Pyrotechnik und faschistische Parolen Kovac schämt sich für kroatische Krawall-Fans

Mailand · Der Achtungserfolg der kroatischen Nationalmannschaft wurde schnell in den Hintergrund gedrängt. Nach dem sportlich respektablen 1:1 beim viermaligen Weltmeister Italien musste sich Trainer Niko Kovac vielmehr wieder einmal für Teile der unverbesserlichen Anhänger Kroatiens rechtfertigen.

Kroatien gegen Italien: Skandal-Spiel mit Pyrotechnik und Raketen
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Kroatische Fans schießen Raketen auf Rasen des San Siro

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"Ich möchte mich für das, was mit unseren Fans passiert ist, entschuldigen", sagte der ehemalige Bundesligaprofi: "Das schadet dem Ansehen unseres Land und unserer Fans. Ich schäme mich." Auch der kroatische Fußballverband HNS entschuldigte sich bei den Gastgebern und bat um Hilfe. "Wir fordern alle Bereiche der Gesellschaft auf, insbesondere die Regierung, die Vorfälle, die eine Schande für den kroatischen Staat sind, zu überprüfen", hieß es in einer Mitteilung: "Anders als der HNS besitzt der Staat Methoden und Macht, Krawallkultur, Gewalt und jegliche Form illegalen Verhaltens in Stadien zu beseitigen."

Knapp eine Viertelstunde vor Schluss musste der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers das Spiel unterbrechen, nachdem aus dem kroatischen Block Pyrotechnik aufs Spielfeld geworfen wurde. Zudem soll es auch faschistische Sprechchöre ("Za Dom - Spremni! - Für die Heimat bereit") gegeben haben.

Für eben diese Parole war der ehemalige Bundesligaprofi Josip Simunic Ende 2013 vom Weltverband Fifa für zehn Spiele gesperrt worden. Nun droht dem kroatischen Verband ebenfalls eine harte Strafe, bereits mehrmals waren die Anhänger negativ aufgefallen. Nach dem Spiel in Mailand wurden insgesamt 17 Personen vorläufig festgenommen.

Dabei hätte Kovac zumindest aus sportlicher Sicht viel Grund zur Freude gehabt. Mit dem Unentschieden, der Wolfsburger Ivan Perisic (15.) hatte die Führung der Gastgeber durch Antonio Candreva (11.) schnell ausgeglichen, bleiben die Kroaten Tabellenführer vor den punktgleichen Italienern.

"Kroatien war stark. Sie haben es uns schwer gemacht", sagte Italiens Trainer Antonio Conte, dessen Team sich nach dem Vorrunden-Aus in Brasilien weiter im Umbruch befindet: "Unter diesen Umständen bin ich glücklich mit unserem Auftritt."

Während die Italiener in der Qualifikation trotz des Unentschieden weiter auf Kurs EM-Ticket sind, mussten die WM-Teilnehmer Belgien und Bosnien-Herzegowina teils bittere Rückschläge hinnehmen. Die Gruppe B erlebt bisher einige gehörige Überraschungen.

Ein Grund dafür ist die Schwäche der Bosnier, die nach der 0:3-Niederlage in Israel mit zwei Punkten aus vier Spielen bereits deutlich hinter den ersten beiden Plätzen zurückliegen und nur noch geringe Chancen auf die Qualifikation haben. Trainer Safet Susic ist einen Tag nach der 0:3-Niederlage dann auch entlassen worden. Das gab der Verband nach einer Krisensitzung am Montagabend bekannt. "Das Exekutivkomitee des Verbandes hat entschieden, dass es die beste Lösung ist, dass Safet Susic nicht mehr Teamchef ist", hieß es in einer Stellungnahme.

Tabellenführer der Gruppe B bleibt Israel mit der perfekten Ausbeute von neun Punkten aus drei Spielen. Die erste EM-Teilnahme des Landes rückt immer näher. Verfolgt werden die Israel allerdings nicht vom Topfavoriten Belgien um den Wolfsburger Kevin de Bruyne. Nach nur einem Sieg aus drei Spielen liegt der Viertelfinalist von Brasilien noch hinter Zypern sogar nur auf Platz vier. Allerdings haben die Belgier noch ein Nachholspiel.

Am Sonntag kam das mit Topstars gespickte Team von Marc Wilmots gegen das noch ungeschlagene Wales vor eigenem Publikum nur zu einem 0:0. Die Außenseiter von der britischen Insel wären nach derzeitigem Stand als Tabellenzweiter für die EM qualifiziert.

"Ich denke, das ist ein fantastisches Resultat. Wir nehmen den Punkt gerne mit", sagte der walisische Superstar Gareth Bale, der in der Schlussphase auf der eigenen Torlinie das Unentschieden rettete. Und Teammanager Chris Coleman ergänzte: "Es sind noch sechs Spiele, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Die anderen Mannschaften sollten uns ernst nehmen, denn wir nehmen die EM-Qualifikation sehr ernst."

Aufatmen konnte der niederländische Bondscoach Guus Hiddink nach dem 6:0 gegen Lettland. Der Trainer-Routinier hatte zuvor seinen Rücktritt angekündigt, hätte es keinen Sieg gegen die Balten gegeben. Aber sicher scheint die Zukunft Hiddinks bei der Elftal keineswegs. "Ich weiß nicht, ob er im März noch auf der Bank sitzt", sagte Bayern-Ass Arjen Robben im niederländischen Fernsehen: "Ich kann nicht in seinen Kopf schauen. Es kann in beide Richtungen gehen."

(sid)
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