EM 2016 So sind die Viertelfinalisten in Form
Vor den Viertelfinals haben wir die Form der acht verbliebenen Mannschaften unter die Lupe genommen.
POLEN: Die Euphorie im Team und in der Heimat ist riesig, der Glaube an einen Coup gegen Portugal vorhanden. "Wir sind jedenfalls weiter hungrig. Es wäre das Größte, wenn wir jetzt auch noch die nächste Runde überstehen würden", sagte der Dortmunder Bundesliga-Profi Lukas Piszczek. Sorgen bereitet Robert Lewandowski. Der Bayern-Stürmer hat bisher noch nicht getroffen, bekam zudem im Achtelfinale gegen die Schweiz einen heftigen Tritt von Hoffenheims Fabian Schär ab. In portugiesischen Online-Medien war sogar von einem Mittelfußbruch die Rede - was von den Polen aber dementiert wurde.
PORTUGAL: Die Form der Portugiesen ist schwerer einzuschätzen als die jedes anderen Viertelfinal-Teilnehmers. Auf der einen Seite haben Cristiano Ronaldo & Co. über 90 Minuten gesehen noch keines ihrer vier EM-Spiele gewonnen. Auf der anderen Seite waren die gezeigten Leistungen meist besser als es das Ergebnis aussagt. Der Sieg im Achtelfinale gegen Kroatien hat das Team selbstbewusst und hungrig gemacht. Der Spielplan macht Portugal sogar zu einem Endspiel-Kandidaten. Superstar Ronaldo dagegen ist bei diesem Turnier noch nicht in Bestform. Auch hat Trainer Fernando Santos noch immer keine eingespielte, unantastbare Stammelf gefunden.
WALES: Aus Sicht der Waliser ist Belgien der ideale Viertelfinal-Gegner. Die Belgier sind favorisiert, sie werden offensiv spielen - und Wales wird wieder mehr Räume bekommen. "Niemand wird in einem Viertelfinale viel von uns erwarten. Diese Rolle liegt uns", sagte Verteidiger Chris Gunter. Denn zuletzt beim zähen 1:0-Erfolg im Achtelfinale gegen Nordirland lief es nicht rund für Gareth Bale und seine Kollegen. Denn die Nordiren hatten extrem defensiv agiert und den Superstar komplett aus dem Spiel genommen. Gegen Belgien wird der Angreifer von Real Madrid wieder mehr Platz zum Kontern haben - da könnte dem Außenseiter in die Karten spielen.
BELGIEN: Das hoch gehandelte Team des ehemaligen Schalker Bundesliga-Profis Marc Wilmots geht als klarer Favorit in das Duell mit Gareth Bale & Co. Allerdings sind Superstar Eden Hazard und Abwehrspieler Thomas Vermaelen seit dem 4:0 im Achtelfinale über Ungarn angeschlagen; das Duo konnte am Dienstag auch nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Ansonsten fiebert die Mannschaft dem Spiel gegen Wales entgegen, bei dem sie mit einer Riesenunterstützung ihrer Fans rechnen kann: In Lille, das nur 20 Kilometer von der belgischen Grenze entfernt liegt, werden Zehntausende Anhänger der Roten Teufel erwartet.
DEUTSCHLAND: Bundestrainer Joachim Löw freut sich schon auf das Duell der "bislang besten Mannschaften des Turniers". Angst hat der Weltmeister trotz vieler Turnier-Pleiten vor Italien keine. Mario Gomez findet, dass gerade solche Spiele "elektrisieren". Unbezwingbar präsentierte sich die DFB-Auswahl bei vier Spielen ohne Gegentor bisher in der Defensive. Im Angriff läuft es von Partie zu Partie besser. "An der Chancenauswertung können wir noch ein bisschen arbeiten", sagte aber Kapitän Bastian Schweinsteiger. Besonders gefordert wieder ist die medizinische Abteilung, denn Jérôme Boatengs Wade zwickt weiter. "Es ist genug Zeit", sagte der Abwehrchef.
ITALIEN: Nach dem überzeugenden Achtelfinal-Sieg gegen Spanien geht die Squadra Azzurra voller Euphorie und Selbstbewusstsein in den Viertelfinal-Klassiker gegen Deutschland. Das Team überzeugte bislang mit einer klugen Taktik, Defensivstärke und mutigem Spiel nach vorne - das soll auch gegen den Weltmeister funktionieren. Allerdings hat Trainer Antonio Conte vor allem im Mittelfeld Personalsorgen: Daniele De Rossi ist angeschlagen und droht auszufallen, sein Ersatz Thiago Motta fehlt wegen einer Gelbsperre. Damit könnte Conte sogar gezwungen sein, das System umzustellen. Fraglich ist zudem, ob der verletzte Rechtsaußen Antonio Candreva rechtzeitig fit wird.
FRANKREICH: Verletzungssorgen hat Trainer Didier Deschamps nicht. Dennoch muss er seine Elf auf Umstellungen vorbereiten - Adil Rami und N'Golo Kanté fehlen gegen Island in der Innenverteidigung und im Mittelfeld wegen Gelbsperren. Nach einem Regenerationstag trainierte Deschamps sein Team am Dienstag komplett unter Ausschluss: keine Zuschauer, keine Medien. Das Team muss zulegen, noch keine Partie war über 90 Minuten überzeugend. Noch gelang den Franzosen bisher kein Tor vor der 58. Minute. Damit die Fans der Équipe tricolore für Sonntag schon in Stimmung kommen, ist für Mittwoch ein öffentliches Training geplant - das erste des Gastgebers während der EM.
ISLAND: In der Qualifikation haben die EM-Debütanten die Niederlande aus dem Weg geräumt, bei der EURO sind sie DIE Überraschung. Der sensationelle Achtelfinal-Erfolg über England war der emotionale Höhepunkt für das kleinste Teilnehmerland. Denn die oft nur Insidern bekannten Spieler sind alle Fans des englischen Fußballs. Gegen den Gastgeber steht nun die nächste Herausforderung bevor. Die nehmen die Wikinger an, obwohl sie in elf Vergleichen noch nie gegen die Equipe tricolore gewinnen konnten. "Gegen England war unser bestes Spiel - bis jetzt. Ich hoffe, dass unser bestes Spiel erst noch kommt", sagte der mit Lars Lagerbäck gleichberechtigte Trainer Heimir Hallgrimsson.