EM-Qualifikation Wem das Gibraltar-Spiel nützt

Düsseldorf · Weltmeister Deutschland kann endlich mal überzeugen, Lukas Podolski steht in der Startelf, und Nürnberg darf auf spektakulären Angriffsfußball hoffen.

Deutschland - Gibraltar: Fakten
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Foto: afp, vel

Steven Gonzalez hat einen Traum. "Eines Tages wären wir gerne die Größten unter den ganz Kleinen wie Liechtenstein, San Marino oder Andorra", sagt der Pressesprecher des 1895 gegründeten Fußball-Verbandes von Gibraltar. Aufgeregt sei man vor dem Spiel in Nürnberg gegen Weltmeister Deutschland (20.45 Uhr/Live-Ticker), aber Angst habe man nicht, betont Gonzalez. Sein Team ist ein Nutznießer der Partie. Gibraltar hat 22 Klubs (in Deutschland gibt es rund 26.000) und einen Fußballplatz, rund 3000 seiner 30.000 Bewohner sind irgendwie im Fußball involviert, und es genießt derzeit eine besondere Aufmerksamkeit. Die Spieler von Trainer Allen Bula sind seit Montag in Fürth, wohnen im Hotel Forsthaus in Oberfürberg und trainieren auf der Anlage des Bezirksoberligisten TV 1860.

Auch Lukas Podolski könnte ein Nutznießer sein. Bundestrainer Joachim Löw betonte, nach wie vor vom 29-Jährigen überzeugt zu sein. Poldi müsse aber regelmäßig spielen, doch beim FC Arsenal sitzt er überwiegend auf der Bank. "Ich habe etwas Sorge, ob seine Physis für 90 Minuten reicht", sagt Löw. Heute darf der Stürmer von Beginn an ran und hat im 121. Länderspiel die Chance, die Zahl seiner Tore (bislang 47) zu erhöhen. Seinen Rekord von vier Treffern erzielte er im September 2006 beim 13:0 gegen San Marino. Es war nach dem 16:0 gegen Russland am 1. Juli 1912 der zweithöchste Erfolg in der deutschen Länderspiel-Geschichte.

Profitieren könnte auch der Kölner Jonas Hector, sofern der Außenverteidiger seine Länderspiel-Premiere feiern darf. Gegen Gibraltar dürfte die Gefahr, sich aus dem Kreis zu spielen, eher gering sein. Allerdings macht Löw deutlich, dass er nicht allzu viele defensive Akteuren aufbieten wird: "Wir brauchen Leute, die auch in der Offensive Akzente setzen können."

Nürnberg dürfte auch ein Gewinner sein. Erfüllen die Nationalspieler die Forderung von Joachim Löw ("Wir müssen den Gegner so fordern, dass er überfordert ist"), dann dürfen sich die Fans aus Franken im mit 44 000 Zuschauern ausverkauften Stadion auf Fußball gehobener Qualität und Attraktivität freuen. Von ihrem 1. FC Nürnberg wurden sie in dieser Zweitliga-Saison wenig bis gar nicht verwöhnt.

Für das Nationalteam ist die Partie Chance und Risiko zugleich. Alles andere als ein überzeugendes Spiel mit einem deutlichen Resultat wäre eine Enttäuschung, wobei die Verbesserung des Torrekords nicht zwingend das Ziel ist. Doch nach dem WM-Triumph ist die Mannschaft noch nicht richtig in der Spur. Nach drei Spielen hat sie in der EM-Qualifikation vier Punkte auf dem Konto. Das ist nicht die Bilanz, die man vom Weltmeister erwartet hat.

(RP)
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