EM-Ausschreitungen Erste Haftstrafen für Hooligans

Warschau · Sieben Hooligans sind am Donnerstag nach den Ausschreitungen vor der EM-Begegnung zwischen Polen und Russland zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt worden. Die Urteile ergingen gegen zwei Russen, zwei Spanier und drei Polen.

EM 2012: Polnische und russische Hooligans liefern sich Krawalle
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EM 2012: Polnische und russische Hooligans liefern sich Krawalle

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Ein russischer Angeklagter wurde frei gesprochen, berichtete die polnische Nachrichtenagentur PAP. Insgesamt wurden seit Mittwoch bereits 30 Urteile gefällt, mehr als 100 Verfahren stehen an. In den übrigen Fällen wurden die Angeklagten zu Geldstrafen und Bewährungsstrafen verurteilt.

Polnische Hooligans hatten am Dienstag wiederholt versucht, eine unter starkem Polizeischutz zum Stadion marschierende Gruppe von mehreren tausend russischen Fans zu provozieren und anzugreifen. Auch russische Fans suchten die Provokation. Bei den Auseinandersetzungen, die sich nach dem Spiel in nächtlichen Straßenkämpfen fortsetzten, wurden 20 Personen krankenhausreif geschlagen, darunter zehn Polizisten. Die Polizei nahm insgesamt 184 Hooligans fest.

Staatspräsident fordert härtere Strafen

Der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski sprach sich für schärfere Strafen gegen Hooligans aus. "Dies ist ein Moment, in dem der polnische Staat schärfere Strafen anwenden sollte, um die Polen von dem Risiko zu befreien, dass Sportereignisse verdorben werden", setzte er in einem Interview mit dem Nachrichtensender TVN 24 auf die abschreckende Wirkung solcher Sanktionen. Auch Sportministerin Joanna Mucha hatte zuvor härtere Strafen für Hooligans gefordert.

Erneute Krawalle können aber natürlich nicht ausgeschlossen werden. "Ist die EM noch sicher?" fragte etwa die liberale polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza". Die polnischen Behörden fürchten eine Faninvasion von 20 000 Russen für das letzten Gruppenspiel der "Sbornaja" am Samstag gegen Griechenland.

Es werde "angemessene Sicherheitsmaßnahmen" geben, versprach Innenminister Jacek Cichocki und warnte vor unrealistischen Erwartungen an die Polizei. "Man kann nicht neben jedem Restaurant, neben jedem Tisch einen Polizisten platzieren", sagte er in einem Interview des Rundfunksenders "Radio Zet". "Die Polizei wird eine Risikoanalyse vornehmen. Wenn sich herausstellt, dass Sicherheit wie beim Spiel Polen - Russland notwendig ist, dann wird es (so einen Polizeieinsatz) geben", betonte Cichocki.

Trotzdem macht sich in Polen seit den Krawallen Verunsicherung breit. Die Strafen für Hooligans, die die Gewalt suchten, müssten "so streng wie möglich" sein, sagte Mucha. "Wir sollten alle Möglichkeiten erwägen, auch Arbeiten für das Allgemeinwohl, die von polnischen Gerichten selten verhängt werden. Das wäre zugleich eine Möglichkeit für die Resozialisierung von Hooligans."

(dpa)
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