DFB vom Olympia-Aus unbeeindruckt Mega-Events in Deutschland nur noch im Fußball?

Hamburg · Nach dem Nein der Hamburger zu Olympia wird es künftig noch schwieriger, große Sportveranstaltungen nach Deutschland zu holen - außer für den alles dominierenden König Fußball.

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Foto: dpa, dan

Der olympische Sport trägt nach dem Desaster von Hamburg noch immer Trauer, König Fußball lebt dagegen gänzlich unberührt die Vision vom Megajahr 2024: Während die kleineren Sportarten nach dem gescheiterten Olympia-Referendum in der Hansestadt große Zukunftssorgen plagen, greift der Deutsche Fußball-Bund (DFB) unbeirrt nach der EM in neun Jahren.

Es gebe deutliche Unterschiede zwischen einer Europameisterschaft im eigenen Land und den Olympischen Spielen, "die sicherlich auch bei der Bewertung der Bürgerinnen und Bürger eine Rolle spielen werden", sagte DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball. Eine EM-Endrunde werde über einen Zeitraum von einem Monat "punktuell" an bestehenden Bundesliga-Standorten ausgetragen, nicht zwei Wochen lang in einer einzigen Stadt.

Die Chancen für einen Zuschlag im Jahr 2017 stehen weiter bestens, einziger Konkurrent ist bislang die Türkei. Die Gefahr, dass der Fußball die olympischen Sportarten noch weiter an den Rand drückt, wächst. "Die Zweiklassengesellschaft zwischen Fußball und anderen Disziplinen droht noch stärker zu werden", sagte Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) am Dienstag dem Hamburger Abendblatt. Statt selbst das Highlight zu setzen, das für Jahre hinweg auf den deutschen Sport strahlt, zeichnet sich ohne das Leuchtturmprojekt eine noch einseitigere Sportlandschaft in der Bundesrepublik ab.

Die Bewerbung für das Megaevent Olympia 2024 sollte für eine Sogwirkung sorgen und den Standort Deutschland mit frisch aufgefüllten Geldtöpfen attraktiv machen als Austragungsort hochkarätiger Sportveranstaltungen. Hamburg hatte sich in der Hoffnung auf ein positives Votum bereits die Finalspiele der Frauenhandball-WM 2017 und auch die WM der Amateurboxer im selben Jahr gesichert. "Wir gehen davon aus, dass die Vereinbarungen gehalten werden", sagte Sportdirektor Michael Müller vom Deutschen Boxsport-Verband der Tageszeitung Die Welt.

Die erhoffte Großoffensive bleibt jedoch aus, der Imageschaden für den deutschen Spitzensport ist riesengroß. "Wir hatten auf Rückenwind gesetzt, jetzt werden wir wahrscheinlich auf vielen Ebenen Gegenwind bekommen", meinte Hörmann, dem eine schwierige DOSB-Mitgliederversammlung am Samstag in Hannover bevorsteht.

In den Tagen des Frusts nach der vergebenen "Jahrhundertchance" gilt es nun für die deutschen Macher, neue Strategien zu entwickeln, um ein wichtiger Fleck auf der Weltkarte des Spitzensports zu bleiben. Erfolgreiche Bemühungen um prestigevolle Events wie den Ryder Cup der Golfer oder die Austragung der Startetappe der Tour de France 2017 ab Düsseldorf würden größere Erfolge darstellen.

Mit der Eishockey-WM 2017 in Köln und Paris oder der Handball-WM in Dänemark und Deutschland 2019 könnte ein Trend zur Kooperation mit Co-Gastgebern gesetzt sein. Zuletzt hatte sich dieses Muster bereits bestens bei der Basketball-WM im Sommer bewährt, bei der Berlin Gastgeber für Gruppenspiele war.

In den kommenden Jahren wird sich die Elite unter anderem bei der Tischtennis-WM in Düsseldorf, der Fecht-WM in Leipzig (beide 2017), der Leichtathletik-EM in Berlin (2018) und der Kunstturn-WM in Stuttgart (2019) messen. Doch die ganz großen Stars in einem Sommer in Deutschland zu versammeln - diesen Traum kann vorerst nur noch König Fußball leben.

(sid)
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