Bayern-Zugang der Matchwinner Sanches stellt sogar Ronaldo in den Schatten

Portugal steht bereits zum fünften Mal in einem EM-Halbfinale. Das verdanken Ronaldo und Co. auch einem erst 18-jährigen Riesentalent, das für mindestens 35 Millionen Euro in die Bundesliga wechseln wird.

EM 2016: Renato Sanches bringt Portugal zurück ins Spiel
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Sanches bringt Portugal zurück ins Spiel

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Der FC Bayern München gratulierte schon wenige Sekunden nach dem Spiel. "Hat der Junge Nerven!", stand in einer der Twitter-Nachrichten, mit denen der deutsche Rekordmeister den Halbfinal-Einzug Portugals bei dieser EM und vor allem den gewaltigen Beitrag seines neuen Millionen-Einkaufs Renato Sanches zu diesem Erfolg würdigte.

Seit diesem Freitag ist der junge Draufgänger mit den Rastalocken auch offiziell ein Bayern-Spieler. Er ist erst 18 Jahre jung, aber schon mindestens 35 Millionen Euro teuer. Am Donnerstagabend werden die Münchener wahrscheinlich selbst noch einige Glückwünsche zu seiner Verpflichtung erhalten haben.

"Renato Sanches hat sehr gut gespielt", sagte auch Portugals Trainer Fernando Santos hinterher. "Aber ich denke nicht, dass der Renato, den wir heute gesehen haben, schon der Renato ist, den wir in der Zukunft sehen werden. Er wird immer noch besser."

Dieses EM-Viertelfinale riss Sanches an sich, nachdem der Gegner Polen schon früh durch Robert Lewandowski in Führung gegangen war (2. Minute). Er schoss den 1:1-Ausgleich, als von Superstar Cristiano Ronaldo mal wieder nichts zu sehen war (33.). Und er knallte am Ende auch noch seinen Elfmeter in den oberen linken Torwinkel, als hätte er das unter dem Druck eines solchen Turniers schon 100 Mal gemacht.

Mit 5:3 im Elfmeterschießen gewann Portugal ein Spiel, das auch die große Frage hinterließ, was eigentlich beeindruckender war: Wie selbstsicher Renato Sanches es mit seinen erst 18 Jahren prägte - oder wie abgeklärt er diesen Abend in Marseille danach kommentierte.

FC Bayern München: Das ist Renato Sanches
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Das ist Renato Sanches

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Foto: afp, CS

"Die Leute kritisieren uns, aber das ist uns egal. Wir sind im Halbfinale!", meinte er. "Wir waren sehr ruhig, cool und zuversichtlich im Elfmeterschießen. Also haben wir gewonnen", sagte er auch. Und warum er sich im Gegensatz zu einem Routinier wie Pepe von Real Madrid getraut habe, selbst anzutreten? "Das Team vertraut mir. Also war ich auch selbstbewusst genug, zu schießen."

Egal, wie weit sein Team noch kommen wird: Renato Sanches hat seine Spuren bei dieser EM längst hinterlassen. Der jüngste Spieler, der je für Portugal bei einem Turnier zum Einsatz kam, war er schon vor diesem Spiel. Der drittjüngste Torschütze der EM-Historie ist er nach Johan Vonlanthen (Schweiz) und Wayne Rooney (England) jetzt auch.

Paris St. Germain und vor allem Manchester United wollten ihn in diesem Sommer ebenfalls von Benfica Lissabon abwerben. Doch am Ende drängte besonders der neue Trainer Carlo Ancelotti die Bayern dazu, dieses Ausnahmetalent zu verpflichten. "Er ist ein Phänomen", sagte der Italiener erst in dieser Woche dem "Corriere dello Sport".

Das gleiche lässt sich bei dieser Europameisterschaft auch über die Portugiesen sagen - wenn auch mit etwas weniger Bewunderung und dafür mehr Irritation in der Stimme. Sie stehen jetzt im Halbfinale, obwohl sie bislang in keinem ihrer fünf Spiele nach 90 Minuten vorne lagen - ein EM-Novum. Und sie haben am kommenden Mittwoch gegen Belgien oder Wales bereits zum fünften Mal die Chance, in ein EM-Endspiel einzuziehen, obwohl gerade ihr wichtigster Spieler Cristiano Ronaldo nicht in Form ist.

"Von heute an ist alles möglich für uns", sagte der Superstar von Real Madrid. "Vielleicht hat niemand auf uns gesetzt. Aber wir stehen jetzt im Halbfinale. Ich muss meinen Teamkollegen und unserem Trainerteam gratulieren. Wir machen hier einen fantastischen Job."

Fantastischer Job? Nun ja. Renato Sanches fiel in Marseille auch deshalb so auf, weil Ronaldo erneut blass blieb. Der künftige Bayern-Star tauchte mal vor der Abwehr auf, mal auf dem Flügel und mal im Sturmzentrum auf. Er war vor allem in der ersten Halbzeit überall zu finden - was einerseits für ihn spricht, aber andererseits auch gegen die Struktur dieses portugiesischen Spiels. Die Energie eines 18-Jährigen und die Hoffnung, dass Ronaldo doch noch einmal trifft: Vor allem daran hält sich Portugal vor dem Halbfinale fest. "Das wird eine Riesen-Herausforderung", sagte Sanches.

(dpa)
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