1:1 gegen Irland in letzter Sekunde DFB-Elf kassiert den nächsten Rückschlag

Gelsenkirchen · Vielleicht hat sich Joachim Löw in der Kabine doch vorsichtshalber ein Trikot zurechtgelegt. Man kann ja nie wissen. Am Morgen vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Irland hatte sich auch noch André Schürrle abgemeldet, und es wurde sehr übersichtlich auf der deutschen Bank.

John O'Shea trifft in der 94. Minute für Irland gegen Deutschland
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Irland jubelt in letzter Sekunde

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Die gute Nachricht: Der Bundestrainer musste nicht mitspielen. Die schlechtere: Es wurde eine sehr zähe Angelegenheit in Gelsenkirchen. Die ganz schlechte: Mit der letzten Ballberührung schafften die Iren ein 1:1, nachdem Toni Kroos die Deutschen in Führung gebracht hatte.

Es ging ganz verheißungsvoll los in der Schalker Arena. Erik Durm setzte schon in der Frühphase der Begegnung den Ball nach einem Distanzschuss an die Latte — wahrscheinlich auch zur eigenen Überraschung. Doch spätestens, als sein Außenverteidiger-Kollege Antonio Rüdiger im Anschluss an eine nette Freistoßvariante reichlich freistehend mit einem Kopfball das Ziel verfehlte, da ahnten die meisten auf den Rängen, dass es mal wieder viel Geduld brauchen würde.

Erwartungsgemäß hatten die Iren wenig Interesse daran, ihre Abwehr allzu weit zu öffnen. Sie versuchten dagegen, ihren Strafraum abzuriegeln. Das gelang nicht immer, weil die DFB-Auswahl auch mal einen Steilpass einstreute, der den Riegel fein aufschnitt. Solche Ansätze gab es allerdings viel zu selten — vor allem im ersten Durchgang, in dem es ziemlich müde zuging auf dem Rasen.

Deutschland gegen Irland: Einzelkritik
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Deutschland - Irland: Einzelkritik

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Die Deutschen hatten zwar oft den Ball, ihre Aktionen hatten aber zu wenig Tempo. Toni Kroos mühte sich, Ordnung in den Aufbau zu bringen, durch kleine technische Fehler seiner Kollegen blieb jedoch vieles im Ansatz stecken. Sehr entschlossen wirkte das Spiel der Heimmannschaft zunächst mal nicht. Löw reagierte darauf und gönnte der wohl überzähligen Defensivkraft Matthias Ginter zur Pause einen frühen Feierabend. Für Ginter kam Publikumsliebling Lukas Podolski, und der Schalker Julian Draxler gesellte sich in der Mittelfeldzentrale an die Seite von Kroos.

Podolski hatte gleich zwei bemerkenswerte Auftritte. Mit einem verblüffenden Fehlpass leitete er den ersten gefährlichen Angriff der Iren ein, und mit einem entschlossenen Fernschuss forderte er den Gäste-Torwart David Forde zu so etwas wie einer Parade heraus. Das brachte Stimmung in den Laden, denn die Deutschen setzten nach. Karim Bellarabi wurde beim Schuss aus spitzem Winkel geblockt, Forde lenkte einen Versuch von Kroos über den Querbalken, und Durm verpasste im Fallen eine Kopfballvorlage von Mats Hummels.

Endlich bekam das Spiel des großen Favoriten mehr Nachdruck und mehr Schnelligkeit. Die Iren zeigten Wirkung. Wenn's ganz schnell ging, verloren sie schon mal den Überblick. Das Führungstor schien nur eine Frage der Zeit. Sehr zur Verwunderung des Publikums nahm der Weltmeister den Fuß zwischenzeitlich wieder vom Gas, spielte seine Angriffe nicht entschlossen genug aus und sah sich wieder einer grünen Wand vor dem irischen Strafraum gegenüber, die sich mit Breitwandfußball natürlich nicht aufreißen ließ.

Deutschland - Irland: Reaktionen
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Foto: ap

Als Manuel Neuer bereits voller Ungeduld immer weiter aus seinem Tor kam und erkennbar mit stürmischen Aktionen drohte, machte Kroos kurz vor der Strafraumgrenze Ernst. Unbedrängt von der irischen Abwehr konnte er Maß nehmen. Und er traf mit einem platzierten Flachschuss zum 1:0. Das sah nach der Entscheidung aus, weil die Iren lediglich biederen Fußball geboten hatten. Doch sie haben ein großes Herz, und sie geben nicht auf. In der Nachspielzeit nutzten sie eine von zwei Möglichkeiten zum Ausgleich. Der Weltmeister ging reichlich bedröppelt vom Feld.

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