EM-Quali 2016 Pressestimmen zum 4:0-Erfolg gegen Gibraltar
So kommentieren Medien den 4:0-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft in der EM-Quali gegen Gibraltar.
Rheinische Post: "Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw steckt in einem Umbruch. Viele Selbstverständlichkeiten sind ihr abhanden gekommen. Löw hat wohl selbst nicht damit gerechnet, dass der Rückweg in die Normalität so holprig sein würde. Und er muss nicht nur personell, sondern auch im Spielsystem neue Wege gehen. Das eine bedingt das andere. Weil ihm international konkurrenzfähige Außenverteidiger fehlen, und weil er das Spielsystem mit den vier Innenverteidigern in der Abwehrkette, das findige Menschen das "System mit den Ochsen" genannt haben, gegen defensive Kundschaft für falsch hält, hat er in Nürnberg schon mal eine Dreierabwehr nominiert."
11Freunde: "Es gibt keine Großen mehr. Erschütternd. Aber so sind wir wohl, wir Schland-Fans, wir Wohlstandkinder: so hohl, dass man immer und immer mehr in uns reinschaufeln muss, sonst fühlen wir uns leer. Ja, gut, ich sag mal: Wir sind Weltmeister. Und was machen wir morgen? Gelangweilt, verwöhnt, versetzungsgefährdet."
Die Welt: "Dieser Sieg ist eines Weltmeisters nicht würdig. Deutschland spielte gegen den Fußballzwerg Gibraltar ohne Leidenschaft. Der Sieg mit nur vier Toren könnte sich rächen – in der Gruppentabelle, für einige Spieler aber auch persönlich."
Sport1: "Max Kruse war lange Zeit nur auf dem Spielbericht zu sehen. Zwischen all den roten Hemden verschwindet er wie eine Maus in der Elefantenherde. In der 45. Minute dann doch mal mit dem Kopf am Ball. Viel mehr war dann aber auch nicht."
Sportschau: "Max Kruse ist kaum im Spiel. Linksaußen nicht vor der Pause, im rechten Mittelfeld nicht nach dem Wechsel. Die Aktionen wirken meist überhastet - komisch eigentlich, wo es doch aktuell im Verein so gut läuft."
Frankfurter Rundschau: "Bei den Deutschen ist der Wurm drin. Eine zunehmend abbauende deutsche Mannschaft strengt sich gegen Gibraltar gerade noch genug an und gewinnt lediglich 4:0. Einige Zuschauer in Nürnberg quittieren das mit Pfiffen - gegen den Fußballzwerg hatten viele mit einem höheren Sieg gerechnet."
Kicker: "Nur 4:0! DFB-Elf bekleckert sich nicht mit Ruhm. In Nürnberg füllten sich die Ränge mit zahlreichen Fans, die neben dem Umstand, das Weltmeister-Team endlich hautnah sehen zu können, vor allem eines forderten: Tore, Tore, Tore. Der Fußballzwerg Gibraltar nämlich war der Gegner. Auch die Akteure selbst forderten von sich selbst eine eines WM-Siegers würdige Leistung. In Durchgang eins gelangen immerhin drei Treffer gegen aufopferungsvoll verteidigende Felsenbewohner. Alles hoffte auf wegen des Kräfteverschleißes einknickende Südeuropäer. Doch dem war nicht so: Lediglich ein Eigentor sorgte für den 4:0-Endstand für einen insgesamt ideenarmen Weltmeister."
Stern: "Tja, der Weltmeister. Er existiert natürlich weiter, doch derzeit vor allem auf dem Papier. Wo noch im Juli "Made in Germany" draufstand, stecken vier Monate später nur noch ein Haufen müder Recken drin. Schwer fällt der Rücktritt von Kapitän Philipp Lahm ins Gewicht, auch Bastian Schweinsteiger fehlt. Männer wie Durm, Kruse oder Podolski, bei der WM kein Faktor, rotierten mangels Alternativen direkt aufs Feld. Mit bedauernswerten Konsequenzen."
Spox: "DFB-Team mit Dienst nach Vorschrift. Das erwartet einseitige Spiel führte dazu, dass Deutschland meist mit allen Mann in der gegnerischen Hälfte war. Boateng oder Kroos waren als letzter Mann oft nur 30 Meter vor dem Tor Gibraltars. Neuer postierte sich dann in seiner Hälfte am Mittelkreis."
Stuttgarter Zeitung: "Dem Weltmeister fehlen die Ideen. Das von vielen Fans erwartete Schützenfest gegen den krassen Außenseiter Gibraltar fällt aus. Denn beim 4:0-Sieg in der EM-Qualifikation tut die deutsche Fußball-Nationalelf nicht mehr als unbedingt nötig."
Hamburger Abendblatt: "Wie beim Kinderfußball sah die überwiegende Spieldauer aus: alle auf einem Haufen. Während Gibraltar fast alle Spieler rund um den Strafraum postierte, versuchte die DFB-Auswahl den Abwehrriegel über die Flügel zu überwinden. Vor allem über die rechte Seite mit Karim Bellarabi und Shkodran Mustafi gelang dies häufig. So ergaben sich zwar eine Vielzahl an Torchancen, deren nähere Beschreibung aus Platzgründen ausfallen muss, aber bis zur Halbzeit nur zwei Treffer durch Thomas Müller (12., 29.) sowie ein Tor von Mario Götze (38.). 3:0 – etwas dünn für einen Weltmeister, der seine Angriffe häufig zu unkonzentriert abschloss."
