EM 2016 Das Formbarometer der 24 Mannschaften
Eine Woche vor Beginn der EM in Frankreich haben wir die Form der 24 Teilnehmer überprüft.
Gruppe A
FRANKREICH: Der Gastgeber hat in diesem Jahr sämtliche Testspiele gewonnen. Im letzten Vorbereitungsspiel bezwang Frankreich Schottland mit 3:0. Besonders Olivier Giroud ist derzeit in Topform: Der Angreifer erzielte sieben Tore in den letzten vier Spielen. Einziger Störfaktor ist derzeit die Rassismus-Debatte um Trainer Didier Deschamps.
RUMÄNIEN: Der vorletzte EM-Test hat den Glauben in die eigene Stärke schwer erschüttert. Nach der kompletten Qualifikation mit nur zwei Gegentoren kassierte Rumänien beim 3:4 gegen die Ukraine gleich doppelt so viele Treffer. Bei der Generalprobe gegen Georgien lief es dann viel besser: 5:1 lautete das Endergebnis.
SCHWEIZ: Die Eidgenossen setzen auf ihre Bundesliga-Legionäre. Elf Profis aus der Beletage des deutschen Fußballs sollen helfen, dass die Schweiz erstmals die EM-Vorrunde übersteht. Nach bescheidenden Auftritten gegen Irland (0:1) und Bosnien-Herzegowina (0:2) zeigte die Formkurve beim 1:2 im Test gegen Belgien nach oben. Das mühsame 2:1 gegen Moldawien war aber glanzlos.
ALBANIEN: Beim EM-Neuling herrscht riesige Euphorie, Albanien hält gar die K.o.-Runde für möglich. Große Stärke sind Defensive und mannschaftliche Geschlossenheit. Allerdings mangelt es an Offensivstärke: Mit dem Toreschießen tut sich das Team des Italieners de Biasi schwer. Beim 1:3 in der Generalprobe gegen die Ukraine patzte Keeper Etrit Berisha gleich mehrfach. Schwerwiegende Ausfälle gibt es nicht.
Gruppe B
ENGLAND: Die Euphorie wächst immer weiter. Zwei 2:1-Siege mit ordentlichen Leistungen über die Türkei und Australien lassen den Glauben an eine erfolgreiche EM - wie aber schon so oft zuvor - wachsen. Das 1:0 gegen Portugal war glanzlos. In seinem Kader setzt der als konservativ verschriene Coach Hodgson auf eine junge Auswahl mit dem 18-Jährigen Rashford.
RUSSLAND: Sportlich ließ der jüngste EM-Test gegen Tschechien mit dem 1:2 zu wünschen übrig. Aber wenige Tage nach dem Erhalt seines russischen Passes feierte der eingewechselte Schalker Bundesliga-Profi Roman Neustädter sein Debüt für die Sbornaja. Am Sonntag folgt ein weiterer Test gegen Serbien zur Formüberprüfung.
WALES: Beim EM-Neuling steht und fällt alles mit Gareth Bale. Der Superstar von Real Madrid kommt nach dem Gewinn der Champions League hochmotiviert zur Nationalmannschaft. Dennoch sind die Waliser in der der Gruppe B mit England, der Slowakei und Russland nur Außenseiter. Am 5. Juni steht in Schweden die Generalprobe an.
SLOWAKEI: Der überraschende 3:1-Testspielsieg gegen Deutschland hat den Osteuropäern Hoffnung gegeben, die schwere Vorrundengruppe zu überstehen. Viel wird davon abhängen, wie sich Schlüsselspieler Marek Hamsik vom SSC Neapel präsentiert. In Peter Pekarik (Hertha) und Dusan Svento (Köln) stehen zwei Bundesligaprofis im Kader. Im letzten EM-Test musste man sich mit einem dem torlosen 0:0 gegen Nordirland begnügen.
Gruppe C
DEUTSCHLAND: Der Weltmeister hat im Trainingscamp in der Schweiz mit einigen Anlaufschwierigkeiten an der EM-Form gearbeitet. Kapitän Bastian Schweinsteiger und Mats Hummels werden bis zum ersten Turnierspiel gegen die Ukraine nicht fit. Marco Reus musste wegen Schambeinproblemen sogar nach Hause. Das Ziel bleibt aber der Titel.
UKRAINE: Seit dem 0:1 im letzten regulären Qualifikationsspiel gegen Spanien im Oktober hat die Ukraine von sechs Partien fünf gewonnen. Das 4:3 gegen Rumänien zuletzt offenbarte aber Konzentrationsmängel, beim 3:1 gegen Albanien machte nur die Torwartposition Sorgen. Es geht wohl um Platz drei in der Gruppe – ein angenehmer Auftaktgegner ist das Team für Deutschland aber keinesfalls.
POLEN: Robert Lewandowski und sein Team haben noch viel Luft nach oben. Ohne Robert Lewandowski hat Deutschlands EM-Gruppengegner Polen eine durchwachsene EM-Generalprobe abgeliefert. In ihrem letzten Testspiel kam das polnische Team nicht über ein torloses Unentschieden gegen Litauen hinaus. Im ersten EM-Härtestest hatten die Polen mit 1:2 gegen die Niederlande verloren und zeigten vor allem, dass sich die Mannschaft in der Defensive steigern muss.
