Verl suspendiert zwei Spieler Erste Geständnisse im Wettskandal

Verl (RPO). Im Fußball-Wettskandal liegen angeblich erste Geständnisse vor. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, drei Spieler des Regionalligisten SC Verl hätten eingeräumt, bei zwei Spielen der Saison 2008/2009 von der Wettmafia bestochen worden zu sein. Ein weiterer Spieler sei bei den geplanten Spielmanipulationen wieder abgesprungen und habe sich vor den beiden mutmaßlich manipulierten Regionalligapartien jeweils krank gemeldet.

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Foto: ddp

Die Staatsanwaltschaft Bochum, die dem Verdacht von manipulierten Fußballspielen nachgeht, habe sich nicht dazu nicht geäußert. Im Zentrum des Geschehens in Verl steht offenbar ein 34 Jahre alter Kaufmann aus dem westfälischen Lippstadt, der Ende vergangener Woche wegen Betrugsverdachts verhaftet worden sei.

Der Beschuldigte habe Verler Spielern nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittler mindestens 20.000 Euro dafür gezahlt, dass sie die für ihren Klub sportlich bedeutungslosen Punktspiele gegen die U23-Teams von Borussia Mönchengladbach und den 1. FC Köln absichtlich verlieren.

Laut den Ermittlungen setzte die Wettmafia insgesamt 41.550 Euro auf einen Kölner Sieg beim SC Verl und erzielte bei einer Quote von 2,4 einen Gewinn von rund 100.000 Euro. An die gekauften Spieler sollen 20.000 Euro geflossen sein.

Dementi aus Verl

Der Regionalligist hat derweil die Manipulations-Geständnisse seiner Spieler dementiert. Laut des Clubvorsitzenden lägen weder dem Verein noch der Staatsanwaltschaft entsprechende Aussagen vor. Das berichtet der "Focus". "Meines Wissens nach hat nicht ein Spieler ein Geständnis abgelegt — weder bei der Staatsanwaltschaft noch bei uns", sagte der Vorsitzende Peter Mankartz

Spieler suspendiert

Der SC Verl hat als erster Klub zwei Spieler suspendiert. Wie Verls Vereinsboss Peter Mankartz bestätigte, hat der Verein Patrick Neumann und Tim Hagedorn vom Spiel- und Trainingsbetrieb ausgeschlossen. Zu den Gründen wollte sich Mankartz aber nicht äußern.

"Weitere Angaben kann ich derzeit nicht machen. Wir stehen bei den Ermittlungsbehörden im Wort", sagte Mankartz. Derzeit stehen zwei Spiele des Viertligisten unter Manipulationsverdacht.

Der Drittligist SV Sandhausen hatte im Zuge der Ermittlungen gegen den Spieler Marcel Schuon eine Schutzsperre ausgesprochen, da sich der Spieler aufgrund der Anschuldigungen gegen ihn nicht auf den Sport konzentrieren könne.

"Das ist eine ganz schwere Situation für uns", sagte Verls Trainer Reimund Bertels der regionalen Zeitung "RevierSport": "Es ist so, dass wir auf der Liste stehen, auch wenn wir noch keine konkreten Informationen von der Staatsanwaltschaft oder der DFL bekommen haben."

Carl Zeiss Jena gegen ZFC Meuselwitz unter Verdacht

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" ist auch die Oberliga-Partie der zweiten Mannschaft von Carl Zeiss Jena gegen den ZFC Meuselwitz (0:2) im Mai 2009 unter Manipulationsverdacht geraten. Demnach soll die Wettmafia dafür gesorgt haben, dass Meuselwitz in Jena gewann und dafür Gewinne in Höhe 30.880 Euro kassiert hat. Meuselwitz stieg in die Regionalliga Nord auf. Ein Sprecher von Carl Zeiss Jena sagte, dort sei nichts von dem Verdacht bekannt. Bislang habe sich niemand an den Klub gewandt.

Am vergangenen Freitag hatte die Staatsanwaltschaft Bochum den größten Wettskandal in Europa publik gemacht. 200 Spiele, darunter 32 in Deutschland, sollen von den Betrügereien betroffen sein.

Slowene in Kroatien festgenommen

Wegen seiner mutmaßlichen Beteiligung am Fußball-Wettskandal ist derweil in Kroatien ein 38-jähriger Slowene festgenommen worden. Der Mann sei mit einem in Deutschland ausgestellten Haftbefehl gesucht worden. Dies bestätigte Vuk Djuricic, ein Sprecher der kroatischen Behörde gegen Korruption und organisierte Kriminalität, der französischen Nachrichtenagentur afp.

Der Verdächtige sei am Montagnachmittag an einem Grenzübergang zwischen Slowenien und Kroatien verhaftet und anschließend dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Die deutsche Justiz muss in den nächsten 40 Tagen einen Antrag auf Auslieferung einreichen.

(SID/rl)
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