EM-Spielplan Dieser Weg wird kein leichter sein

Düsseldorf · Falls die deutsche Mannschaft das Achtelfinale übersteht, trifft sie auf Spanien oder Italien - und danach wird es nicht einfacher. In der anderen Hälfte scheint der Weg ins Finale so leicht wie selten zu sein.

Bundestrainer Joachim Löw und das DFB-Team könnten im Viertelfinale auf Spanien oder Italien treffen.

Bundestrainer Joachim Löw und das DFB-Team könnten im Viertelfinale auf Spanien oder Italien treffen.

Foto: dpa, gh

Das Fußball-Wörterbuch ist um eine Vokabel reicher: den "Hammer-Zweig". Dieses brachiale Pflänzchen bezeichnet jene Hälfte des EM-Tableaus, in dem sich die Favoriten ballen, während in der anderen Hälfte der Weg ins Finale so leicht wie selten zu sein scheint. Beide Zweige treffen sich erst am 10. Juli in Saint-Denis wieder, wenn der Europameister gekürt wird.

Das Achtelfinal-Duell zwischen Italien und Spanien am kommenden Montag ist nur der Auftakt einer Reihe vorgezogener Endspiele. 2012 haben sich beide noch im richtigen Finale in Kiew getroffen, das Spanien 4:0 gewann. Der Sieger der Neuauflage trifft im Viertelfinale auf Deutschland, sofern die Mannschaft von Joachim Löw nicht eine der überraschendsten Niederlagen ihrer erfolgreichen EM-Geschichte kassiert. Gewinnen auch Gastgeber Frankreich und England ihre ersten K.o.-Spiele, treffen sich ihre Zweige ebenfalls im Viertelfinale.

Im Halbfinale wäre dann ein Duell zwischen Frankreich und Deutschland möglich - oder eben auch Italien gegen Frankreich, Deutschland gegen England, Spanien gegen England, Spanien gegen Frankreich oder Italien gegen England. Die Gewinner von insgesamt neun EM- und elf WM-Titeln ermitteln einen Final-Teilnehmer, der andere Zweig ist dagegen vollkommen titellos. Aus deutscher Sicht könnte ein Song des Sommermärchens 2006 wieder aufleben: "Dieser Weg wird kein leichter sein." Im Endeffekt wäre es weniger steinig und schwer gewesen, die Gruppe mit Polen, Nordirland und der Ukraine als Zweiter zu beenden. So bleibt nur die alte Floskel, am Dienstag bereits vom Spanier Sergio Ramos vorgetragen: "Wer Europameister werden will, muss gegen jeden gewinnen."

Immerhin würde ein Duell mit Italien oder Spanien dem DFB-Team Gelegenheit zur Trauma-Bewältigung bieten: Seit Löw dabei ist, scheiterte Deutschland immer an einem der beiden Rivalen. Als vor zwei Jahren weder Italien noch Spanien den Weg kreuzten, gab es bei der WM in Brasilien den vierten Stern. die Torschützen Fabio Grosso (2006), Fernando Torres (2008), Carles Puyol (2010) und Mario Balotelli (2012) sollten am 2. Juli in Lille aus deutscher Sicht keinen Nachfolger bekommen.

Den Modus dieser auf 24 Teams erweiterten Europameisterschaft trifft nur bedingt eine Schuld am "Hammer-Zweig". Spanien hätte lediglich seinen Elfmeter gegen Kroatien verwandeln oder das Gegentor kurz vor Schluss vermeiden müssen, dann wäre der Titelverteidiger auf die vermeintlich einfachere Seite des Tableaus gewandert. Und die Engländer? Hätten gegen desolate Russen keinen Treffer in der Nachspielzeit zulassen dürfen oder gegen die Slowakei einen ihrer 29 Schüsse im Tor unterbringen müssen. Das kann man der Uefa nicht ankreiden.

Jetzt wittern also Mittel- bis Halbschwergewichte des Fußballs ihre große Chance, die bei einer EM-Endrunde noch nie über das Viertelfinale hinausgekommen sind. Die Schweiz und Polen haben überhaupt zum ersten Mal die Gruppenphase überstanden. Am Samstag eröffnen beide im direkten Duell die K.o.-Runde. Da zieht die Uefa dann doch wieder den Verdacht auf sich, es mit der Chancengleichheit und Ausgewogenheit nicht so genau zu nehmen. Zwei Gruppenzweite treffen aufeinander, während die Italiener, die als erstes Team den Gruppensieg klarmachten, es ebenfalls mit einem Gruppenzweiten zu tun bekommen, der aus den genannten Gründen Spanien heißt. Besonders ernst zu nehmen sind die Kroaten, die den Spaniern die erste EM-Niederlage seit 2004 zufügten. Damals war Gerhard Schröder noch Bundeskanzler, Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski debütierten in der Nationalmannschaft.

(RP)
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