Polen noch sieglos gegen DFB-Team Nicht nur Spalier stehen für den Weltmeister

Warschau · Polen mit Torjäger Robert Lewandowski will gegen Deutschland für eine Überraschung und einen Stimmungsumschwung sorgen.

Die Heim-EM vor zwei Jahren war eine einzige Enttäuschung, bei der WM waren sie gar nur Zuschauer - jetzt wollen die Polen angeführt von Kapitän Robert Lewandowski mit einem historischen Sieg gegen Weltmeister Deutschland endlich wieder einmal für positive Schlagzeilen sorgen.

"Ich respektiere Deutschland, habe aber auch keine Angst. Wir werden am Samstag unsere Trümpfe zeigen. Ich bin optimistisch", sagte Nationalcoach Adam Nawalka vor dem EM-Qualifikationsspiel der Gruppe D gegen die DFB-Auswahl am Samstag (20.45 Uhr/Live-Ticker) dem kicker. Auch Bayern Münchens Stürmerstar Lewandowski, der in seiner Geburtsstadt Warschau im Mittelpunkt steht, machte sich und seinem Team Mut: "Wir brauchen keine Angst vor ihnen zu haben."

Ein Erfolg ausgerechnet gegen Deutschland — es wäre bei bisher zwölf Niederlagen der erste im 19. Länderspiel überhaupt — würde die vielen Kritiker erst einmal verstummen lassen, die es nicht erst seit dem bitteren Vorrundenaus bei der EURO 2012 gibt. "Wir sind so unglaublich schlecht", sagte etwa der ehemalige Box-Weltmeister Dariusz Michalczewski vor dem Spiel im AZ-Interview. Von der EM habe zwar sein Heimatland profitiert, "nicht der Fußball, der ist ja noch schlechter geworden".

Michalczewski gibt damit die Stimmung im Land wieder. Selbst einem Lewandowski wird von den Fans immer wieder vorgehalten, im Verein besser als im Nationalteam zu spielen. Man habe gute Einzelspieler, "die es können würden", monierte Michalczewski — aber eben keine funktionierende Mannschaft.

Das weiß auch Nawalka. Seit Oktober 2013 versucht der Coach deshalb mit Vehemenz aus etablierten Profis wie Lewandowski, Lukasz Piszczek (Dortmund), Sebastian Boenisch (Leverkusen), Wojciech Szczesny (Arsenel), Kamil Glik (Turin), Grzegorz Krychowiak (Sevilla) oder Arkadiusz Milik (Amsterdam) "ein Team zu formen. Ich hoffe und glaube, dass das schon am Samstag passiert", sagte der 56-Jährige und fügte an: "Wir haben auch Weltklassespieler. Wir müssen positiv denken."

Das fällt angesichts der nicht gerade glorreichen jüngeren Vergangenheit schwer. Die Zeiten, in den Polen im Fußball zur Weltspitze gehörte (1974 und 1982 WM-Dritter), sind längst vorbei. Polen ist aktuell nur Weltranglisten-70. hinter Ländern wie Usbekistan (58), Mali (59) oder Libyen (68).

Doch Nawalka, der auf den verletzten Dortmunder Jakub Blaszczykowski verzichten muss, will darüber gar nicht reden: "Viele Faktoren spielen eine Rolle, warum der polnische Fußball da steht, wo er ist. Für mich zählt aber nur die Gegenwart."

Und die heißt Deutschland, "eine Mannschaft fast ohne Schwächen", wie der polnische Trainer weiß. Man wolle ein "möglichst unangenehmer Gegner sein", betonte Lewandowski. Ein "schüchterner Auftritt" werde nicht ausreichen, um den "großen Favoriten" zu ärgern.

Doch der 26 Jahre alte Bayern-Angreifer warnte auch davor, sich zu sehr auf das Deutschland-Spiel zu fokussieren. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir danach noch gegen die Schotten spielen — und da geht es genauso um Punkte", sagte Lewandowski. Gegen die Schotten spielt Polen am Dienstag.

Dennoch: Die Partie gegen den viermaligen Weltmeister Deutschland überstrahlt derzeit alles — wie auch der Dortmunder Piszczek einräumt: "Wir haben noch nie gegen Deutschland gewonnen.
Ich hoffe, dass es diesmal endlich klappt."

(sid)
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