skepsis schwerer als sonst. Daniel Jammer ist ein außerordentlich erfolgreicher Geschäftsmann, der sein Imperium auf viele Standbeine gestellt hat. Bei seinen bisherigen Fußball-Aktivitäten in seiner zweiten Heimat Israel und in der Slowakei ist er nie durch unseriöse Praktiken aufgefallen. Und dafür, dass er sich ausgerechnet Fortuna aussuchte, hat der Fan der Frankfurter Eintracht auch noch eine gute Erklärung: "In Düsseldorf habe ich meine Jugend verbracht. Meine Großmutter wohnt heute noch in Mörsenbroich. Ich kenne Fortuna als Europapokalverein. Der Fußball hat in Düsseldorf sehr lange gelitten. Das haben die Stadt und die Super-Arena nicht verdient."

Ein PR-Gag sei die Geschichte mit Fortuna keinesfalls, beteuert der 42-Jährige in einem anderen Interview. Ein Gag nicht — aber Jammer spielt geschickt mit der PR-Maschine. Zunächst lässt er seine Mitarbeiter Informationen über den Verein einholen, dann kündigt er über die Medien an, dass er Kontakt zur Klubführung aufnehmen werde, wird dann schon am nächsten Tag dieser Ankündigung gerecht. Alles ganz transparent. Glasnost im Sportsponsoring.

Den Verein bringt er damit in Zugzwang. Sicher nicht völlig unbewusst. Fortuna ließ gestern früh eine Erklärung veröffentlichen, nach der die Klubführung nächste Woche mit Daniel Jammer zusammentreffen werde. "Es ist verabredet worden, dass die Trainerfrage in keinem Fall Themengegenstand sein wird", ergänzte der Vorstandsvorsitzende Peter Frymuth zwar. Doch falls der Multimillionär tatsächlich als Gegenleistung für seinen Einstieg die Installierung seines Kumpels Lothar Matthäus als Trainer fordern sollte — welche Chance hätten Frymuth und seine Mitstreiter, dies abzulehnen?

So, wie es heute aussieht, bietet Daniel Jammer Fortuna eine Chance, vom Aschenputtel zur Prinzessin zu werden. Noch weiß niemand, wie ernst es dem Deutsch-Israeli wirklich ist, ob er nicht doch noch die Lust verliert. Vielleicht ist er ein zweiter Dietmar Hopp, der Hoffenheim zur Fußball-Macht aufbaute. Oder das Märchen platzt noch, bevor es richtig begonnen hat. Wenn der gläserne Schuh, den Jammer ihr anbietet, jedoch passt, muss Aschenputtel Fortuna ihn anziehen. Wen auch immer Prinz Daniel als Trainer im Gepäck hat.

(RP)
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