"Krieg dem DFB" Dresden drohen wegen martialischer Fans Sanktionen

Dresden · Gewalt-Ausbrüche, fragwürdige Militär-Outfits und eine Kriegserklärung an den DFB: Problemfans des Zweitligisten Dynamo Dresden haben ihrem Klub mit neuerlichen Ausschreitungen und einer lange geplanten Aktion wieder ein mal viel Ärger eingehandelt.

SG Dynamo Dresden: Fans stehen in Kampfmontur auf der Tribüne
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Dresden-Fans in Kampfmontur auf den Tribünen

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Foto: dpa, ua hak

Selbst Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) war erbost. "Die martialischen Szenen vor dem Spiel Karlsruhe gegen Dresden sind völlig inakzeptabel. Begriffe wie 'Krieg' haben mit sportlichen Wettbewerb nichts zu tun", sagte de Maizière der "Heilbronner Stimme" (Dienstagausgabe): "Wer Ordner und Polizisten attackiert, ist in Wahrheit kein Fußballfan und gehört nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel."

Auch Dynamo verurteilte die Vorfälle nach dem Sieg in Karlsruhe (4:3), während der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Montag bereits ein Ermittlungsverfahren gegen die Klubs einleitete. CDU-Politiker de Maizière hofft "auf eine schnelle und harte Reaktion der Justiz, damit alle wissen, was ihnen droht, wenn man sich so verhält. Die Täter schaden ihrem Verein und sie schaden dem gesamten Fußball".

Der teilweise äußerst martialische Auftritt der eigenen Anhänger sei optisch zwar "zum Teil beeindruckend, zum Teil aber weit über die Grenzen hinaus und so nicht akzeptabel" gewesen, sagte Dynamos Geschäftsführer Michael Born der "Sächsischen Zeitung". Negativer Höhepunkt der "Fan"-Aktion war ein Banner mit der Aufschrift "Krieg dem DFB". Auf einem weiteren Plakat war außerdem ein riesiges, durchgestrichenes DFB-Logo zu sehen.

"Football Army Dynamo Dresden"

Schon vor dem Anpfiff marschierten die Dynamo-Fans einheitlich im Militär-Look mit der Aufschrift "Football Army Dynamo Dresden" auf ihren Camouflage-Shirts durch Karlsruhe und sorgten dabei für Wirbel. Während des Marsches wurden unter anderem Rauchbomben und andere Pyrotechnik gezündet. Am Ende des Tages gab es nach Angaben der Polizei 15 verletzte Beamte und 21 verletzte Ordner zu beklagen.

Einige Gästefans "benahmen sich ganz erheblich daneben", wie Einsatzleiter Fritz Rüffel feststellte. In Dresden sollen die Vorfälle nun sachlich aufgearbeitet werden. "Das ist eine Sache, die wir ganz in Ruhe analysieren und keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Dann werden wir mit Sicherheit unsere Konsequenzen daraus ziehen", sagte Born.

Immer wieder wurden am Sonntag pyrotechnische Gegenstände gezündet und teilweise gezielt auf Polizisten geworfen. Insgesamt waren offiziell 2004 Dresdner Fußball-Fans beim letzten Auswärtsspiel der Saison in Baden-Württemberg dabei. Einige von ihnen sorgten auch dafür, dass die Eingangstore zum Stadion überrannt und später die Imbissstände im Gästebereich "regelrecht geplündert und dabei das Personal massiv angegangen" wurde, hieß es.

Während sich die Dresdner in einschlägigen Ultra-Foren im Internet für ihre vermeintlich kreativen Aktionen im Block feiern ließen, gab es weitere scharfe Kritik. "Wir mussten bei einem Fußballspiel wieder einmal Dinge sehen, die wir wirklich nicht sehen wollen. Das können wir nicht einfach ignorieren. Das zeigt, wie notwendig es ist, dass wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigen", sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU).

Dynamo distanziert sich

Jörg Radek, der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, forderte laut "Bild"-Zeitung "keine Toleranz in solchen Dingen" und erklärte weiter: "Der Verein darf dazu nicht schweigen. Schweigen heißt billigen!"

Dynamo hatte sich noch am späten Sonntagabend auf dem offiziellen Twitterkanal von den Vorfällen distanziert. "Gewalt, Kriegsrhetorik und Panzer auf Zaunfahnen? Die SGD ist stark und ruhmreich. Aber ganz gewiss nicht so", twitterte Dynamo.

Dass sich die Dresdner Fans Kriegsrhetorik bedienten und in Militär-Outfits aufmarschierten, könnte beim Strafmaß durch den Verband eine Rolle spielen. "Dieser militärische Anstrich ist eine neue Komponente, die wir in unsere Überlegungen einzubeziehen haben", sagte Hans E. Lorenz, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts, der Tageszeitung Die Welt.

(sid)
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