EM-Aus vor dem TV Türken fühlen sich als Opfer

Saint-Cyr-sur-Mer · Nach dem Aus bei der EM regt sich in der Türkei Kritik am Turniermodus. "Wir wurden Opfer der Regeln. Dieser Modus muss dringend geändert werden. Portugal kommt mit drei Unentschieden weiter, während wir und Albanien einen Sieg holen und trotzdem ausscheiden", klagte der ehemalige Nationalspieler Ridvan Dilmen in der Zeitung "Sabah".

EM 2016: Pressestimmen zum Spiel Tschechien - Türkei
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Tschechien - Türkei: Pressestimmen

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Foto: dpa, sam

Den Unmut der Türken bekamen auch die Italiener nach ihrem 0:1 gegen Irland zu spüren. "Italiens Verhalten ist meiner Meinung nach verantwortungslos und nicht korrekt. Im Fußball geht es nicht nur um den Sieg, man muss auch gerecht sein", kommentierte der ehemalige Nationalcoach Ersun Yanal im türkischen Fernsehen, räumte aber ein: "Trotzdem liegt die Schuld natürlich in erster Linie nicht bei Italien, sondern bei uns."

Die Hoffnungen der Türken, mit drei Punkten als einer der besten vier Drittplatzierten in das Achtelfinale einzuziehen, hatte sich nicht erfüllt. Einen Tag nach dem bejubelten 2:0 über Tschechien mussten sie via TV mit ansehen, wie andere Teams sich für die K.o.-Runde qualifizierten. So kamen die Iren durch einen überraschenden 1:0-Sieg über Italien als Dritter der Gruppe E noch auf vier Zähler. Die mit den Türken punktgleichen Portugiesen und Nordiren hatten die bessere Tordifferenz.

Gerade das sorgte für blanke Wut bei den türkischen Gazetten. "Italien hat uns verbrannt", "die Italiener haben uns das Spiel verdorben!" oder "Italien hat für die Niederlage alles getan", titelten sie am Donnerstag.

"Ich habe Männer weinen sehen"

Bei den Spielern blieb nur Trauer und Enttäuschung. "In guten wie in schlechten Zeiten. Immer und jeder Zeit", schrieb Sahin bei Instagram unter ein Foto, auf dem er an der Seite seiner Teamkollegen gequält in die Kamera lächelt. "Ich habe Männer weinen sehen", meinte der enttäuschte Kapitän Arda Turan.

Auch die Albaner erfuhren am eigenen, wie nah Freud' und Leid beim neuen Modus beisammen liegen. Bei vorherigen Turniere mit 16 Mannschaften herrschte jederzeit Klarheit, während die Aufstockung eben immer noch das Hintertürchen über die Gruppendritten barg.

"Ich habe geahnt, dass wir drei Tage lange am Fernseher zittern müssen. Das kann nicht Sinn eines Turniers sein, dass man solche Vergleiche macht", sagte der albanische Bundesligaprofi Mergim Mavraj vom 1. FC Köln: "Für Sportler ist einfacher, wenn man nach einer Niederlage vom Platz geht und weiß, dass es das jetzt war. So ist es blöd."

(old/dpa)
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