Thomas und Lisa Müller sowie Ludger Beerbaum Was Fußball und Reiten verbindet

Düsseldorf · Thomas Müller liebt Fußball, seine Frau Lisa den Pferdesport. Reiter Ludger Beerbaum fühlt sich auf allen Rasenplätzen wohl. Ein Gespräch über Teamwork, Stadionatmosphäre und was Fußball und Springreiten noch alles gemeinsam haben.

 Lisa Müller ist Dressurreiterin. Durch sie ist auch ihr Ehemann und Star des FC Bayern, Thomas Müller, zum Pferdesport gekommen.

Lisa Müller ist Dressurreiterin. Durch sie ist auch ihr Ehemann und Star des FC Bayern, Thomas Müller, zum Pferdesport gekommen.

Foto: imago/CHIO Aachen Magazin/ Frank Stolle

Herr Müller, Freundschaften zwischen Fußballprofis und Profireitern sind ja nicht unbedingt die Regel. Wie kam der Kontakt zwischen Ihnen zustande?

Thomas Müller Meine Frau ist Dressurreiterin. Durch sie bin ich zu den Pferden gekommen, und seit ein paar Jahren haben wir eine eigene Pferdezucht.

Beerbaum Hermann Gerland, der Co-Trainer vom FC Bayern München, züchtet auch Pferde, und über einen gemeinsamen Freund bekam ich Thomas' Telefonnummer mit der Bitte, ihn mal anzurufen. Er hätte Interesse an einem Springpferd für seine Frau, die in ihrer Freizeit gerne auch mal springt. So fing das an.

Pferdebegeistert sind Sie also alle, wie sieht es bei Ihnen mit dem Fußball aus, Herr Beerbaum?

Beerbaum Ich mag Fußball sehr und habe früher selbst in einem ländlichen Verein gespielt. Mein Herz schlägt ganz klar für den FC Bayern. Schon immer, lange bevor Thomas' Zeit dort begann. Wann immer es die Zeit erlaubt, fahre ich zu den Spielen ins Stadion.

Und das Ehepaar Müller ist sehr gern beim CHIO Aachen zu Gast. Wo ist die Stimmung besser, beim Bayern-Heimspiel oder beim "Rolex Grand Prix"?

T. Müller Die Stimmung bei Reitturnieren und Fußballspielen kann man natürlich nur sehr schwer vergleichen, da die Größe der Stadien und das Fanverhalten unterschiedlich sind. Am besten lässt es sich vielleicht so beschreiben: Was im Fußball die Champions-League-Spiele sind, ist beim Reiten der CHIO in Aachen.

Beerbaum Und unabhängig vom Gegner ist in Aachen jedes Mal gute Stimmung.

Lisa Müller Wenn man auf einem anderen Turnier unterwegs ist, und da ist es richtig gut, dann sagt man: Es ist ja fast wie in Aachen. Das ist, für meine Begriffe, die beste Beschreibung.

T. Müller Die Bedingungen für Pferd und Reiter sind super, und für die Zuschauer auch. Vielleicht schaffen wir es in diesem Jahr auch wieder zum Finalwochenende. Wobei mein Fokus jetzt natürlich erst einmal auf der EM liegt. Aber danach zum Entspannen ist ein Besuch beim CHIO Aachen super, das haben wir ja nun schon öfter gemacht.

Wird Herr Müller als Europameister zum CHIO Aachen kommen, Herr Beerbaum?

Beerbaum Das wünsche ich ihm! Deutschland gehört sicherlich zu den Favoriten. Aber beim Fußball ist es genauso wie beim Springreiten: Nicht unbedingt der, der am besten spielt, gewinnt am Ende die Goldmedaille.

Kann man denn auch in Sachen Teamwork das Reiten mit dem Fußball vergleichen?

T. Müller Ich glaube, man kann sagen, dass in beiden Sportarten jedes Teammitglied seinen Teil zum Erfolg beitragen muss. Ob Pferd und Mensch oder eine Fußballmannschaft, das Miteinander muss einfach passen, damit man auf Top-Niveau erfolgreich sein kann.

Wenn Sie eine positive Eigenschaft des anderen dazugewinnen könnten, welche hätten Sie gerne?

Beerbaum Die Unbekümmertheit von Thomas. Mich beeindruckt jedes Mal seine Lockerheit.

T. Müller Bist du denn immer so richtig angespannt vor Turnieren? Du bist ja jetzt auch nicht unbedingt der angespannteste Typ . . .

Beerbaum Nein, aber bei dir kommt das immer so ungekünstelt rüber. Ich bin erst über die Jahre ein bisschen ruhiger geworden.

T. Müller Der Ehrgeiz von Ludger ist beeindruckend. Er hat ja schon ein bisschen was auf dem Buckel an Erfolgen. Dass er, obwohl er schon so lange dabei ist, immer wieder attackiert und neue Ziele verfolgt, das ist bewundernswert.

Dabei sollen aber die Olympischen Spiele in diesem Jahr Ihr letztes großes Ziel sein, Herr Beerbaum?

Beerbaum (überlegt) Ja.

Unabhängig vom Ausgang?

Beerbaum Nein. (lacht)

Was müsste denn in Rio für Sie herauskommen, dass Sie sagen: Damit kann ich mich zur Ruhe setzen?

Beerbaum Ein Podiumsplatz wäre schon nicht schlecht, aber da möchte ich mich noch nicht festlegen. Im Umkehrschluss soll es auch nicht heißen, dass mit dem Podium definitiv Schluss ist. Der Horizont, an dem ich dann irgendwann kürzer trete, ist absehbar. Aber es gibt noch keinen genauen Plan.

Herr Müller, mit Ihren 26 Jahren ist der Horizont Ihres Karriere-Endes ja noch in weiter Ferne. Können Sie sich vorstellen, mal die Fußballschuhe gegen Reitstiefel zu tauschen?

T. Müller Freizeitmäßig schon. Ich genieße es, meine Frau auf Turniere oder in den Stall zu begleiten. Ich mag einfach die Atmosphäre. Wenn die Pferde in der Dämmerung ihr Heu knuspern, dann hat das schon meditative Züge. Pferde sind wirklich Tiere, in die man sich schnell verliebt. Aber erstmal habe ich fußballerisch noch genug große Aufgaben vor mir.

DAS INTERVIEW IST ENTSTANDEN FÜR DAS CHIO-MAGAZIN.

(RP)
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