Auslosung der EM-Gruppen Achtelfinale gegen Frankreich, Viertelfinale gegen Italien?

Paris · Die nächste Titelmission beginnt für die Fußball-Weltmeister mit lösbaren Aufgaben. In der EM-Vorrunde 2016 trifft Deutschland auf die Ukraine, Polen und Nordirland. Emotional könnte das zweite Gruppenspiel werden, wenn die Rückkehr ins Stade de France ansteht.

EM 2016: Gruppen mit den 24 Mannschaften
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Schon wieder ein Duell mit Robert Lewandowski, zwei Turnierpremieren und eine frühe Rückkehr in das Stade de France: Deutschlands Fußball-Weltmeister haben mit der Ukraine, Polen und Nordirland leichte EM-Vorrundengegner erwischt.

Die Qualifikation für die K.o.-Runde ist für Joachim Löw bei der nächsten Titelmission ohnehin eine Selbstverständlichkeit. "Unsere Gruppe ist für uns machbar, klar. Wir sind Favorit, diese Rolle nehmen wir an, das ist unser Anspruch. Die Gegner kennen wir, Polen natürlich besser als die Ukraine und Nordirland. Jetzt gilt es, die absolute Aufmerksamkeit auf jeden Gegner zu richten", sagte der Bundestrainer nach der Loszeremonie am Samstagabend im Pariser Palais des Congrès.

Auslosung der EM 2016: "Jogi, das ist machbar" (Pressestimmen)
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Denn: Leistet sich Deutschland nur eine Niederlage, wie etwa schon in der Quali gegen Polen, könnte der Gruppensieg schon passé sein — und als Zweiter der Gruppe C stünde ein Duell mit dem Zweiten der Gruppe A an, in der es Frankreich mit der Schweiz zu tun bekommt.

Setzt sich Deutschland als Gruppensieger durch und gewinnt Löws Team auch das Achtelfinale gegen einen der Gruppendritten (aus der Gruppe A, B oder F), dann steht im Viertelfinale vermutlich das Spiel gegen den Sieger der Gruppe E an, in der der Weltranglisten-Erste Belgien, Italien, gegen das Deutschland bei einem großen Turnier noch nie gewonnen hat, Irland, gegen das die Nationalmannschaft in der Quali ebenfalls verloren hat, und Schweden mit Superstar Zlatan Ibrahimovic ums Weiterkommen kämpfen.

Emotionale Rückkehr ins Stade de France

Besonders emotional wird das zweite Gruppenspiel am 16. Juni gegen Polen werden, wenn Deutschland sieben Monate nach der Terrornacht vom 13. November in das Stade de France in St. Denis zurückkehrt. "Das wird sicher nicht aus den Köpfen raus sein, was da alles passiert ist. Das wird man immer in Erinnerung haben. Das kann man vielleicht ein bisschen verdrängen. Aber irgendwann wird man damit wieder konfrontiert, wenn man nach Paris kommt. Ich denke aber nicht, dass es ein Nachteil ist, in dem Stadion zu spielen", sagte Löw.

Auch sportlich steht dann die schwerste Aufgabe in der Gruppenphase an. Wie schon in der Qualifikation für Frankreich gilt es, gegen das Team von Superstar Lewandowski zu bestehen. Im Oktober 2014 gab es ein bitteres 0:2 in Warschau, im Rückspiel standen Thomas Müller und Co. deshalb richtig unter Druck — und lösten die Aufgabe mit 3:1.

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Zum Auftakt kommt es am 12. Juni in Lille im Norden Frankreichs zu einer EM-Premiere. Gegen die Ukraine hat Deutschland noch nie bei einem Turnier gespielt. "Die Ukraine hat sehr wenige Gegentore bekommen. Sie legen sehr viel Wert auf Defensive und Konterspiel. Damit müssen wir uns sicher auseinandersetzen", warnte Löw.

Der letzte Gruppengegner Nordirland, der am 21. Juni im Pariser Prinzenpark das DFB-Team fordern wird, war sogar noch nie bei einer EM. Die letzten Pflichstpiele gegen die Nordiren datieren aus den 90er Jahren. Eine Dekade zuvor sorgten sie für einen bis heute gültigen Rekord, als sie als bislang einziges Team Deutschland in einer Qualifikationsrunde zweimal besiegten.

"Nordirland hat einen eigenen Stil. Nordirland spielt körperlich stark, robust, kämpferisch, lauffreudig. Sie operieren viel mit hohen Bällen und haben kopfballstarke Spieler. Sie haben viele Tore mit Standards erzielt. Das ist auch eine Mannschaft, die natürlich unbequem ist", sagte Löw.

Die Städte und Stadien der deutschen Gruppenspiele
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Gleich zweimal in Paris anzutreten, hat nach den Erlebnissen während des Länderspiels in Frankreich am 13. November sicherlich eine besondere Note. Der Prinzenpark ist nur wenige Meter von dem Hotel entfernt, in dem für Manuel Neuer und Co. mit einer Bombendrohung die schrecklichen Ereignisse am 13. November ihren Anfang genommen hatten.

Löw und Teammanager Oliver Bierhoff wollen sich jetzt aber auf die sportlichen Dinge konzentrieren. Gesucht werden noch Kontrahenten für zwei Testspiele in der Turnier-Vorbereitung. Entschieden werden muss auch noch, wann der DFB-Tross in sein EM-Quartier in Evian-les-Bains am Genfer See einziehen wird. "Wir werden uns jetzt mit dem Trainer zusammensetzen und schauen, welche Mannschaften als Testpartner zu den Gruppengegnern passen. Dann werden wir auch konkret an die Zeitpläne gehen", sagte Bierhoff.

"Können alle mit dieser Gruppe leben"

Franz Beckenbauer kommentierte im TV-Sender Sky: "Wir können alle mit dieser Gruppe leben." Die Gegner seien "ziemlich gleichwertig, es ist nicht die stärkste Formation." Auch beim erwarteten Einzug in die K.o.-Runde warten wahrscheinlich noch keine ganz namhaften Gegner.

Als Gruppensieger würde man gegen den Dritten der Gruppe A, B oder F spielen - also womöglich ein Kontrahent des Kalibers Rumänien, Wales oder Island. Als Gruppenzweiter bekäme man es mit dem Zweiten der Gruppe A zu tun - also eventuell der Schweiz. Auch als Gruppendritter hätte Deutschland noch gute Chancen im Turnier zu bleiben - ein frühes Ausscheiden ist also praktisch unmöglich.

Im Eröffnungsspiel am 10. Juni im Stade de France treffen Gastgeber Frankreich als Kopf der Gruppe A und Rumänien aufeinander. Nach der umstrittenen Aufstockung des Turniers auf 24 Teams erreichen nicht nur die Ersten und Zweiten jeder Gruppe das Achtelfinale, sondern auch die vier besten Dritten. Insgesamt stehen vom 10. Juni bis 10. Juli 51 Partien in zehn Stadien auf dem Spielplan.

Albanien und die Schweiz komplettieren die Gruppe A. In Staffel B treffen England, Russland, Wales und die Slowakei aufeinander. Titelverteidiger Spanien bekommt es in Gruppe D mit Tschechien, der Türkei und Kroatien zu tun. In Gruppe E spielen der Weltranglisten-Erste Belgien, Italien, Irland und Schweden. Portugal, Island, Österreich und Ungarn bilden die Gruppe G.

(spol/dpa)
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