Effenberg mit Problemen Tigerchen in Ostwestfalen

Paderborn/Düsseldorf · Trainer-Neuling Stefan Effenberg hatte mit großen Ambitionen seine Stelle beim SC Paderborn angetreten. Zwei Siegen folgten neun Spiele ohne Erfolg. Der Bundesliga-Absteiger kämpft um den Klassenerhalt, der 47-Jährige um seinen Job.

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Das ist Stefan Effenberg

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Von der Euphorie, die am 13. Oktober in Paderborn herrschte und die durch zwei Siege in den folgenden Zweitliga-Spielen noch befeuert wurde, ist nicht mehr viel übrig. Die Angst vor dem zweiten Abstieg in Folge geht in Ostwestfalen um. Dabei war die Verpflichtung von Stefan Effenberg als Nachfolger des glücklosen Markus Gellhaus vielfach als Meisterstück von Klubchef Wilfried Finke gefeiert worden. Für Skepsis war da kein Platz.

"Es gilt meine Zusage, dass Stefan Effenberg im Februar unser Cheftrainer bleibt", sagte Finke nun zwei Tage nach dem ernüchternden 0:4 im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. Seit neun Spielen ist der Bundesliga-Absteiger ohne Sieg und liegt mit 17 Punkten auf dem Relegationsplatz. Nur 1860 München (14) und Aufsteiger MSV Duisburg (12) sind noch schlechter. Der Abstand zum rettenden Ufer beträgt sechs Zähler. Am kommenden Sonntag geht es für Effenberg und seine Spieler nach Bielefeld zur Arminia. Vielleicht die letzte Chance für den Tiger, der auf seiner ersten Station als Cheftrainer zum Tigerchen geworden ist.

Große Erwartungen

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Effenberg als Trainer in Paderborn vorgestellt

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Die Erwartungen waren groß im Oktober - bei Effenberg und bei den Paderbornern. "Die Chemie passt. Effenberg ist ein erstklassiger Fußballexperte. Er wird unserer Mannschaft neues Selbstbewusstsein einhauchen und auch die Fans begeistern", schwärmte Klubchef Finke bei der Vorstellung des ehemalige Nationalspielers. Von Selbstbewusstsein ist nicht mehr viel zu spüren. Und "Effenberg raus"-Rufe der Fans sind auch kein Zeichen von Begeisterung.

Dabei war der 47-Jährige mit viel Elan an seine Aufgabe herangegangen. "Für den Einstieg in dieses Metier ist Paderborn eine Topadresse, was auch die eindrucksvollen Karrieren meiner Vorgänger zeigen", hatte er mit Blick auf Roger Schmidt (Bayer Leverkusen) und André Breitenreiter (FC Schalke) gesagt. Effenbergs Zeit in Paderborn schien nach dem Kaiserslautern-Spiel schon abgelaufen. Klubchef Finke sprach von einer Konstellation, die eine weitere Zusammenarbeit schwierig mache.

Einen Tag und mehrere Gespräche später hatte Finke, der sich in seinem Feriendomizil auf Mallorca aufhält, eine andere Sicht der Dinge. "Effenberg hat mich überzeugt, wie er am kommenden Wochenende spielen lassen will", betonte der eigenwillige Unternehmer, der schon mal als Möbelkönig bezeichnet wird und ohne dessen finanzielles Engagement es der Fußballverein SC Paderborn nie so weit gebracht hätte. An die Tabellenführung in der Bundesliga nach dem vierten Spieltag erinnert man sich gerne. Der Blick auf die aktuelle Tabelle sorgt allerdings für Grauen.

Supendierte Profis

Im Dezember versuchte Effenberg mit der Suspendierung der Profis Daniel Brückner, Mahir Saglik und Srdjan Lakic, die Krise zu beenden. Das Ergebnis überzeugte nicht. Die Mannschaft möchte mit Effenberg weitermachen. "Er stellt uns super ein. Aber er kann die Tore ja nicht selber schießen", sagte Mittelfeldspieler Moritz Stoppelkamp. Auch Paderborns Angreifer Süleyman Koc übte sich in Selbstkritik: "Er ist der Beste. Er kann nichts dafür, dass wir so dumm sind und nicht das umsetzen, was er uns vorgibt."

Stefan Effenberg weiß, wie wenig diese Aussagen seinen Arbeitsplatz sichern helfen. Allein positive Ergebnisse können ihn vor der Beurlaubung retten. "Ich kenne die Mechanismen des Fußballgeschäfts", sagte der gebürtige Hamburger. Als Profi war er von 1987 bis 2004 für Borussia Mönchengladbach, Bayern München, AC Florenz und VfL Wolfsburg aktiv und ließ in seinem letzten Jahr bei al-Arabi in Katar seine erfolgreiche Spielerkarriere ausklingen.

"Natürlich ist die Situation nicht einfach, aber es ist wichtig, dass man gerade dann zusammenhält", sagte Effenberg. Noch ist der mächtige Klubchef Wilfried Finke dazu bereit. Noch! "Stefan ist sich im Klaren darüber, dass er im Februar noch nicht geliefert hat", betonte Finke und machte damit deutlich, dass die Gnadenfrist für den Trainer-Debütanten nach nur zwölf Punktspielen abgelaufen sein könnte.

(RP)
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