Testspiel gegen Ungarn Schweinsteiger plant das Comeback

Düsseldorf/Gelsenkirchen · Der Kapitän will heute gegen Ungarn spielen. Seine Karriere begann vor zwölf Jahren gegen diesen Gegner.

Deutschland - Ungarn: Fakten
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Foto: afp, PST

Der große Lothar Matthäus griff tief in die Grabbelkiste der ganz pathetischen Sprüche. Als Trainer von Ungarn, ja, das war er mal, hatte der deutsche Rekordnationalspieler gerade einen 2:0-Testspielerfolg über die DFB-Auswahl am berühmten Betzenberg erlebt. Da sagte der Coach: "Ich glaube, wir haben das Wunder von Kaiserslautern erlebt." Viel flacher mochte er den Ball nicht halten. Das Wunder im Jahr 2004 begründete allerdings weder eine Weltkarriere des früheren Weltklassespielers im Trainerberuf, noch führte es die Ungarn aus dem tiefen Tal einer Fußballkrise, die mit dem verlorenen WM-Endspiel gegen Deutschland 1954 begonnen hatte. Der 3:2-Erfolg der Elf von Sepp Herberger ging als Wunder von Bern in die Geschichtsbücher ein. Matthäus blieb nur eine unfreiwillig komische Fußnote.

Auf dem Rasen des Kaiserslauterer Stadions trug sich dennoch Geschichtsträchtiges zu. Denn Rudi Völler, damals Coach des DFB-Teams, schickte erstmals zwei große Nachwuchs-Hoffnungen aufs Feld. Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski gaben ihr Debüt in der A-Mannschaft. Heute (18 Uhr/Live-Ticker) könnte sich für die beiden in Gelsenkirchen ein Kreis schließen. Schweinsteiger will im letzten Test vor der EM, wieder gegen die Ungarn, unbedingt sein Comeback nach langer Verletzungspause geben. Podolski steht auf jeden Fall im Aufgebot.

Inzwischen sind die beiden Talente von 2004 Routiniers im Team des Weltmeisters. 2006 noch erfreuten sie die Öffentlichkeit beim sprichwörtlichen Sommermärchen als Schweini und Poldi. Später wechselte Schweinsteiger ins Charakterfach des großen Strategen, während Podolski auch weiterhin für gute Laune und fröhlichen Teamgeist zuständig blieb. Dass ihn alle Welt unterdessen für ein Maskottchen der DFB-Elf hält, bringt aber selbst die rheinische Frohnatur Podolski in den Angriffsmodus. Er wird bei diesem Thema ziemlich ernst und versichert: "Die Mannschaft kann Europameister werden, ich kann ihr dabei helfen." Und sein Blick verrät, dass er damit nicht nur Hilfe als Pausenclown meint.

In Podolski und Schweinsteiger versammelt sich auf jeden Fall reichlich Erfahrung. Schweinsteiger hat es auf 114 Länderspiele gebracht, Podolski ist mit 127 Spielen sogar auf der Jagd des großen Matthäus-Rekords. Der taktische Organisator des Wunders von Kaiserslautern trat 150mal für Deutschland an. Anders als Podolski tat Matthäus jedoch meist Dienst in der Startelf. Sein Verfolger in der Länderspiel-Statistik kommt schon lange nicht mehr über Kurzeinsätze hinaus. Co-Trainer Thomas Schneider macht ihm Hoffnung auf mehr. "Er hat Spaß und ist mit großem Selbstvertrauen zu uns gekommen. Er wirkt sehr austrainiert, ist spritzig", sagte Joachim Löws Assistent.

Auch der Kollege Schweinsteiger scheint nach dem Trainingslager im Schweizer Ascona allerbester Dinge. "Basti strahlt die pure Spielfreude aus", versicherte Schneider, "er wäre sicher bereit für 20 oder 30 Minuten."

So ähnlich sah das vor zwei Jahren aus. Schweinsteiger hatte sich durch allerlei Verletzungen ins Trainingslager vor der WM gequält, und beim 6:1 gegen Armenien im letzten Testspiel wurde er eingewechselt. Er wirkte alles andere als fit, holte seinen Rückstand aber während des Turniers auf und war eine der wichtigsten Figuren auf dem Weg ins Finale. Im Endspiel bot er das beste Spiel seiner Karriere. Ob er noch einmal zu solchen sportlichen Höhenflügen in der Lage sein wird, ist zwei Jahre nach Brasilien freilich eine sehr offene Frage.

Beim 6:1 gegen Armenien stahl ihm ein anderer Einwechselspieler die Schau. Podolski beeindruckte als Linksaußen durch Körperkraft und Tempo. Ein Tor erzielte er selbst, zwei bereitete er vor. Und er strotzte vor Kraft. Bei der WM spielte er trotzdem nur 53 Minuten. Die gute Laune hat darunter bis heute nicht gelitten.

(pet)
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