Boateng entsetzt über Rassismus "Wir müssen eine Front bilden"

Frankfurt/Main · Kevin-Prince Boateng will noch stärker gegen Rassismus vorgehen. Dabei unterstützt der Profi von Eintracht Frankfurt das Vorhaben von Klub-Präsident Peter Fischer gegen die AfD und findet deutliche Worte über eine Werbekampagne des Modekonzerns H&M.

Porträt: Das ist Kevin-Prince Boateng
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Foto: dpa/Andreas Arnold

Kevin-Prince Boateng führt diesen Kampf seit Langem, die Auswüchse des Rassismus im Fußball hat der Mittelfeldspieler von Eintracht Frankfurt selbst erlebt. Doch nach den neuerlichen Vorfällen und Schlagzeilen will sich der 30-Jährige noch stärker engagieren. "Wenn das meine Berufung ist vom großen Gott, von Allah oder Buddha, dann ist es so", sagte Boateng Frankfurter Medien: "Es reicht jetzt."

Gemeinsam mit anderen Fußballprofis "werde ich den Kampf aufnehmen", Stars wie Mario Balotelli oder Patrick Kluivert hätten sich schon bei ihm gemeldet. Auslöser waren die Anfeindungen gegen den dunkelhäutigen Profi Blaise Matuidi von Juventus Turin in der italienischen Serie A. Der Franzose war in den Ligaspielen bei Cagliari Calcio und Hellas Verona von gegnerischen Fans rassistisch beleidigt worden.

"Wir dürfen nicht mehr die Augen zumachen. Es genügt nicht, eine Woche darüber zu reden und dann verläuft es sich wieder. Wir müssen eine Front bilden", sagte Boateng. Dass Hellas Verona nur mit einer Geldstrafe von 20.000 Euro belegt worden war, sei "ein Witz. Da kann man sich doch totlachen".

Auch die Entschuldigung des Bekleidungskonzerns H&M nach einer völlig verunglückten Werbeaktion nahm Boateng nicht an. "Das ist eine Frechheit", sagte der frühere Nationalspieler Ghanas. In der Kampagne hatte ein dunkelhäutiger Junge einen Kapuzenpullover mit der Aufschrift "Coolster Affe im Dschungel" ("Coolest Monkey in the Jungle") getragen, H&M wurde dafür scharf kritisiert.

"Ich bin dunkelhäutig, ich bin als Affe beleidigt worden. Weil wir Schwarze sind. Wie viele Leute sitzen da in der Marketingabteilung?", sagte Boateng: "Solche Fehler dürfen nicht passieren. Eine Entschuldigung reicht nicht."

Unter anderem war auch Boateng während seiner Zeit beim AC Mailand Opfer rassistischer Anfeindungen geworden. Bei einem Freundschaftsspiel verließ er 2013 nach rassistischen Gesängen das Spielfeld. Kurze Zeit später hielt er am internationalen Tag gegen Rassismus eine Rede vor den Vereinten Nationen.

Das Vorhaben von Eintracht-Präsident Peter Fischer, keine AfD-Mitglieder in den Verein aufzunehmen beziehungsweise diese auszuschließen, unterstützt der Mittelfeldspieler. "Ich brauche mit ihm gar nicht darüber zu reden", sagte Boateng: "Ich stehe hinter ihm, ich stehe hinter jedem, der gegen Rassismus kämpft."

Fischer hatte seinen Plan zum Jahreswechsel in einem viel beachteten Interview mit der FAZ bekannt gegeben. "Ich werde auf der Mitgliederversammlung (am 28. Januar, d. Red.) eine deutliche Position beziehen, dass es sich mit unserer Satzung nicht verträgt, AfD zu wählen", hatte der Klubchef gesagt: "Es kann niemand bei uns Mitglied sein, der diese Partei wählt, in der es rassistische und menschenverachtende Tendenzen gibt."

Im "Hessischen Rundfunk" hatte Fischer betont, dass es bei der Eintracht für "die braune Brut" keinen Platz gebe. "Solange ich da bin, wird es keine Nazis bei Eintracht Frankfurt geben", sagte er. Der hessische AfD-Landesvorstand erstattete daraufhin Anzeige wegen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung.

Laut der "Frankfurter Rundschau" habe die rechtspopulistische Partei in Frankfurt zudem einen Antrag eingereicht, in dem Fischer "verfassungswidrige Bestrebungen" vorgeworfen und die Streichung sämtlicher finanzieller Mittel für die Eintracht gefordert werden.

(sid)
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