Deutschland konkurriert mit Türkei "Rennen um den EM-Zuschlag längst nicht entschieden"

Frankfurt/Main · Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sieht bei der Bewerbung um die EM 2024 politische Hindernisse, die beim Konkurrenten Türkei leichter umgangen werden könnten.

Fußball-EM 2024: Die Stadien und Spielorte in Deutschland
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"Es geht dabei vor allem um gewisse Steuerbefreiungen. Diese Zusagen können wir von der Bundesregierung, die uns in allen Belangen bislang durchaus gut unterstützt, nicht zu 100 Prozent bekommen", sagte DFB-Bewerbungschef Markus Stenger der "Sport Bild".

Auch bei den Themen Markenschutzrechte und Ticketing-Schutzgesetz seien "manche Dinge" nach aktuellem Recht nicht umsetzbar. "Die Bereitschaft, in diesen Bereichen etwas zu ändern, ist nicht unbedingt erkennbar", sagte Stenger: "Zumal in Berlin aktuell andere Themen auf der Agenda stehen. So gesehen ist die schleppende Regierungsbildung nicht gerade von Vorteil für unsere Bewerbung."

In der Türkei können solche Probleme aufgrund der Machtfülle von Präsident Recep Tayyip Erdogan vermeintlich leichter gelöst werden, beispielsweise auch beim Nachtflugverbot, das die Europäische Fußball-Union (Uefa) gerne in allen Spielorten aufgehoben hätte.

Auch eine Gewinn-Garantie für die Uefa scheint in der Türkei möglich. "Das ist zumindest nicht ausdrücklich verboten im Reglement, das könnte die Türkei theoretisch machen", sagte Stenger: "Beispielsweise Garantien für den Fall, dass die Uefa nicht die erwünschten Ticket-Erlöse erzielt. Da gibt es viele Möglichkeiten." Der DFB hingegen werde "nicht wahllos irgendwelche finanziellen Dinge in Aussicht stellen, damit wir im wahrsten Sinne des Wortes um jeden Preis die EM bekommen".

Zwar seien Verantwortlichen beim Weltmeister-Verband grundsätzlich davon überzeugt, bei der Wahl des Ausrichters im kommenden September als Sieger hervorzugehen. Dennoch warnte Stenger vor Überheblichkeit.

"Nach unseren Informationen ist das Rennen längst nicht entschieden", sagte er: "Wir müssen weiter Vollgas geben. Erst mal bis zur Abgabe der Bewerbungsunterlagen Ende April. Dann müssen wir die Zeit bis zur Entscheidung Ende September intensiv nutzen, um wirklich jeden davon zu überzeugen, dass wir der bessere EM-Ausrichter sind."

Der DFB werde "alles daransetzen, (...) eine perfekte Bewerbung abzuliefern, an der man eigentlich nicht vorbeikann", sagte Stenger: "Dennoch gibt es eine Reihe von Unwägbarkeiten. Deshalb müssen wir sehr vorsichtig und dürfen uns nicht zu sicher sein."

(sid)
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