Nur Unentschieden gegen Nürnberg Frankfurt wandelt am Abgrund

Frankfurt/Main · Mitten im emotionalen Ausnahmezustand zwischen Russ-Drama und Abstiegs-Angst versuchte sich Niko Kovac dann doch noch an einer halbwegs nüchternen Einordnung.

Eintracht Frankfurt: Eigentor von Marco Russ gegen den FC Nürnberg
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Frankfurter Russ erzielt Eigentor gegen Nürnberg

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Foto: ap, PRO

"Immerhin haben wir noch den Ausgleich gemacht. Das ist zu wenig, lässt uns fürs Rückspiel aber alles offen", sagte der kroatische Trainer von Eintracht Frankfurt nach dem 1:1 (0:1) im Relegations-Hinspiel gegen den 1. FC Nürnberg - die Hessen wandeln auf einem ganz schmalen Grat zwischen Rettung und Absturz.

Es war ein Spiel, das angesichts der schlimmen Nachrichten und den, nun ja: Kommunikations-Problemen beider Mannschaften rund um die Krebs-Diagnose von Eintracht-Verteidiger Marco Russ kaum mit normalen Maßstäben zu messen war - zumal Russ mit seinem Eigentor zur Nürnberger Führung (43.) und seiner Gelbsperre für das Rückspiel sogar zu einem noch tragischeren tragischen Helden zu werden schien, ehe dem jungen Mijat Gacinovic (65.) noch der Ausgleich gelang.

Nach eben jenem denkwürdigen Spiel fanden vor allem die Frankfurter nur langsam zum Tagesgeschäft zurück, wollten sich Kovac und seine Mitstreiter nur allmählich wieder mit dem Thema drohender Abstieg beschäftigen. "Ich bin nach wie vor optimistisch. Mein Gefühl sagt mir, dass wir in Nürnberg bestehen können", sagte Heribert Bruchhagen mit Blick auf das Rückspiel am Montag (20.30 Uhr/Live-Ticker).

Das Gefühl des scheidenden Vorstandsboss in allen Ehren: Gegen nach einem langen Kampf um Zweitliga-Platz drei erschöpft wirkende Nürnberger zeigte Frankfurt, warum zuvor 34 Spiele nicht zur direkten Rettung gereicht hatten. Bei durchaus vorhandener spielerischer Klasse enttäuschte Eintrachts Offensive einmal mehr: Der lange verletzte Alex Meier war nur ein Schatten, Stefan Aigner spielte unglücklich, Haris Seferovic bleibt ein Torjäger a.D., Luc Castaignos ein Rätsel.

"Mit dem 1:1 haben wir das Schlimmste vermieden", sagte Meier: "Es ist vollkomnen egal, ob ich im Rückspiel spiele. Hauptsache wir schaffen das." Verteidiger Bastian Oszipka bemühte sich um eine Kampfansage, die recht zahnlos ausfiel: "Es fühlt sich nicht wie eine Niederlage an. Es war uns allen bewusst, dass es eng wird. Wir können dort gewinnen." Optimismus klingt anders, die Angst vor dem Sturz in Liga zwei brach sich nach Abpfiff subtil Bahn.

Auch der Club ging nur schleppend in die Bewertung des Hinspiels über. Nachdem sich Trainer Rene Weiler ("eine Inszenierung") und Torhüter Raphael Schäfer ("Wenn einer wirklich schwer krank ist, dann kann er nicht Fußball spielen") irgendwo zwischen unglücklich und dümmlich zur Causa Russ geäußert, schnell aber um Entschuldigung gebeten hatten, einigten sich die Nürnberger dann doch auf eine zufriedenstellende Lesart der ersten 90 Relegations-Minuten.

"Das ist ein gutes Resultat. Trotz der Überlegenheit kam Frankfurt so kaum zu Chancen. Es bleibt nun weiter alles offen", sagte Weiler. Und auch bei Verteidiger Georg Margreitter lebt der Glauben an den Aufstieg: "Durch das Auswärtstor ist die Ausgangslage gut. Jetzt haben wir es in unseren Händen", sagte der Österreicher.

(spol/sid)
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