Sieg gegen Spanien Und plötzlich ist Kroatien ein Titelkandidat

Bordeaux · Der Gruppensieg nach dem 2:1 über Spanien soll für Kroatien erst der Anfang gewesen sein. Die "Feurigen" träumen schon vom Titel.

EM 2016: Danijel Subasic hält Elfmeter von Sergio Ramos
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Subasic hält Elfmeter von Ramos

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Er hätte allen Grund zur Freude gehabt, doch Ivan Perisic blickte fast ein bisschen böse. "Das ist erst der Anfang", sagte er. Nein, Siegtorschütze Perisic ließ nach dem imponierenden 2:1 (1:1) gegen Titelverteidiger Spanien keine Zweifel an der EM-Mission der Kroaten aufkommen. "Wir wollen noch lange im Turnier bleiben. Wir haben ein tolles Team und sind bereit", betonte der Matchwinner. Mit ernster Miene.

Geht es nach dem Selbstverständnis der "Vatreni", soll das Achtelfinale am Samstag in Lens (21.00 Uhr) nicht mehr sein als eine Zwischenstation auf dem Weg zum Endspiel im Stade de France von St. Denis. Nach dem dritten Platz bei der WM 1998 in Frankreich träumt Kroatien nun vom Titel. "Ich glaube, dass wir hier jedes Spiel gewinnen können", erklärte Trainer Ante Cacic - und er klang nicht mal überheblich, als er das sagte.

Den Titelverteidiger haben sie schon mal überrumpelt - mit einem ebenso unerwarteten wie verdienten Sieg. Durch den späten Siegtreffer von Perisic (88.) entrissen die kroatischen Quälgeister Spanien noch den Gruppensieg, der ehemalige Dortmunder und Wolfsburger verhinderte dadurch ein Achtelfinalduell gegen Italien. Stattdessen hat Kroatien nun vermeintlich leichtes Spiel in der K.o.-Runde. Auf die großen Brocken wie Weltmeister Deutschland träfen sie erst im Finale.

"Italien muss froh sein"

Die "Feurigen" sind plötzlich Titelanwärter - und sie sehen sich auch selbst so. "Italien muss froh sein, dass sie nicht gegen uns spielen müssen", sagte Perisic selbstbewusst. "Wenn wir so weiter spielen, können wir jede Mannschaft schlagen", sagte Angreifer Marko Pjaca, einer der jungen Wilden im Team von Trainer Cacic, und behauptete: "Wer Spanien besiegt, kann weit kommen."

Gegern den Titelverteidiger hatte Nikola Kalicic (45.) die Führung durch Alvaro Morata (7.) ausgeglichen. Keeper Danijel Subasic ebnete dann mit seinem gehaltenen Foulelfmeter gegen Spaniens Kapitän Sergio Ramos (71.) den Weg zu Perisics Siegtreffer. Und es ist offensichtlich: Kroatien hat derzeit wohl die beste Mannschaft seit der WM 1998, als Spieler wie Suker, Boban oder Prosinecki zu Helden wurden.

Perisic und Co. wollen ihnen nun unbedingt nacheifern. "Wir müssen fokussiert bleiben. Wenn wir jetzt nachlassen, verlieren wir alles", sagte der Angreifer von Inter Mailand. Den Italienern und Spaniern gehen die Kroaten nun bis zu einem möglichen Finale ebenso aus dem Weg wie Deutschland oder Gastgeber Frankreich - und sie glauben fest an ihre Chance.

"Wir wollen Kroatien stolz machen", sagte Cacic, der mit seiner Aufstellung zockte und am Ende belohnt wurde. Der 62-Jährige schonte seine leicht angeschlagenen Stars Luka Modric (Real Madrid) und Mario Mandzukic (Juventus Turin), nahm insgesamt fünf Änderungen vor - doch die Jungen wie Pjaca oder Mittelfeld-Mann Marko Rog zahlten das Vertrauen eindrucksvoll zurück.

"Wir haben noch nichts erreicht", sagte Davor Suker, mittlerweile umstrittener Verbandspräsident. Der Sieg gegen Spanien war für die Kroaten erst der Anfang.

(sid)
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