"Stehen in der Verantwortung" Nur über den Fan Club: DFB verteidigt umstrittene Ticketvergabe

In der zweiten und wichtigsten Verkaufsphase für die EM 2016 werden nur Mitglieder des Fan Clubs Nationalmannschaft Tickets erwerben können. Die Fans laufen Sturm, der DFB verteidigt sein Vorgehen.

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Foto: dpa, ss ase

Die Gruppen werden am Samstag kaum feststehen, da wird der Run auf die Tickets beginnen. Wer als deutscher Fan bei der Fußball-EM in Frankreich 2016 allerdings ein deutsches Spiel sehen will, der benötigt neben dem üblichen Glück noch etwas anderes - den richtigen Clubausweis.

In der zweiten und für Fans entscheidenden Verkaufsphase werden nur Mitglieder des Fan Clubs Nationalmannschaft Tickets erwerben können. Wer nicht drin ist, muss also noch eintreten und zum Kartenpreis mindestens 40 weitere Euro zahlen müssen: 10 Euro Anmeldegebühr und 30 für den Jahresbeitrag 2016.

Viele Fans laufen dagegen Sturm, nach Informationen des kicker haben einige bereits die Generaldirektion der Europäischen Kommission informiert. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verteidigt dagegen die umstrittene Entscheidung. Nationalmannschaftssprecher Jens Grittner verweist darauf, dass diese Einschränkung nur innerhalb der zweiten Verkaufsphase gilt.

Das sind die Ticketpreise
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Foto: AFP/ALBERTO PIZZOLI

In der ersten im Sommer wurden bereits 125.000 Karten nach Deutschland frei verkauft. Allerdings weiß der Fan in diesen Fällen bis heute nicht, ob er Karten für Deutschland gegen Italien oder vielleicht doch für Slowakei gegen Albanien erworben hat. In letzterem Fall hilft nur die offizielle Uefa-Tauschbörse. Ob und welche Einschränkung für die dritte Verkaufsphase gelten, ist noch offen. Dort werden aber nur mögliche Kartenrückläufer angeboten, zum Beispiel, wenn Deutschlands Gegner sein Kontingent nicht komplett abruft.

In der zweiten Phase geht es um das offizielle deutsche Kontingent von 20 Prozent pro Spiel - je nach Stadiongröße etwa 6000 bis 15.000 Tickets. Dass ausgerechnet diese nur an Club-Mitglieder gehen, "mag der eine oder andere als restriktiv empfinden", sagte Grittner dem SID: "Einen gerechten und für jedermann zufriedenstellenden Verteilungsmodus zu finden, ist schwierig. Denn die Nachfrage übersteigt nun mal bei weitem das Angebot."

Für die Entscheidung gebe es zwei Argumente: "Zum einen können wir so ausschließen, dass unter den Bestellern welche mit Stadionverbot sind. Und zweitens wollen wir denjenigen, die ständig bei Auswärtsfahrten dabei sind und die Stimmung machen, eine Art Treuebonus zukommen lassen." Dennoch gehe es "hier keineswegs um eine PR-Maßnahme oder Akquise-Aktion für den Fan Club. Das wäre schlichtweg eine unzutreffende Interpretation."

Ausschlaggebend ist die Sicherheit. Die war für die EM schon zuvor ein großes Thema und ist es nach den Terror-Anschlägen von Paris während des Länderspiels Frankreich gegen Deutschland am 13. November erst recht. Zudem kommen Erinnerungen an die WM 1998 hoch, bei der vier deutsche Hooligans während des Vorrundenspiels gegen Jugoslawien in Lens den Polizisten Daniel Nivel ins Koma prügelten.

"Gerade als deutscher Verband mit unserer Vorgeschichte und vor dem Hintergrund der aktuellen Sicherheitslage würde man uns doch zurecht vorwerfen, wenn wir beim Thema Sicherheit nicht alle Möglichkeiten, die wir haben, ausschöpfen würden", sagt Grittner: "Da stehen wir in der Verantwortung, und der Fan Club bietet uns dafür gute Voraussetzungen." Sprich: Bevor man die Tickets personalisiert, greift man auf die vorhandenen Daten zurück. Frankreich, Belgien, England und Wales verfahren genauso.

Doch selbst, wer nun eintritt, hat ein Ticket nicht sicher, da der Club bereits 50.000 Mitglieder zählt. Das Los wird entscheiden müssen. Und wer danach direkt wieder austritt, muss sich darauf einstellen, dass diese auch in der Bundesliga schon angewandte Methode auch für die kommenden Turniere gelten könnte.

(sid)
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