"Wir haben die Schnauze voll" Kölner Fans zeigen erstmals offen ihren Frust

Borissow · Sie hatten ordentlich gekämpft und wieder nur unglücklich verloren. Doch die Fans des 1. FC Köln haben nach der zehnten Niederlage aus den letzten elf Pflichtspielen "die Schnauze voll". Teile der Kritik halten Spieler und Trainer für unangebracht.

BATE Borisow - 1. FC Köln: die Bilder des Spiels
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0:1 - Kölner Desaster setzt sich auch in Borissow fort

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Foto: dpa, fg kno

Der 1. FC Köln hat das nächste Spiel verloren - und vorerst wohl auch die Zuneigung der Fans. "Wir wollen Euch kämpfen sehen", sangen diese in den letzten Minuten des 0:1 (0:0) in der Europa League beim weißrussischen Serienmeister Bate Borissow, am Ende dann sogar: "Wir haben die Schnauze voll." Bislang hatten die Anhänger den dramatisch schlechten Saisonstart noch mit Engelsgeduld ertragen, nach der Pleite in Weißrussland kippte nun erstmals die Stimmung.

Grundsätzlich hatten die FC-Spieler Verständnis für den Frust der Fans. Die Vorwürfe empfanden sie aber als nicht richtig. "Sie haben es einfach satt zu verlieren, das geht ihnen auch auf den Keks", sagte Verteidiger Dominic Maroh. "Ich verstehe, dass die Fans unzufrieden sind, wenn sie mitten in der Woche nach Weißrussland reisen und die nächste Niederlage sehen", meinte Mittelfeldspieler Marco Höger: "Zu singen, 'wir wollen Euch kämpfen sehen' ist aber deplatziert."

Köln optisch überlegen, aber ohne viele Torchancen

Das sah auch Trainer Peter Stöger so. "Dass wir alle enttäuscht sind, ist keine Frage. Dass man Unmut zeigt, verstehe ich. Dass man der Mannschaft vorwirft, dass sie nicht gekämpft hat, verstehe ich weniger."

Die Kölner lagen am Ende des Spiels in nahezu jeder Statistik vorne. 17:10 Torschüsse, 5:2 Eckbälle, 59 Prozent Ballbesitz und eine bessere Passquote (83 Prozent zu 75) hatten sie aufzuweisen. Doch insgesamt hatte der FC wieder einmal viel zu wenig Torgefahr ausgestrahlt und sich trotz optischer Überlegenheit kaum hochkarätige Chancen herausgespielt. Nach drei Niederlagen und nur einem Tor aus drei Spielen hat Köln kaum noch Chancen aufs Weiterkommen.

Ohnehin dürfte nun für den Fünften der Vorsaison das Überleben in der Bundesliga oberste Priorität haben. Am Sonntag steht das wegweisende Liga-Duell als Letzter gegen den Vorletzten Werder Bremen auf dem Programm. "Da müssen wir die Fans wieder ins Boot kriegen", sagte Maroh: "Wir brauchen die Jungs."

Stöger weigerte sich, die Partie zum Endspiel hochzustilisieren. "Im schlimmsten Fall sind es dann sechs Punkte Rückstand. Das wäre in zwei Spielen aufzuholen", erklärte er: "Aber es wird mal Zeit, dass wir ein Zeichen setzen."

(areh/dpa)
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