Spiegel Online: "Das 4:0-Debakel. 4:0 gegen Gibraltar – und doch fühlt sich der Sieg des DFB-Teams wie eine krachende Niederlage an. Bundestrainer Löw ist extrem unzufrieden, die WM-Helden des Sommers wirken hochgradig verunsichert. Was ist nur passiert? Der Gladbacher Max Kruse, der nach längerer Pause mal wieder von Beginn an spielen durfte, tauchte weitgehend ab und sorgte für null Torgefahr. "
Bild: ""Alter! Gegen uns trifft fast Gibraltar. Nur Neuer verhindert das Peinlich-Gegentor. Von wegen Tor-Rekord! Es wurde nur ein 4:0 in der EM-Quali gegen die Amateure aus Gibraltar inklusive eines Eigentors. Am Schluss gab's sogar Pfiffe für unsere Weltmeister!"
Marca: "Gibraltar zeigt mehr Widerstand als Brasilien. Deutschland musste sich mit einem wenig glänzenden 4:0 gegen ein aufmüpfiges Gibraltar zufrieden geben. Gibraltar war nah dran, den Traum vom Tor zu verwirklichen. Neuer verhinderte gerade noch das erste Tor Gibraltars in der EM-Qualifikation. In der zweiten Halbzeit erschien Deutschland orientierungslos."
AS: "Deutschland schoss nur vier Tore gegen ein würdiges Gibraltar. Der Weltmeister agierte träge. Gibraltar sah besser als Brasilien beim 'Mineirazo'. Deutschland wirkte zwischen Mitleid und Faulheit wie betäubt. Deutschland gewann, aber der Applaus gebührt einer würdigen Elf aus Gibraltar. Die Zweifel der letzten Monate am Weltmeister konnten nicht ausgeräumt werden."
El Mundo Deportivo: "Die deutsche Nationalmannschaft musste sich mit einem wenig glänzenden 4:0 gegen ein widerstandfähiges Gibraltar zufrieden geben. Manuel Neuer musste einen exzellenten Schuss von Lee Walker aus 35 Metern zur Ecke abwehren."
Radio Marca: "Deutschland kam über ein 4:0 gegen Gibraltar nicht hinaus. Die Kicker von der britischen Kronkolonie hielten tapfer dagegen, ihnen kann man überhaupt keinen Vorwurf machen. Diese Niederlage ist ein Erfolg für Gibraltar."
Süddeutsche Zeitung: "Manuel Neuer hatte das nie dagewesene Vergnügen, dass jede Ballberührung vom Publikum lautstark gefeiert wurde. Erlebte aber dann einen nie erwarteten Moment: Liam Walker aus Gibraltar knallte den Ball aus 35 Metern Richtung Tor. Wer hätte damit je gerechnet? Doch Neuer ist eben Neuer. Den überrascht nie und nimmer etwas in diesem Torwartleben, nicht einmal ein Knaller aus Gibraltar. Nach der Pause knallte Liam Walker noch einmal, doch kein Problem für Neuer."
FAZ: "Diejenigen Gibraltarer, die dabei waren, werden noch ihren Enkeln davon erzählen können, allen voran natürlich jene, die auf dem Rasen dabei waren. Im deutschen Fußballgedächtnis wird dieses Spiel keine nennenswerte Kapazität beanspruchen. Thomas Müller (12., 29.), Mario Götze (38.) und Lukas Podolski (67.) erzielten die Tore zu einem ebenso selbstverständlichen wie schmucklosen 4:0-Sieg."
Express: "Jogis Party-Löwen ohne Zielwasser. Affengeil war es nicht, was unsere WM-Helden gegen Gibraltar aus dem Hut zauberten. Vielleicht hatten sie zu viel gefeiert. Das silberne Lorbeerblatt im Schloss Bellevue empfangen, danach den WM-Kinostreifen vorgestellt – es fehlte irgendwie das Zielwasser. Aber am Ende durfte der Kölner Jonas Hector sein Länderspieldebüt feiern (siehe nächste Seite) und das DFB-Team quälte sich zu einem glanzlosen und langweiligen 4:0. Vielleicht lag es aber auch daran, dass der Fußball-Zwerg sich tapfer wehrte."
Weser Kurier: "DFB-Elf langweilt sich zum Pflichtsieg. Von wegen Torrekord: In einem absurden Spiel haben sich die Fußball-Weltmeister gegen den großen Außenseiter Gibraltar mit einem 4:0 (3:0) begnügt."
Nürnberger Nachrichten: "Trotz Sieg: DFB-Elf enttäuscht in Nürnberg. Einen historischen Rekord erlebte das ausverkaufte Nürnberger Frankenstadion aber nicht, im vierten Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2016 beließ es die deutsche Mannschaft bei einem sehr moderaten 4:0 (3:0) über Gibraltar – vor 43.520 Zuschauern, mehr Menschen, als Gibraltar Einwohner hat. Der Mannschaftsbus der Gäste stand, wie von Trainer Allen Bula versprochen, tatsächlich nicht im Tor Gibraltars, sondern vorm Stadion, auf das Spielgeschehen hatte das aber keinen wesentlichen Einfluss, und natürlich entzog sich der Ablauf den sonst üblichen detaillierten Bewertungen."