EM-Spiel im Live-Ticker Gegen Spanien muss Calhanoglu liefern

Nizza · Hakan Calhanoglu ist bei der Türkei für die besonderen Momente zuständig, doch bei der Auftaktniederlage tauchte der Bundesligaprofi völlig ab. Gegen Spanien will er es besser machen.

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Morata köpft die Führung für Spanien

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Eine Niederlage - und in der fußballverrückten Türkei herrscht schon Untergangsstimmung. Und, so bitter das klingt: Die Aufregung um den fatalen "Frisurencheck" seines Mannschaftskollegen Ozan Tufan ist ein kleiner Segen für Hakan Calhanoglu. Hätte sich Tufan beim 0:1 zum EM-Auftakt gegen Kroatien nicht zum Gespött gemacht, indem er kurz vor dem Gegentreffer seine Haare richtete, wäre vielleicht Calhanoglu ins Fadenkreuz geraten.

Der Bundesligaprofi von Bayer Leverkusen war komplett abgetaucht und steht deshalb vor dem zweiten Gruppenspiel am Freitag (21.00 Uhr/Live-Ticker) in Nizza gegen Titelverteidiger Spanien ebenfalls unter Druck. "Da müssen wir vieles besser machen", sagt der 22-Jährige. Sein Trainer Fatih Terim wehrte sich vor dem Match bereits gegen die "scheußliche Kritik" der letzten Tage und verteidigte seine Mannschaft. Sie müsse "genügend Kredit haben", um auch mal verlieren zu können.

Allerdings: Eine weitere Niederlage - und Calhanoglu könnte schon einmal vorsorglich die Koffer packen für eine frühe Heimreise. Der Empfang in der Türkei dürfte dann heiß werden.

Schon nach dem Kroatien-Spiel ist die Stimmung in der Heimat gereizt. "Unsere Stars waren unsichtbar", schrieb die Zeitung Fanatik und meinte damit auch Calhanoglu. Denn der Offensivspieler ist eigentlich für die besonderen Momente im türkischen Spiel zuständig. Für ein überraschendes Dribbling, für einen raumgewinnenden Diagonalpass, für einen gefährlichen Freistoß. Doch zu sehen war davon: nichts.

Calhanoglu und Turan hängen in der Luft

Calhanoglu war ohne Bindung zum Spiel, was auch daran gelegen haben könnte, dass ihn Nationaltrainer Fatih Terim auf die ungewohnte rechte Mittelfeldseite beorderte. Calhanoglu, der es liebt, ein Spiel zu lenken und den Rhythmus vorzugeben, hing in der Luft. Ähnlich erging es auf der linken Seite Arda Turan. Auch der Profi des FC Barcelona hat Spielmacher-Qualitäten und fühlt sich im offensiven Mittelfeld am wohlsten, doch Trainer Terim setzte gegen Kroatien lieber auf ein kompaktes defensives Mittelfeld.

"Jeder weiß, dass ich lieber in der Mitte spiele", sagt Calhanoglu. Eine Kritik am "Imperator" Terim sei das aber in keiner Weise: "Rechts zu spielen, ist gar kein Problem." Als Terim aber den künftigen Dortmunder Emre Mor (18) bei dessen Einwechslung ins Zentrum schickte, dürfte Calhanoglu innerlich geflucht haben.

Tufans Situation ist aber noch deutlich unangenehmer. Sein Blackout gegen Kroatien lief im türkischen Fernsehen rauf und runter, gegen den Spott setzt sich der Mittelfeldspieler nun zur Wehr. "Ich finde es nicht nachvollziehbar dass ein einziger Moment, in dem ich mir die Haare richte, auf die Tagesordnung der gesamten Türkei kommt und wichtiger als das Spiel angesehen wird", sagt der 21-Jährige: "Wir vertreten hier unser Land, wir alle kämpfen für die Flagge."

(areh/sid)
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