Uefa schießt Eigentor Neue EM-Quali verschwindet aus dem TV-Programm

Düsseldorf · Das kaugummiartige Ausdehnen der EM-Qualifikationsspiele auf jeweils sechs Tage erweist sich für die Uefa in Deutschland als ein Eigentor. Es gibt keine Zuammenfassungen mehr, nur Schnipsel von einigen Spielen in Nachrichtensendungen.

Das sind mögliche Außenverteidiger für den DFB und Joachim Löw
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Außenverteidiger für Joachim Löw

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Foto: dpa/Jonathan Moscrop

Die europäische Fußball-Union Uefa hat zumindest in Deutschland ein Eigentor geschossen. Die "Entzerrung" der Qualifikationsspiele zur nächsten Europa- und Weltmeisterschaft ist kommerziell danebengegangen, die Werbe-Offensive für die "schönste Nebensache der Welt" verpufft.

Rief schon die Ausweitung der EM auf 24 Teilnehmer (bei 54 Uefa-Mitgliedern) die Kritik hervor, die anderthalbjährige Qualifikation verkomme zu einer Tingel-Tangel-Tournee, so ist die Streckung der Quali-Spiele auf sechs Tage pro Woche hierzulande ein Schlag ins Wasser.

Der Plan, jeden Tag Fußball zeigen zu lassen und so die Einnahmen zu vermehren, geht nicht auf. Theoretisch hätten Sky oder Sport1 die Internet-Angebote sowie Eurosport die notwendige Abspielfläche gehabt. Aber die Vermarktungsagentur CAA Eleven, die im Auftrag der Uefa die weltweite Zentralvermarktung der "Qualifier", wie sie offiziell heißen,übernommen hat, war wohl zu gierig. Jedenfalls teilte sie mit, dass kein Interessent erfolgreich war.

Der große Fehler war offenbar, nur Pakete und nicht einzelne Spiele angeboten zu haben. Bei Sky ist zu hören, dass wegen Russland gegen Liechtenstein kein Mensch ein Abo abschließe. Und die türkische Gemeinde in Deutschland schaue via Satellit eben einen türkischen Sender.

Eurosport hatte in der Vergangenheit ein Highlight-Programm im Angebot, aber auch das ist verschwunden. Wenn die Top-Spiele an sechs verschiedenen Tagen stattfinden, wird der Verkauf von "Highlights" auch zur Qual. Schweiz gegen England am Montag wäre ja noch etwas für eine Zusammenfassung gewesen, Tschechien gegen Niederlande am Dienstag auch.

Alles nach einem Deutschland-Spiel. Aber jeden Abend für Fußball freischaufeln? Das kann sich kein Vollprogramm erlauben.

Laut dem Fachmagazin Sponsors sollen die beiden Spartensender Sport1 und Sportdigital an den Qualifikations-Rechten interessiert gewesen sein. Bei Constantin Medien, dem Eigentümer der Sport1-Gruppe, will man gescheiterte Verhandlungen nicht kommentieren, bestätigt nicht einmal, dass Verhandlungen überhaupt stattgefunden haben.

So landeten die Rechte nicht nur für die Deutschland-Spiele, sondern für die ganze "Qualifier-Woche" bei der RTL-Gruppe. Aber auch da reichen der Programmdirektion die vier Stunden rund um Joachim Löws Mannschaft. Die Spiele an den anderen Tagen werden, so Sprecher Matthias Bolhöfer, in den Nachrichten der Sender der RTL-Gruppe — also auch ntv — abgehandelt, "ohne dass wir eine Verpflichtung haben, alle Spiele in Ausschnitten zu zeigen".

Zu gierig und nicht die erwünschte Reichweite — die Uefa hat sich prächtig verkalkuliert.

(sid)
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