Deutschland zu Gast in Frankreich Löw blickt schon auf die EM

Paris · Eine der größten Überraschungen für große Teile der Öffentlichkeit ist wohl, dass beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) tatsächlich auch noch Fußball gespielt wird. Joachim Löw ist darum bemüht, so etwas wie Normalität vorzuleben. So wirklich überzeugend ist ihm das allerdings vor dem Länderspiel am Freitagabend in Paris (21 Uhr/Live-Ticker) gegen Frankreich nicht gelungen.

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"Das beeinflusst mich vor allem als Mensch", sagt der Bundestrainer über die Vorgänge im DFB, über den Rücktritt von Präsident Wolfgang Niersbach und den Verdacht, dass die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland unter Korruptionsverdacht steht.

Der Trainer Löw aber stellt klar: "Mich belastet das alles nicht in meiner Arbeit als Coach." Eine durchaus beruhigende Erkenntnis vor dem Duell mit der "Equipe Tricolore". Ein absoluter "Klasse-Gegner", wie Löw befindet, "die Franzosen gehören zu den absoluten Topfavoriten" für die Europameisterschaft (10. Juni bis 10. Juli).

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So weit das Turnier noch entfernt scheint - für die Nationalmannschaft ist das Auswärtsspiel in Paris die erste Phase der EM-Vorbereitung. Löw versucht seinen Spielern, den Ernst der Lage zu verdeutlichen und findet, dass die Franzosen wieder zu den fußballerischen Großmächten zählen. "Frankreich ist besser als bei der WM, reifer", sagt er - verbunden mit einem warnenden Blick auf das zurückliegende Aufeinandertreffen im Viertelfinale der WM, das Deutschland nach einer intensiven Partie mit 1:0 für sich entschied. "Zuletzt habe ich kaum eine Mannschaft gesehen, die mit so einer Zielstrebigkeit versucht, Angriffe abzuschließen. Sie haben mich wirklich beeindruckt. Von daher hat das Spiel für uns eine gewisse Brisanz."

Auf sehr galante Weise hat Löw damit auch seine Wertschätzung für den niederländischen Fußball zum Ausdruck gebracht - gegen die Holländer tritt die DFB-Auswahl nächste Woche Dienstag in Hannover an. Während gegen Frankreich alle Stammkräfte, sofern verfügbar, mit dabei sind, wird ein Großteil des Personals (unter anderem Torwart Manuel Neuer und Stürmer Thomas Müller) gegen die Elftal geschont. Gegen Frankreich sollen ein paar bekannte Kräfte wieder Spielzeit bekommen. Sami Khedira zum Beispiel. "Ich denke, dass Sami jetzt bereit ist", sagt Löw über den zuletzt immer wieder verletzten Profi von Juventus Turin. Khedira wird aller Voraussicht nach neben Bastian Schweinsteiger wirken. Der ehemalige Bayer, nun bei Manchester United unter Vertrag, hat sich in jüngerer Vergangenheit nicht so gern zu einem Auftritt in einem Freundschaftsspiel bereitgefunden. In Paris macht der Kapitän heute Abend mal eine Ausnahme.

Im Spielsystem von Löw sind im Blick auf die EM-Endrunde "sechs bis sieben Positionen fix". Besonders in der Offensive ist der Bundestrainer offenbar noch offen für neue Impulse. Solche könnten von Mario Gomez ausgehen, dem Rückkehrer in den Kreis des Nationalteams. Die WM verpasste er, weil er nicht rechtzeitig fit wurde. Danach machte Löw ziemlich deutlich, dass Gomez eigentlich nicht seinem bevorzugten Spielertyp entspräche. Gomez hat sich davon nicht nachhaltig irritieren lassen und an seinem Arbeitsplatz bei Besiktas Istanbul starke Leistungen abgeliefert. "Er ist einfach total motiviert", erklärt Löw.

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Mehr als ein Jahr nach der WM muss der Trainer neue Reize setzen - was Personal und Taktik angeht. Für die besonderen Momente hat er Leroy Sané in sein Aufgebot berufen. Der Aufsteiger beim FC Schalke 04 garantiert Löw Unberechenbarkeit: "Ich glaube, dass er ein Spieler ist mit einer besonderen Gabe: besonderer Raffinesse und guten Laufwegen."

Wie schön, dass es endlich wieder nur um Fußball geht.

(gic)
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