Harter Zweikämpfer mit schlechtem Ruf Pepe, der Bösewicht mit den zwei Gesichtern

Marcoussis · Portugals Nationalelf überzeugt bei der EM bislang nicht unbedingt mit schönem Spiel und Gala-Vorstellungen. Superstar Ronaldo sucht noch seine Form, stattdessen führt Verteidiger Pepe das Team an. Doch vor dem Halbfinale bangt Portugal um seinen knallharten Abwehrchef.

Portugal im EM-Halbfinale 2016: Pepe feiert mit seinen Kindern
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Pepe feiert den Halbfinaleinzug mit seinen Kindern

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Pepe rennt, kämpft, grätscht, reklamiert und bearbeitet seine Gegner: Der portugiesische Verteidiger nutzt bei dieser Europameisterschaft wieder einmal alle Mittel, um die gegnerischen Stürmer zur Verzweiflung zu treiben. Und das mit Erfolg: Portugal steht im EM-Halbfinale gegen Wales, und der 33 Jahre alte Pepe spielt ein starkes Turnier. Der Fußballer von Real Madrid, der vor allem durch seinen Ruf als Schauspieler und fieser Zweikampfer bekannt ist, steht bislang auch exemplarisch für Portugals EM.

Die Mannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo und Talent Renato Sanches glänzt bei diesem Turnier noch nicht durch berauschendes Offensivspiel und traumhafte Kombinationen. Vielmehr wurschtelte sich die Selecção ins EM-Halbfinale, gewann von ihren bislang fünf Spielen noch keines über 90 Minuten. Dass sie dennoch erfolgreich ist, daran hat auch Pepe einen gewaltigen Anteil. Der Abwehrchef spielt eine starke EM und fiel statt mit Schauspieleinlagen oder Tätlichkeiten bislang eher mit starkem Verteidigen und Leader-Qualitäten auf.

Pepe setzt mit dem Training aus

"Pepe ist ein echter Anführer unseres Teams", lobte Trainer Fernando Santos den Verteidiger, der mit bürgerlichem Namen Kepler Laveran Lima Ferreira heißt. "Teams brauchen Anführer, und Pepe macht das fantastisch", sagte er. Umso bitterer ist es für die Portugiesen, dass Pepe nun für das EM-Halbfinale gegen Debütant Wales am Mittwoch ausfallen könnte. Am Montag pausierte der Abwehrspieler wegen Oberschenkelproblemen mit dem Training - nach Verbandsangaben eine "Vorsichtsmaßnahme". Eine genaue Diagnose gab es zunächst nicht.

Pepe polarisiert mit seinem Verhalten auf dem Platz oft, kaum ein Spieler hat so einen schlechten Ruf wie er. Zwar spielt er seit 2007 für Real Madrid und bringt dort konstant gute Leistungen, doch mit seinen Schauspieleinlagen wie im Königsklassen-Finale gegen Atlético Madrid oder Tätlichkeiten hat er sich viele Feinde gemacht. "Pepe ist ein gigantisches Arschloch", schrieb etwa Ex-Profi Gary Lineker noch während Portugals erstem EM-Spiel gegen Island auf Twitter. Schon während des Champions-League-Finals hatte er Pepe beschimpft.

Doch so rücksichtslos und arrogant Pepe sich auf dem Platz gibt - privat soll der Profi ganz anders sein. Und bei dieser EM glänzt er vor allem mit fußballerisch starken Auftritten, war bislang für sein Team sogar oft wichtiger als Superstar Cristiano Ronaldo. Denn der 31-Jährige ist trotz seiner zwei Tore gegen Ungarn bislang noch nicht in Bestform, Coach Santos nahm ihn dennoch demonstrativ in Schutz. "Ronaldo ist ein Beispiel als Kapitän seines Teams. Er macht einen großartigen Job und will immer gewinnen", lobte der Coach.

Viel Kritik musste sich die Mannschaft für ihren Halbfinaleinzug ohne Erfolg nach 90 Minuten gefallen lassen, doch das lässt die Profis bislang ziemlich kalt. "Ich bevorzuge es, hässlich zu spielen und hier zu stehen, anstatt schön zu spielen und schön zu Hause zu sein", erklärte Mittelfeldspieler Danilo trotzig. Und Pepe versprach: "In früheren Turnieren hat uns die Erfahrung gefehlt, diesmal haben wir alles, was wir brauchen, um das Finale zu erreichen und zu gewinnen."

(old/dpa)
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