"Jahrhundertleistung": Ganz Albanien im Delirium

Nach dem historischen Sieg glaubt ganz Albanien daran, dass drei Punkte für den Achtelfinal-Einzug reichen. Zuerst aber wurde gefeiert.

EM 2016: Ganz Tirana steht nach Albaniens Sieg Kopf
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Ganz Tirana steht Kopf

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In der Heimat feierten Zehntausende auf den Straßen, im Stadion hielten die völlig ausgeflippten Fans die "Jahrhundertleistung" auf ihren Smartphones fest: Der erste EM-Triumph der albanischen Fußball-Geschichte versetzte eine ganze Nation in Ekstase. "Der Erfolg ist für alle Albaner weltweit", sagte der Kölner Bundesliga-Profi Mergim Mavraj: "Man kann sich nicht vorstellen, wie wichtig ihnen dieser Moment ist."

Was das historische 1:0 (1:0) gegen Rumänien wert ist, wissen die Albaner nicht. Vielleicht sogar bis Mittwochabend müssen sie warten, ob der Sieg zum Einzug ins Achtelfinale reicht.

Ihren Anhängern war das allerdings egal. Bis weit nach Mitternacht dauerte in der Hauptstadt Tirana der Autokorso. Fahnen mit dem schwarzen Adler auf rotem Hintergrund flatterten in der Nacht, immer und immer wieder wurden Mavraj und Co. laut besungen. Die Zeitungen schrieben von einem "historischen Sieg" (Shqip), der "ganz Albanien in ein Delirium" (Mapo) geschickt und "magische Gefühle" (Shekulli) freigesetzt hatte.

Armando Sadiku köpft das erste Tor in der albanischen EM-Geschichte
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Sadiku köpft das erste Tor in der albanischen EM-Geschichte

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Foto: ap, AF FP

"Wir waren nicht elf Spieler auf dem Feld, sondern Millionen", sagte Mavraj voller Pathos und forderte alle Landsleute auf, die Gedanken an einen möglichen Einzug in das Achtelfinale vorerst beiseite zu schieben. "Alles, was jetzt noch kommt, ist ein brutaler Bonus. Wir sollten innehalten und den Moment nun erst mal genießen. Der Erfolg ist für uns und das gesamte Volk einzigartig." Und er beschert ungeahnte Aussichten.

Mit nun drei Punkten darf der EM-Debütant als Tabellendritter der Gruppe A doch noch auf die überraschende Teilnahme an der K.o.-Runde hoffen. Entscheidend werden dafür die Ergebnisse in den anderen Gruppen sein, "wir werden deshalb sicher zusammen vor dem Fernseher die Spiele anschauen, hoffen und bangen", sagte Ermir Lenjani.

Die Füße hochlegen und auf eine Entscheidung warten, das wird es trotz unendlicher Genugtuung allerdings nicht geben. Zu groß sind die Zuversicht und der Glaube, dass die "Jahrhundertleistung" (Mapo) nur ein vielbeachteter Zwischenschritt war. "Wir werden uns vorbereiten, als ob wir spielen würden", sagt Erfolgstrainer Giovanni De Biasi.

EM 2016, Rumänien - Albanien: die Bilder des Spiels
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Rumänien - Albanien: die Bilder

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Foto: dpa, mr

Ausschlaggebend für den verdienten Sieg in Lyon durch den Treffer von Armando Sadiku (43.) waren laut De Biasi "Herz, Qualität, Verstand und mentale Stärke." Abwehrspieler Arlin Ajeti bezeichnete seine Mannschaft auch deshalb bereits als "Europameister der Hingabe."

"Nach dem Sieg ist es ein entspanntes Warten und Hoffen. Jedes Team, das kommt, werden wir mit Freude empfangen", sagte der gebürtige Hanauer Mavrej - und feierte dann wie die Anhänger weiter. "Sie haben so lange darauf gewartet", sagte Lenjani: "Man sah die Freude in den Gesichtern, sie waren mit dem Herzen dabei." In Lyon. In Tirana. Weltweit.

(sid)
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