NORDIRLAND: Die Nordiren strotzen vor Selbstvertrauen. Zwölf Spiele nacheinander hat das Team von Michael O'Neill nicht mehr verloren, zuletzt gab es ein 0:0 gegen die Slowakei. Sonderlich starke Einzelspieler gibt es nicht, aber selbst einen Mann aus der dritten Liga wie Stürmer Will Grigg dürfen die Gegner nicht unterschätzen.
Gruppe D
SPANIEN: Der Titelverteidiger ist noch nicht in EM-Form: Im letzten Testspiel vor der Endrunde in Frankreich unterlagen die Spanier gegen Georgien mit 0:1. Auf Coach del Bosque und sein Team wartet noch viel Arbeit.
TSCHECHIEN: Altstar Rosicky gibt die meisten Rätsel auf. Wozu ist der verletzungsanfällige 35-Jährige nach einem kompletten Jahr ohne Spielpraxis noch fähig? Coach Vrba setzt voll auf den früheren BVB-Profi. Ein Weiterkommen in der Gruppe mit Spanien, Kroatien und der Türkei ist aber allemal möglich.
TÜRKEI: Das Team des erfahrenen Trainers Fatih Terim schaffte die EM-Qualifikation nur mit Mühe als bester Gruppendritter. Dennoch sind in der Heimat die Erwartungen groß. Die Bilanz der vergangenen 18 Monate mit nur einer Niederlage im Test am 22. Mai in England (1:2) macht Mut. Spielerisch blieben zuletzt jedoch viele Wünsche offen.
KROATIEN: Beim 1:0-Sieg gegen Moldau bemängelte Trainer Ante Cacic die mangelnde Chancenverwertung. Das soll im letzten Test gegen San Marino besser werden. Cacic setzt vor allem auf das Star-Trio Mandzukic, Rakitic und Modric, der nach dem Champions-League-Triumph mit Real Madrid als letzter Profi zur Mannschaft stieß.
Gruppe E
BELGIEN: Der EM-Geheimfavorit tat sich am Mittwoch beim 1:1 gegen Finnland sehr schwer. Dazu hat die Mannschaft von Trainer Marc Wilmots ohne Kapitän Vincent Kompany Probleme in der Abwehr. Vor dem EM-Auftakt gegen Italien am 13. Juni tritt das Team des früheren Bundesligaprofis Kevin De Bruyne am Sonntag gegen Norwegen an.
ITALIEN: Trainer Antonio Conte steht bis zum EM-Auftakt gegen Belgien noch viel Arbeit bevor. Zwar sind die defensivstarken Italiener stets ein unangenehmer Gegner, doch die Hoffnungen in Kapitän Buffon und Co. sind in der Heimat gering. Den letzten Em-Test gewannen die Italiener mit 2:0 gegen Finnland.
IRLAND: Ihre Generalprobe haben die Iren verpatzt. Gegen Weißrussland kassierten sie eine 1:2-Niederlage. Ohne den verletzten Routinier Robbie Keane fehlte der Elf von Martin O'Neill die EM-Reife. Am Mittwoch stimmte sich die Mannschaft mit einem Opernbesuch unter dem Motto "Bon Voyage to the Boys in Green" auf die Frankreich-Reise ein.
SCHWEDEN: Alles hängt bei den Schweden von Zlatan Ibrahimovic ab. Nach einer Pause wegen Wadenproblemen ist der exzentrische Stürmerstar zuversichtlich für die EM. "Ich fühle mich stark, sehr stark", versicherte der 34-Jährige, der beim letzten Formtest am Sonntag gegen Wales sein Team wieder als Kapitän anführen dürfte.
Gruppe F
PORTUGAL: Noch ohne die Champions-League-Sieger Cristiano Ronaldo und Pepe stimmt die Form der Portugiesen. Beim klaren 3:0 gegen Norwegen wurde Münchens Neuerwerbung Renato Sanches für die letzten 20 Minuten eingewechselt. Gegen England gab es ein 0:1. Trainer Fernando Santos traut seiner Mannschaft mit einem motivierten Ronaldo den Titel durchaus zu.
ISLAND: Dass es bei der ersten EM der isländischen Geschichte schwer werden könnte für die krassen Außenseiter, wurde schon im vorletzten EM-Test deutlich. Gegen die nicht für die EURO qualifizierten Norweger gab's eine 2:3-Niederlage. Schon die EM-Teilnahme an sich ist für die 300.000-Einwohner-Nation aber eine kleine Sensation.
ÖSTERREICH: Die österreichische Nationalmannschaft hat die Generalprobe für die EM in Frankreich verpatzt. Das mit Spielern aus der Bundesliga gespickte Team des Schweizer Trainers Marcel Koller unterlag den Niederlanden mit 0:2 (0:1). Dennoch ist die Stimmung weiter gut, ganz Fußball-Österreich freut sich auf das Turnier in Frankreich. Das Team ist seit langem eingespielt, Verletzte hat Nationalcoach Koller keine.
UNGARN: Im letzten Test vor der EM in Frankreich hat Ungarn gegen Weltmeister Deutschland verloren. Die harmlosen Gäste konnten das deutsche Team dabei allerdings nicht ernsthaft prüfen. Trotz der Niederlage versprüht der deutsche Trainer Bernd Storck Optimismus: "Unsere Stärke ist die defensive Kompaktheit. Das werden wir auch so gegen Österreich so machen." Die Osteuropäer bestreiten ihr erstes EM-Spiel seit 44 Jahren am 14. Juni gegen den Nachbarn.