DFB bewirbt sich um EM 2024 Wolfgang Niersbach und Michel Platini auf Kuschelkurs

Deutschland wird sich um die Ausrichtung der EM 2024 bemühen. Die Bekanntgabe am Donnerstag auf dem DFB-Bundestag unterstrich nochmals das außerordentlich gute Verhältnis des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und seines Präsidenten Wolfgang Niersbach zur Europäischen Fußball-Union (Uefa).

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Die "Welt zu Gast bei Freunden" hieß einst das Motto der Fußball-WM 2006, die als Sommermärchen in die Annalen einging. Uefa-Präsident Michel Platini konnte sich am Donnerstag bei seiner Stippvisite auf dem DFB-Bundestag in Nürnberg ebenfalls unter Freunden wähnen, betont herzlich wurde Frankreichs einstiger Weltstar von DFB-Chef Wolfgang Niersbach ("tres cher ami") begrüßt, die innige Umarmung Platinis mit Kaiser Franz Beckenbauer bedeutete keine Inszenierung für die Öffentlichkeit. Das Verhältnis zwischen dem Deutschen Fußball-Bund und der Europäischen Fußball-Union (Uefa) ist von großem gegenseitigen Vertrauen und Respekt gekennzeichnet.

"Ich habe die Botschaft verstanden"

So war das Verhältnis einst zwischen dem langjährigen Uefa-Boss Lennart Johansson, der ebenfalls in Nürnberg weilte, und seinem deutschen Pendant Egidius Braun - und anno 2013 ist es ebenso stark und eng. Niersbach und Platini probten in Nürnberg den Schulterschluss. Deshalb war die Ankündigung der deutschen Bewerbung um die Ausrichterrolle bei der EM 2024 keine wirkliche Überraschung, allerdings der Zeitpunkt — elf Jahre vor dem Großereignis — schon. "Ich habe die Botschaft verstanden", betonte Platini bei seiner Rede, "muss aber natürlich neutral sein."

Die EM-Endrunden, die ab 2016 mit 24 Mannschaften ausgetragen werden, können nur noch von wenigen Ländern in Alleinregie auf die Beine gestellt werden. Nach Frankreich (2016) folgt die paneuropäische EM 2020, für die sich auch München als deutscher Standort beworben hat. Immerhin 31 Mitbewerber muss die bayerische Landeshauptstadt ausstechen. "Ich kann nur schwer beurteilen, was die Kandidatur für 2024 für die deutsche Bewerbung für 2020 bedeutet", sagte "Platoche". Der DFB bewirbt sich mit der Münchner Allianz Arena sowohl um die Finalrunde mit beiden Halbfinals und dem Endspiel als auch um das zweite Paket, bestehend aus drei Gruppenspielen und einem Viertelfinale.

Bei der EM-Endrunde 2024 hofft der DFB auf den zweiten Zuschlag nach 1988. Die Chancen auf ein neues deutsches Sommermärchen, dann 18 Jahre nach der traumhaften Weltmeisterschaft 2006, sind jedenfalls gut. Spanien (zuletzt 1964 EM-Gastgeber) und Italien (zuletzt 1980) können zwar argumentieren, noch länger keine EM ausgerichtet zu haben, allerdings dürfte es für beide Länder schwer werden, ein 24er-Turnier zu stemmen.

Dies weiß auch Platini, der nicht immer als großer Freund der Deutschen galt. Allerdings ist der DFB in Person von Niersbach ein zuverlässiger und loyaler Partner. Wohl auch deshalb lobte Platini auf dem DFB-Bundestag überschwänglich den deutschen Erfolgsweg, "der viele Opfer erfordert hat", aber doch zum Ziel geführt habe. Das deutsche Champions-League-Finale in diesem Jahr zwischen Bayern München und Borussia Dortmund sei der Beweis.

"Und Deutschland hat den Mut gehabt, an der 50+1-Regel bei den Klubs festzuhalten, und ist nicht dem Lockruf des Geldes erlegen", sinnierte der 58-Jährige, der sich seit seinem Amtsantritt 2007 — die Wahlen fanden im Übrigen in Düsseldorf statt — das Financial Fair Play auf die Fahne geschrieben hat. Das im Vergleich zu anderen Ländern gesunde Haushalten der deutschen Klubs wird immer wieder von der Uefa hervorgehoben, das strenge deutsche Lizenzierungsverfahren hat Vorbildcharakter für den europäischen Dachverband.

Platini vergaß auch nicht, Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in dessen Eigenschaft als Chef der Europäischen Klubvereinigung ECA ("Er führt die ECA meisterlich") zu loben. Auch wenn der Lothringer Platini zu seinen Plänen, sich 2015 eventuell um das Amt als Präsident des Weltverbandes Fifa zu bewerben, keine weiteren Kommentare abgeben wollte, gilt eine Allianz Platini/Niersbach als stark genug, auch in den nächsten Jahren ein gewichtiges Wort im Weltfußball mitzureden.

Liga-Präsident Reinhard Rauball sieht im 62-jährigen Niersbach den idealen Platini-Nachfolger in der Uefa, sollte der Franzose in zwei Jahren zum Nachfolger von Fifa-Boss Joseph S. Blatter (77) aufsteigen. Und einen verlässlicheren Partner in der Uefa als das jetzige Exekutiv-Mitglied Niersbach kann Platini kaum haben.

(sid)
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