DFB-Teamchef Ribbeck beruft Zoltan Sebescen Erstmals wird ein Wolfsburger für Nationalelf nominiert

Herzogenaurach (dpa). Mit der überraschenden Nominierung des Wolfsburgers Zoltan Sebescen für das Test-Länderspiel in den Niederlanden hat DFB-Teamchef Erich Ribbeck zu Beginn des Europameisterschafts-Jahres den Konkurrenzkampf um die 22 EM- Fahrkarten eingeläutet. Denn mit der Berufung des 24-Jährigen, der zu Saisonbeginn vom Zweitligisten Stuttgarter Kickers zum VfL Wolfsburg gewechselt war, für die Partie der deutschen Nationalmannschaft am Mittwoch nächster Woche (20.30 Uhr/live in der ARD) in der Amsterdam- Arena setzte Ribbeck vor dem EURO-Beginn am 10. Juni ein Zeichen für das etablierte Personal. "Wir müssen sowieso mit einigen Tabus brechen, weil sich die Zeiten geändert haben", sagte Ribbeck bei der Bekanntgabe des 19 Spieler umfassenden DFB-Aufgebots am Dienstag in Herzogenaurach.

"Es ist zwar nicht unbedingt ein Tabu, einen eher unerfahrenen Spieler zu holen, aber ich bin selbst fast erschrocken, als ich gelesen habe, dass er erst sieben Bundesliga-Einsätze hat", erklärte der Teamchef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der gebürtige Ungar Sebescen, der in Stuttgart aufgewachsen und seit 15 Jahren Deutscher ist, wurde eher durch Zufall entdeckt. "Ich habe ihn eineinhalb Mal gesehen. Er hat mir so gut gefallen, dass ich mich gleich nach ihm erkundigt habe", berichtete der 62-Jährige Ribbeck, aus dessen Stammkader der Bremer Marco Bode und der Leverkusener Ulf Kirsten wegen Verletzungen fehlen. Zudem verzichtete Ribbeck auf den Leverkusener Bernd Schneider. Für den jungen Berliner Sebastian Deisler, der wegen neuer Verletzungen unberücksichtigt blieb, rückte Sebescen ins Team.

Dabei war A2-Trainer Horst Hrubesch noch im November 1999 bei einer Spielbeobachtung noch davon ausgegangen, dass der rechte Mittelfeldspieler noch die ungarische Staatsbürgerschaft besitzen würde. "Wir warten mal ab, vielleicht spielt er gegen Holland sogar", meinte Ribbeck vor dem "Fußball-Klassiker", für den bereits alle 50 000 Tickets verkauft wurden. Ribbeck räumte ein, dass es heute leichter wäre in die deutsche Nationalelf zu kommen als vor 20 Jahren, "weil die Konkurrenz der deutschen Spieler in der Bundesliga geringer geworden ist und wir auf bestimmten Positionen Engpässe haben". Sebescen könnte auf der rechten Mittelfeldseite zum Einsatz kommen. Dort muss Ribbeck weiterhin auf den langzeitverletzten Münchner Thomas Strunz und seinen Wunschkandidaten Deisler verzichten.

Der DFB-Teamchef betonte zum Beginn des EURO-Workshops des DFB, bei dem auch der neue EM-Ball, das neue DFB-Trikot sowie ein neuer Fußballschuh der Firma adidas vorgestellt wurden, für ihn beginne mit dem Holland-Spiel die Auslese des Personals. "Ich will sehen, wo die Spieler stehen, wer für die EM geeignet ist und dem Druck standhält, jede Woche zwei Mal zu spielen", erklärte Ribbeck. "Ich hoffe nach der Partie sind wir schlauer, wer uns weiterhelfen kann", meinte der Teamchef, der für das erste EM-Testspiel des Jahres den Berliner Torjäger Michael Preetz, der seit dem Conföderations-Pokal in Mexiko nicht mehr dabei war, sowie den Münchner Carsten Jancker, der noch kein Bundesliga-Rückrundenspiel bestritten hat, in das Aufgebot zurückholte. Ein weiteres Testspiel wurde für den 30. Mai im Rahmen des Trainingslagers auf Mallorca gegen den spanischen Spitzenclub Real Mallorca angesetzt.

Das Aufgebot des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für das Länderspiel am 23. Februar in Amsterdam gegen die Niederlande:

Tor: Oliver Kahn (Bayern München), Jens Lehmann (Borussia Dortmund)

Abwehr: Markus Babbel (Bayern München), Frank Baumann (Werder Bremen), Thomas Linke, Lothar Matthäus (beide Bayern München), Jens Nowotny (Bayer Leverkusen), Christian Wörns (Borussia Dortmund)

Mittelfeld: Michael Ballack (Bayer Leverkusen), Dietmar Hamann (FC Liverpool), Jens Jeremies (Bayern München), Zoltan Sebescen (VfL Wolfsburg), Dariusz Wosz (Hertha BSC Berlin), Christian Ziege (FC Middlesbrough)

Sturm: Oliver Bierhoff (AC Mailand), Carsten Jancker (Bayern München), Oliver Neuville (Bayer Leverkusen), Michael Preetz (Hertha BSC Berlin), Mehmet Scholl (Bayern München)

(RPO Archiv)
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