Griechenland verliert gegen die Färöer Die Schmach von Piräus

Düsseldorf · Vor zehn Jahren waren die Griechen Fußball-Europameister. Nach der 0:1-Heimniederlage gegen die Färöer sind sie ganz unten.

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Färöer gewinnen sensationell in Griechenland

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Es ist für eine halbwegs anerkannte Fußball-Nation eine große Kunst, sich nicht für die Europameisterschaft 2016 zu qualifizieren. Da Uefa-Präsident Michel Platini das Turnier in seiner französischen Heimat auf 24 Teilnehmer aufgebläht hat, darf fast jedes zweite Land oder Ländchen mitmachen. Die beiden Ersten jeder Gruppe kommen weiter, genauso fünf von neun Dritten. Die Griechen scheinen Ehrgeiz hinein zu legen, im Sommer 2016 ausgiebig Urlaub machen zu können. Nach vier Spielen haben sie erst einen Punkt und stehen am Ende ihrer Gruppe.

Die 0:1-Niederlage gegen die Färöer (!) in einem Heimspiel (!) geht als neuer Tiefpunkt in die Fußballgeschichte Griechenlands ein. Als Schmach von Piräus. Als einziger halbwegs anerkannter Fußball-Nation war zuvor nur den Österreichern eine Niederlage gegen die wackeren Kämpfer aus dem Nordatlantik gelungen. Am 12. September 1990 im schwedischen Landskrona. Es war das erste Pflichtspiel der Färinger überhaupt. Kurz zuvor hatte die Uefa sie aufgenommen. Unvergessen sind Torhüter Jens Martin Knudsen, im Hauptberuf Gabelstaplerfahrer in einer Fischfabrik, und seine Pudelmütze. Österreichs Trainer Peppi Hickersberger verlor seinen Job. Ehe er hinausgeworfen wurde, trat er vorsichtshalber zurück.

Auf eine Niederlage gegen die Färöer folgt in jeder halbwegs anerkannten Fußballnation eine Trainerentlassung. Das ist ein Naturgesetz. Deshalb warfen die Griechen jetzt Claudio Ranieri raus. Der Trainer mit imposanter Vita - er arbeitete zuvor unter anderem beim FC Chelsea, bei Juventus Turin, bei Atletico Madrid und beim AS Monaco - muss nach nur drei Monaten gehen.

"Wir sahen keine andere Möglichkeit, als die Zusammenarbeit zu beenden", teilte der hellenische Verband mit dem schönen Namen EPO mit. "Nach dieser niederschmetternden Niederlage der Nationalmannschaft übernehme ich die komplette Verantwortung für die unglückliche Wahl des Trainers", sagte Verbands-Präsident Giorgos Sarris.

Im Spiel morgen gegen Serbien wird der bisherige Assistenztrainer Kostas Tsanas in der Verantwortung stehen. Eine interessante Konstellation. Denn bei den Serben hat sich gerade der frühere Gladbacher Kurzzeittrainer Dick Advocaat von seinen Aufgaben entbunden.

In Griechenland wird heftig über den zuletzt in Irland beschäftigten Italiener Giovanni Trapattoni (75) als künftigen Nationaltrainer spekuliert. Auch der frühere Uerdinger Henk ten Cate (59/Sparta Rotterdam) gilt als Anwärter. Ein Comeback von Otto Rehhagel (76) ist wohl ausgeschlossen. Der Essener hatte für den größten Erfolg in der griechischen Sportgeschichte seit dem Sieg von Spyridon Louis beim olympischen Marathon 1896 gesorgt, als er 2004 seine fußballerisch limitierte Mannschaft in Portugal zum EM-Titel führte.

Der 75 Jahre alte Trapattoni hat sich bereits öffentlich um den Job beworben. "Ich verspüre noch das Feuer in mir und würde noch gern weiter trainieren. Es wäre eine Ehre für mich, die griechische Nationalelf zu trainieren, doch bis jetzt ist nichts entschieden worden", wird Trapattoni in italienischen Medien zitiert.

Berti Vogts' geflügeltes Wort von den Kleinen, die es im internationalen Fußball angeblich nicht mehr gibt, galt an diesem Wochenende wie selten zuvor. Denn nicht nur die Färinger (Nummer 187 der Weltrangliste), die nun laut von der Teilnahme am Endturnier in Frankreich träumen, und die Gibraltarer, die ihren 0:4-Triumph in Deutschland genossen, sondern auch andere so genannte Zwerge machten von sich reden. Liechtenstein gelang mit dem 1:0 in Moldawien der zehnte Sieg in seiner Länderspielgeschichte. San Marino erkämpfte sich mit dem 0:0 gegen Estland immerhin noch einen Zähler. San Marino hatte in den vergangenen zehn Jahren 61 Mal verloren.

"Es gab Tränen in der Umkleidekabine, eine Menge Gefühle. Wir haben sehr, sehr lange auf so ein Ergebnis gewartet. Wir sind unglaublich froh und stolz", sagt Torwart Gunnar Nielsen, der Torwart der Färöer. Trainer Lars Olsen: "Das ist unser größter Sieg. Griechenland ist im internationalen Fußball ein bedeutenderer Name als Österreich." Das hören die armen Österreicher aber gar nicht gern.

(RP)
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