Frankfurt ließ Vertrag mit Agentur IMG platzen Eintracht-Rettung droht zu scheitern

Frankfurt/Main (sid). Die wirtschaftliche Rettung von Eintracht Frankfurt droht doch noch zu scheitern. Der hochverschuldete Fußball-Bundesligist ließ eine unterschriftsreife Vereinbarung mit der Vermarktungsagentur International Management Group (IMG) in letzter Minute scheitern. Der Traditionsklub, der angeblich mit vier potenziellen Geldgebern verhandelt, geht dennoch davon aus, die zur Lizenzerteilung notwendigen Unterlagen bis zum kommenden Mittwoch (15. März) beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) vorlegen zu können.

IMG hatte der mit rund 14 Millionen Mark verschuldeten Eintracht 31 Millionen Mark geboten und sollte im Gegenzug eine Beteiligung von 25,1 Prozent am Verein erhalten. Der Hamburger Vermarkter sollte zudem von der Stadt Frankfurt den Zuschlag zum Neubau des Waldstadions erhalten, in dem nur mit einem erstklassigen Fußballteam dauerhaft Geld zu verdienen wäre. Die Stadionvergabe, die am Freitag entschieden werden sollte, wurde auf Grund dieser Entwicklung vom Frankfurter Magistrat aufgehoben und wird nun neu ausgeschrieben.

Nach Angaben von Eintracht-Pressesprecherin Katja Kraus birgt das bereits mit IMG unterzeichnete Eckdatenpapier "das Risiko dauerhafter finanzieller Engpässe. Die Abgabe der Vermarktungsrechte sind für den Verein eine richtungweisende Entscheidung. Es gibt Verhandlungen mit Partnern, die bessere Konditionen bieten. Namen kann ich keine nennen", sagte Kraus.

Die Vereinsspitze mit Schatzmeister Rainer Leben und dem Verwaltungsratsvorsitzenden Bernd Ehinger gab keine Stellungnahme ab. Von der völlig unerwarteten Entscheidung war Sportdezernentin Sylvia Schenk erst am späten Donnerstagabend nach einer Sitzung der Eintracht-Gremien unterrichtet worden. "Der Verein hat offenbar eine Lösung für die Altschulden gefunden und sucht weiter nach einem strategischen Partner, um den Finanzbedarf für die Zukunft zu decken", sagte Schenk.

Zumindest IMG scheint kein Interesse mehr an einer Partnerschaft zu haben. "Rückzug, wenn Stadion-Neubauprojekt nicht sicher ist", lautete der Titel einer Presseerklärung am Morgen. Die Investitionen in den Klub und der Neubau sind nach Ansicht von IMG zwingend miteinander verzahnt. Die jetzige Variante sei "nicht nur ein Verstoß gegen getroffene Absprachen, sondern wäre ein Weg, den IMG auch wegen des anstehenden Lizenzierungsverfahrens wirtschaftlich für nicht realisierbar hält."

Eintracht-Verhandlungsführer Leben hatte bei den zähen Unterredungen in der vergangenen Wochen immer wieder betont, man werde den Traditionsklub nicht unter Wert verkaufen. Das IMG-Angebot war aus Vereinskreisen als "Knebelvertrag" bezeichnet worden. Sylvia Schenk meinte allerdings: "Nach meiner Kenntnis der Eckdaten halte ich den Entwurf nicht für einen Knebelvertrag."

Die nach wochenlangen Bemühungen in der Öffentlichkeit bloß gestellte Stadtspitze reagierte höchst verärgert auf die Entwicklung: "Es hat im Magistrat einige Irritationen über das Verhalten der Eintracht gegeben, um es ganz vorsichtig zu sagen. Dieser Umgang ist in hohem Maße problematisch", erklärte Bürgermeister Achim Vandreike. Der Stadionneubau wird sich durch die europaweite Ausschreibung nun um etwa ein Jahr verzögern.

(RPO Archiv)
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