EM-Qualifikation in Serbien Lala über Skandalspiel: "Ich hatte Todesangst"

Belgrad · Der frühere Bundesliga-Profi Altin Lala hat mit Grausen auf das Skandalspiel am Dienstag im serbischen Belgrad zurückgeblickt und schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben.

"Ich hatte Todesangst. Ich bin hart im Nehmen, aber so viel Hass habe ich noch nie erlebt", sagte der Co-Trainer albanischen Fußball-Nationalmannschaft der Bild-Zeitung: "Im Kabinentunnel habe ich sogar Polizisten gesehen, die unsere Spieler geschlagen haben."

Ähnlich äußerte sich der albnanische Nationalspieler Edmond Kapllani. "Wir sind mit Steinen und Flaschen beworfen worden", sagte der Stürmer des Zweitligisten FSV Frankfurt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "So etwas habe ich noch nie erlebt. Und ich gehe davon aus, so etwas nie mehr erleben zu müssen."

"Fliegende Flagge" sorgt für Eklat beim Spiel Serbien gegen Albanien
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"Fliegende Flagge" sorgt für Eklat beim Spiel Serbien gegen Albanien

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Foto: dpa, ks mr

Das EM-Qualifikationsspiel zwischen den verfeindeten Ländern war in der 41. Minute nach schweren Krawallen und Tumulten auf dem Spielfeld abgebrochen worden. Auslöser war eine Flagge Großalbaniens, die an einer Drohne hängend durch das Stadion flog und die Serben offenbar provozierte.

"Wir wussten, dass es ein Psychospiel wird", sagte Kapllani, "das alles gehört aber nicht zum Fußball!" Gleichzeitig widersprach der 32 Jahre alte Angreifer diversen Berichten, wonach es auch zu Handgreiflichkeiten zwischen den Protagonisten gekommen sei. "Wir hatten keine Schlägerei mit den serbischen Spielern."

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) wird den Fall am 23. Oktober verhandeln. Von einer Spielwertung am Grünen Tisch bis hin zum kompletten Ausschluss aus der EM-Qualifikation scheint derzeit alles möglich.

"Die Abwehr von Drohnen muss jetzt auf die Agenda"

Nach dem Drohnen-Vorfall fordert Helmut Spahn, ehemaliger Sicherheitsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), eine stärkere Auseinandersetzung mit der neuen Gefahrenquelle. "Die Abwehr von Drohnen muss jetzt auf die Agenda", sagte Spahn dem Fachmagazin kicker.

Das habe er in seiner derzeitigen Funktion als Generaldirektor des International Centre for Sports Security (ICSS) in Katar bereits umgesetzt, verriet Spahn: "In unseren Konzepten sind Drohnenangriffe enthalten, da richtete sich der Blick bisher auf den Transport von biologischen Waffen in schwer zugängliche Bereiche, ein Szenario für Terroranschläge auf Großveranstaltungen wie eine Fußball-WM oder Olympische Spiele."

Ein Flugverbot über dem Stadion würde nicht helfen, glaubt der Sicherheitsexperte, da die Reichweite der Drohnen für den privaten Gebrauch eingeschränkt seien.

Streich verteidigt Mitrovic

Trainer Christian Streich vom Bundesligisten SC Freiburg hat seinen serbischen Profi Stefan Mitrovic gegen Kritik nach dem abgebrochenen Spiel verteidigt. "Die Situation war da völlig offensichtlich: Da kam ein Gegenstand aufs Spielfeld geflogen, den wollte ein Spieler einfach nur beseitigen, damit weitergespielt werden konnte. Für den Spieler spielt das keine Rolle, ob das ein Luftballon ist oder ein Trinkbecher oder eine Flasche", sagte Streich am Donnerstag in Freiburg.

Mitrovic hatte am beim Spiel die Drohne mit der großalbanischen Flagge an sich gerissen. Daraufhin waren in der 42. Minute der Partie albanische Spieler auf ihn losgegangen.

(sid)
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