Die deutsche Abwehr steht Löw macht sich keine Sorgen um die Offensive

Paris · Die beste Nachricht: Die deutsche Nationalmannschaft kann immer noch Europameister werden. Das ist das wesentliche Ergebnis nach dem torlosen Unentschieden im Spitzenspiel der EM-Gruppe C zwischen der DFB-Auswahl und Polen.

Einzelkritik zur EM-Partie 2016: Deutschland - Polen
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Deutschland - Polen: Einzelkritik

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Foto: dpa, mr

In einer von Taktik und Vorsicht geprägten Begegnung gaben sich beide Teams kaum eine Blöße, sie gehen mit vier Punkten in ihre abschließenden Gruppen-Begegnungen. Deutschland sollte zumindest stark genug sein, den Nordiren einen Punkt abzunehmen. Der würde sicher ins Achtelfinale führen. "Unser Anspruch muss sein, die Gruppe zu gewinnen", sagte Bundestrainer Joachim Löw.

Natürlich wäre sein im Stade de France im Pariser Vorort Saint-Denis gern mit einem Sieg über die Polen in die K.o.-Runde eingezogen. Sie spielte auch erwartungsgemäß feldüberlegen. Aber sie verzeichnete zu wenige gute Torchancen. Erneut mühte sich Mario Götze als Spitze mit viel Laufarbeit, insgesamt aber war das deutsche Offensivspiel zu wenig variabel - auch als sich Mario Gomez noch für 20 Minuten als Mittelstürmer versuchen durfte. Es kamen zu wenige brauchbare Zuspiele "zwischen die Linien" der polnischen Abwehr, wie die Fußball-Sachverständigen so gern sagen. Und erneut brachte der deutsche Angriff kein wirksames Tempo zustande. "Da waren wir nicht so gut", räumte Löw ein.

Polen verteidigte tief in der eigenen Hälfte, auch Robert Lewandowskis Sturmparter Arkadiusz Milik beteiligte sich mit großer Hingabe an der Abwehrarbeit. Dadurch gab es im Mittelfeld wenig Platz, und die deutschen Strategen, namentlich Spielgestalter Toni Kroos, hatten kaum einmal große Szenen. Sie hatten es erst im zweiten Durchgang etwas leichter, als die Polen ihre sture Verteidigungshaltung ein bisschen lockerten und selbst ein paar gute Konteransätze hatten. Die Chance auf schnelle Gegenangriffe nach Ballgewinnen vergaben die Deutschen häufig durch kleine Schludrigkeiten.

Boateng und Hummels überzeugen

Während ihr Angriffsspiel zu wünschen übrig ließ, war die Abwehrarbeit bis auf kleine Ausnahmen sehr überzeugend. Jerome Boateng und Mats Hummels, die künftig auch bei Bayern München die Innenverteidigung bilden werden, nahmen ihren Vereinskollegen Robert Lewandowski weitgehend aus der Partie. Und sie bauten gewohnt sicher das Spiel von hinten auf. Ihre Mitspieler auf den Außenpositionen, Jonas Hector und Benedikt Höwedes, ließen diesmal nicht viel anbrennen. Ihre Aktionen nach vorn waren allerdings steigerungsfähig. Höwedes, dem das einfach nicht liegt, hielt sich in dieser Hinsicht vornehm zurück. Hector fand erst spät in der Begegung mal den Weg an die Grundlinie.

Beiden Mannschaften war deutlich anzunmerken, dass sie nicht das letzte Risiko suchten. Am Ende eröffnete ihnen das 0:0 beste Perspektiven für ihren weiteren Turnierverlauf. Wenn die deutsche Mannschaft jedoch ihren hohen Ansprüchen gerecht werden will, muss sie sich in der Offensive deutlich steigern. Löw macht sich da keine Sorgen. In der K.o.-Runde, von deren Erreichen er weiter ausgeht, werde sein Team mehr Raum zur Entfaltung bekommen, glaubt er. "Da müssen beide Mannschaften mehr nach vorn tun", erklärte er.

Polnischer Nationaltrainer von Boateng begeistert

Sein Kollege Adam Nawalka geht mit weiter gestärktem Selbstbewusstsein in die Partie gegen die Ukraine. "Das war wieder ein Spiel, das wir so gespielt haben, wie wir uns das vorgenommen haben", sagte er. Die deutsche Abwehr hatte ihn dennoch beeindruckt. Vor allem die Vorstellung von Boateng hatte es ihm angetan. "Er spielt auf allerhöchstem Niveau", erklärte Nawalka, "er hat ein außergewöhnliches Talent." Das 0:0 gegen den Weltmeister, so urteilte der polnische Trainer, sei ein "herausragendes Ergebnis". Damit leben können auch die Deutschen.

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