DFB-Team schlägt Ungarn 2:0 Deutschland mit Luft nach oben

Gelsenkirchen · Bei "Die Mannschaft" ist alles bestens organisiert. Der Fanclub der Nationalmannschaft kümmert sich um eine angemessene Einstimmung vor Partien. Diesmal hatte man sich in der Nordkurve der Gelsenkirchener Arena eine Choreographie mit weißen und schwarzen Tafeln überlegt. Dummerweise waren allerdings kurz vor dem Anpfiff viele Zuschauer noch nicht auf ihren Plätzen. Und so mussten kurzerhand ein paar Ordner bei der Umsetzung mithelfen und Täfelchen hochhalten.

Deutschland - Ungarn: Julian Draxler und Mario Götze überzeugen
19 Bilder

Deutschland - Ungarn: Einzelkritik

19 Bilder
Foto: dpa, fg nic

Auf dem Rasen war von Anlaufschwierigkeiten nichts zu sehen. Bereits nach ein paar Sekunden zappelte der Ball im Tor des ungarischen Schlussmanns Gabor Kiraly, mittlerweile schon 40 Jahre alt. Mario Götze hatte sich im Strafraum durchgesetzt und Julian Draxler am langen Pfosten mustergültig bedient. Der Ur-Schalker, der mittlerweile beim VfL Wolfsburg engagiert ist, verwandelte sicher — der Linienrichter kam indes zu einer anderen Bewertung und hob seine Fahne. Eine krasse Fehlentscheidung. Dem deutschen Spiel hätte ein frühes Tor gewiss Sicherheit verliehen. Bundestrainer Joachim Löw dürfte aber vielleicht gar nicht ungelegen gekommen sein, dass noch ein wenig mehr Zeit blieb, um zu simulieren, was die DFB-Auswahl in der Vorrunde der Europameisterschaft (10. Juni bis 10. Juli) in Frankreich erwarten wird: sehr defensiv stehende Kontrahenten. Ukraine, Polen und Nordirland werden der deutschen Kreativabteilung ähnlich wenig Bewegungsfreiheit einräumen, wie es die Ungarn zumindest über weite Teile des letzten Testspiels vor dem Turnier getan haben. Erst nach 39 Minuten hatte Adam Lang ein Einsehen und brachte Deutschland mit einem Eigentor zur Führung.

Bei den deutschen Akteuren auf dem Feld gewann man schnell den Eindruck, ihre dringlichste Mission bestünde darin, möglichst unbeschadet wieder in die Kabine zu gehen. Man merkte ihnen die Müdigkeit an nach kräftezehrenden Tagen im Trainingslager im schweizerischen Ascona. Sami Khedira pumpte schon gehörig und hatte Probleme, die Räume im defensiven Mittelfeld zu beackern. Aber auch seine übrigen Arbeitskollegen hielten sich in ihrem Engagement zurück. "Das ist schon auch normal zu diesem Zeitpunkt", gab hinterher Joachim Löw zu Protokoll. "Wir werden bis zum Start der EM noch etwas Arbeit vor uns haben."

Einzig Benedikt Höwedes war bei seinem Heimspiel auf Schalke darum bemüht, selbst besonders hoffnungslose Bälle noch mit einer beherzten Grätsche zu erkämpfen. Das Publikum quittierte derartigen Einsatz mit Applaus und spendierte obendrein eine Laola durch die Arena. Man war schon mit wenig sehr zufrieden. Die Partie im Revier hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) großzügig zum Familientag erklärt. Die Ticketpreise wurden gehörig gesenkt, mehr als 52.000 Zuschauer waren gekommen.

Im zweiten Durchgang bekamen die Fans einige taktische Umstellungen von Löw geboten. Mesut Özil wurde auch die Sechser-Position zurückgezogen, Mario Götze dufte zeitweise als Spielgestalter wirken. "Wir wollen variabel bleiben", sagt Löw. "Wir haben die Möglichkeiten unser Spiel immer wieder zu verändern." Gegen Ungarn war es Thomas Müller, der schließlich das deutsche Team erlöste und zum 2:0 traf. EM-Generalprobe gelungen. Keine neuen verletzen. Ansonsten wartet noch ein wenig Arbeit. Die Spieler haben von Löw zunächst zwei Tage frei bekommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort