MSV Duisburg Schnellhardt zahlt Vertrauen mit Toren zurück

Duisburg · Die Schürfwunden auf Nase und Wange fallen direkt auf, als Fabian Schnellhardt lässig in den Raum schlendert. Zu viel Engagement im Zweikampf? Der Mittelfeldspieler vom MSV Duisburg lacht: "In Kopfballduelle gehe ich eigentlich nicht so sehr rein." Nein, es sind Zeichen des Jubels.

 Fabian Schnellhardt.

Fabian Schnellhardt.

Foto: RPO/Manfred Kühnappel

Zwei Tage zuvor erzielt der 23-Jährige in letzter Sekunde das entscheidende Tor zum 3:2 im Drittliga-Spiel gegen Münster. Danach fallen seine Teamkollegen über ihn her. Die Schrammen sind es wert. Duisburg führt die Tabelle souverän mit sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz an. Der direkte Wiederaufstieg scheint greifbar nahe.

Zum vergangenen Sonntag sagt Schnellhardt: "Der war alles andere als normal, das ist mal klar." Eine nette Tiefstapelei, die zum Charakter des Fußballers aus dem thüringischen Leinefelde passt. Das 3:2 ist nicht nur wichtig, es ist auch wunderschön. Aus knapp 30 Metern zieht Schnellhardt ab, der Ball rauscht in den Winkel. Es ist nicht das erste Mal an diesem Tag, dass Schnellhardt die MSV-Fans in Ekstase versetzt. Das 1:0 hatte er ebenfalls erzielt, auch per Traumtor. Mit links schlenzt er den Ball unhaltbar in den Torwinkel. Beide Treffer hätten eine Nominierung zum Tor des Monats verdient. "Es ist mir eigentlich egal, welches zur Wahl gestellt wird. Aber das zweite war von der Dramatik des Spielverlaufs das coolere Tor", sagt Schnellhardt.

"Es passt alles für mich in Duisburg"

Bereits vor der Partie jubelt der Duisburger Anhang. Über Lautsprecher und Videowand wird die Vertragsverlängerung Schnellhardts bis 2020 verkündet. Das Besondere: Der MSV setzt sich dabei gegen Interessenten aus 1. und 2. Bundesliga durch. "Es passt alles für mich in Duisburg. Der Verein und ich haben die gleichen Ziele. Wir wollen beide eine Liga höher", sagt Schnellhardt.

Um die Entscheidung Schnellhardts nachvollziehen zu können, lohnt ein Blick auf seinen Werdegang. Bei Rot-Weiß Erfurt ausgebildet, landet er 2009 als 15-Jähriger in der U 17 des 1. FC Köln — mit reichlich Vorschusslorbeeren ausgestattet. Am Ende reicht es bei den Profis aber nur zu einem Vier-Minuten-Einsatz in der 2. Liga im September 2013. Ein Jahr später verlässt Schnellhardt die Domstadt und sucht den Neuanfang beim MSV. Doch auch dort kommt er nicht so richtig zum Zug. Am Saisonende feiert er zwar mit Duisburg den Aufstieg, trägt dazu auf dem Platz aber wenig bei. Schnellhardt will spielen und lässt sich in die Dritte Liga zu Holstein Kiel ausleihen. Als Stammspieler bringt er es auf fünf Tore und sieben Vorlagen. Vor der aktuellen Saison steht dann die Frage im Raum, wie es weitergeht.

Schnellhardt braucht Vertrauen

In Duisburg gibt es mittlerweile einen neuen Trainer, Ilia Gruev. Den Bulgaren kennt Schnellhardt schon aus Erfurter Zeiten. Dort war er sein Trainer im Schulsport. "Ilia hat mich überzeugt, aus Kiel zurückzukommen", sagt Schnellhardt. "Der Stil, wie Ilia Fußball spielen lässt, passt auch gut zu mir. Ich bin froh, dass wir einen Trainer haben, der viel Wert aufs Spielerische legt. Wie wollen viel Ballbesitz haben. Ballsicherheit ist meine Stärke."

Und vor allem, betont Schnellhardt, braucht er Vertrauen. "Ich muss mich wohlfühlen, damit ich gute Leistungen bringen kann. Das ist hier der Fall. Ich bin keiner der schnell wechselt. Es läuft sehr gut, und wenn wir aufsteigen, kann ich mich mit dem MSV in der zweiten Liga etablieren. Das ist ein guter Schritt. Wo der Weg später hinführt, wird man in den nächsten Monaten und Jahren sehen."

Schnellhardt strahlt Bodenständigkeit aus, wirkt unbeeindruckt vom Rummel rund um das Fußballgeschäft. "Als ich jung war, ging es für mich schnell nach oben und dann relativ schnell wieder bergab." Diese Zeit habe ihn geprägt. Nun wohnt er mit seiner Freundin in Neuss. Sie macht gerade eine Ausbildung, daher passe die Verlängerung umso besser. Schnellhardt hat sich die Angebote aus den höheren Liga angehört, mit Berater, Familie und Freundin besprochen. "Natürlich denkt man über andere Angebote nach und freut sich auch. Die Jahre davor liefen ja nicht so optimal", sagt er. Nun läuft es aber rund und genau deshalb hat er beim MSV unterschrieben und sagt: "Ich werde die Verlängerung sicher nicht bereuen." Dass er sich eine Ausstiegsklausel hat zusichern lassen, will Schnellhardt nicht überbewerten: "In vielen Verträgen gibt es Ausstiegsklauseln. Ob die wirklich zum Tragen kommen, ist eine andere Sache."

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