Frau am Mikrofon spaltet die Nation Twitter-Debatte um ZDF-Kommentatorin Neumann

Bordeaux · Claudia Neumann hat TV-Geschichte geschrieben. Als erste Frau kommentierte sie ein EM-Spiel der Männer. Der Wirbel um ihren Auftritt war groß. Es gab viel Lob, aber auch Twitter-Kritik übelster Sorte.

Neumann spaltet Twitter-User
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Foto: dpa, rje htf fie wok

Die Aufregung im Netz war riesig. Dabei war die Partie zwischen Wales und der Slowakei gerade mal fünf Minuten alt. "Die Stimme ist super gruselig. Die könnte Horrorfilme sprechen", schrieb ein Twitter-User über ZDF-Kommentatorin Neumann. Und auch als die Partie längst beendet war, ging das Motzen weiter. Und das teils peinlich niveaulos: "Straßenschlachten in Marseille sind weniger ekelerregend als ein Fußballspiel von Claudia Neumann kommentiert."

Anderen Twitter-Usern war es völlig egal, ob ein Mann, eine Frau oder ein Alien spricht. Manch einer gratulierte der 52-Jährigen. Es sei wohltuend, dass sie nicht den "marktschreierischen Kick" in ihrer Stimme habe. Kompetent und erfrischend emotional, beurteilten zufriedene Zuschauer Neumann, die ihre Sache besser gemacht habe als Kollege Béla Réthy.

Neumann spielte lange Fußball. Das merkte man. Sie analysierte die Partie taktisch gut, war bestens vorbereitet. Wer erwartet hatte, dass ihre Stimme vor Aufregung zittern könnte, lag falsch: Neumann führte souverän und unaufgeregt durch das Spiel. Sie arbeitet sonst als Journalistin am Spielfeldrand. Da ist es auch nicht stressfreier.

Zugegeben: In einem Moment zu Beginn der Partie, da war sie aufgeregt. Großchance Slowakei. Marek Hamsik scheiterte nach einem traumhaften Sololauf an seinem Eigensinn. Neumann wurde laut, das gab ihre Stimme vom Volumen nicht her. Macht nichts, fanden einige Twitter-User. Andere fingen nun an, ihrem Unmut Luft zu machen. Es drehte sich plötzlich alles um Neumann, die vor ihrem Auftritt noch gesagt hatte: "Das Interesse gilt ja glücklicherweise nicht mir als Person, ich transportiere nur ein gesellschaftspolitisches Thema."

Was nach dem Spiel kommen würde, hatte sich die gebürtige Dürenerin allerdings schon ausgemalt. Sie sei "vorbereitet, was im Nachgang auf mich zukommen wird, so oder so", sagte sie. Dass ein Fußball-Kommentar eben auch Geschmackssache sein kann, darauf konnten sich die Twitter-User nicht einigen. Inhaltlich fiel Neumann nicht ab. Nur eine Fehleinschätzung musste sie sich ankreiden lassen: Als der Slowake Martin Skrtel in Halbzeit eins im Strafraum den Ellenbogen ausfuhr, hätte der Schiedsrichter Svein Oddvar Moen Elfmeter geben müssen. Das sah die Kommentatorin zunächst anders, korrigierte sich aber im Laufe des Spiels. Geschenkt.

Wer Neumann erneut zuhören möchte: Am 17. Juni begleitet sie die Partie zwischen Schweden und Italien.

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