Frankfurt auf Champions-League-Platz Bobic und Kovac bremsen die Euphorie

Frankfurt/Main · Eintracht Frankfurt mischt weiter in der Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga mit. Durch den Sieg gegen Gladbach kletterten die Hessen zumindest vorübergehend auf Rang zwei - die Beteiligten genossen die Momentaufnahme.

 Frankfurts Trainer Nico Kovac

Frankfurts Trainer Nico Kovac

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Den "One-Night-Stand" der besonderen Art genoss Fredi Bobic in vollen Zügen, für längerfristige Schwärmereien war dem Sportvorstand von Eintracht Frankfurt das Abenteuer aber noch zu frisch. "Das ist eine wunderschöne Momentaufnahme, das nehmen wir gerne mit", sagte Bobic nach dem Sprung seiner Mannschaft auf Rang zwei: "Aber wenn wir zu träumen beginnen, werden wir ganz schnell durchgereicht."

Durch den 2:0 (1:0)-Erfolg zum Auftakt des 20. Spieltags gegen Borussia Mönchengladbach ging es für das Überraschungsteam in der Tabelle der Fußball-Bundesliga aber zunächst mal in die andere, die richtige Richtung. Mannschaften wie RB Leipzig und Borussia Dortmund wurden von den Hessen überflügelt, urplötzlich belegte Frankfurt für eine Nacht mit 33 Punkten den Platz direkt hinter dem enteilten Tabellenführer Bayern München.

Sowohl Bobic als auch Erfolgstrainer Niko Kovac, die beiden "Euphoriekiller" der Frankfurter, schickten Mannschaft und Fans deshalb in den Genussmodus. "Sie sollen ein Foto von der Tabelle machen und es sich einrahmen", sagte Kovac, der seinen Schützlingen nach dem Auslaufen am Samstag zwei freie Tage gönnte. Und die werden auch nötig sein - denn der Kroate kündigte an, am Dienstag wieder die Zügel anzuziehen.

"Wir müssen weiter arbeiten. Ich werde das Team in der Woche so vorbereiten wie in den vergangenen Wochen", sagte Kovac. Die nächste Partie beim FC Augsburg ist schließlich eine weitere gegen einen direkten Konkurrenten. Aber bei dieser Tabellenkonstellation gilt das schon fast für alle Spiele.

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Denn hinter den Bayern lagen vor dem Spieltag neun Mannschaften innerhalb von vier Punkten. Wer genau wann den Blick tatsächlich nach Europa richten darf, entscheidet sich erst in den kommenden Wochen. Eine Strategie besitzt Kovac jedenfalls schon.

"Wir wollen den Abstand nach unten vergrößern und im Sog der anderen mitschwimmen", sagte der 46-Jährige. Die anderen, das sind Klubs, die "mehr investiert und andere Ziele haben" als die Eintracht. Klubs, die laut Kovac also eher "unter Druck stehen als wir."

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Wie befreiend die aktuelle Situation tatsächlich sein kann, bewies der Auftritt der Frankfurter vor allem in der ersten Halbzeit gegen Gladbach. Angeführt von Routinier Kevin-Prince Boateng, der wie schon beim Hinspiel-Sieg traf (43.), überraschten die Gastgeber mit einer erstaunlich reifen und erfrischenden Spielkultur.

Zwar musste zwischenzeitlich um den ersten Heimsieg nach vier Partien ohne Erfolg gezittert werden, nach dem vergebenen Foulelfmeter des Gladbachers Thorgan Hazard (78.) und dem Treffer von Luka Jovic (90.+2) war die Erleichterung aber groß. "Die Situation ist schön für die Mannschaft, die Fans und die Stadt", sagte Boateng: "Wenn man so zusammenhält, kann man viel erreichen."

Bobic stimmte seinem Leader in Teilen zu, er sagte: "Die Jungs können die Latte so hoch legen, wie sie wollen. Aber sie müssen es jede Woche beweisen." Erst dann dürfe geträumt werden, meinte Bobic. "Aber jetzt", sagte er, "jetzt ist es nur ein schöner One-Night-Stand."

(sid)
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