BVB-Trainer tadelt Spieler Tuchel trotz Sieg in Porto angefressen

Porto · Borussia Dortmund steht im Achtelfinale der Europa League. Das Ziel ist klar: Der letzte fehlende Pokal im Trophäenschrank.

 Thomas Tuchel gefiel gar nicht, wie seine Mannschaft in Porto auftrat.

Thomas Tuchel gefiel gar nicht, wie seine Mannschaft in Porto auftrat.

Foto: afp, fl

Das Ergebnis war "perfekt", aber Thomas Tuchel schnaubte in der Höhle des Drachen. "Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Wichtig ist nicht, ob wir Favorit auf den Titel sind, sondern dass wir wie einer spielen", sagte der Trainer von Borussia Dortmund im Estadio Dragao grimmig, seine Pressekonferenz nach dem 1:0 (1:0) beim FC Porto spulte er trotz der Verzögerung durch den Dolmetscher lustlos in fünf Minuten ab.

Der BVB steht im Achtelfinale der Europa League, dort trifft er auf die Tottenham Hotspurs. Im Gegensatz zu vielen anderen Mannschaften, auch Porto, hat die Borussia sich den Wettbewerb zu eigen gemacht. Sie könnte als fünfte Mannschaft nach Bayern München, dem FC Chelsea, Juventus Turin und Ajax Amsterdam auch den letzten fehlenden Europapokal in ihren Trophäenschrank stellen. Doch nicht mit Leistungen wie jener am Donnerstagabend.

Ein Orchester ohne Rhythmus

Mangelhaft sei seine Mannschaft gewesen, kritisierte Tuchel, unpräzise, formschwach: "Wir waren wie ein Orchester, das nicht im Gleichklang spielt, ohne Rhythmus." Der Weg nach Basel, wo am 18. Mai das Finale gespielt wird, sei ein langer - aber, Tuchel zitierte den chinesischen Philosophen Laotse: "Der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt."

Den ist Borussia Dortmund gegangen, und noch einige mehr. Sagenhafte zwölf Spiele hat der BVB absolviert, um im Achtelfinale des "kleinen" Europapokals zu stehen. Inklusive Finale wären es 19! Um dreimal den DFB-Pokal zu gewinnen, sind 18 Spiele nötig.

Umso wichtiger ist es, ein klares Ziel vor Augen zu haben. Die Fans haben es in einer Choreographie in der vergangenen Woche vorgegeben: "Das Album vollenden, ihr habt's in den Händen!" Auch im Erfolg noch unzufrieden zu sein, ist dafür keine schlechte Voraussetzung.

Die Chancen stehen trotz prominenter Konkurrenz ohnehin gut. Den Champions-League-Absteiger FC Porto hat der BVB klar beherrscht, es gibt keine Mannschaft im Wettbewerb, gegen die der Bundesliga-Zweite Außenseiter wäre.

Obwohl das "Signal an die Konkurrenz" ausblieb: "Im Endeffekt ist es sehr, sehr glatt für uns gelaufen", räumte dann auch Tuchel ein, bevor es am Freitag um 11.00 Uhr mit Flug AB 9609 zurück nach Dortmund ging. "Die Mannschaft hat viel Herz und Kampfgeist."

Eine weitere gute Nachricht war die Entwarnung von Mats Hummels. Der Kapitän war zur Halbzeit in der Kabine geblieben, kann aber am Sonntag (17.30 Uhr/Live-Ticker) gegen 1899 Hoffenheim spielen. "Es war eine Vorsichtsmaßnahme", sagte der Innenverteidiger, der auch weit voraus denkt: "Wenn es ein Finale gewesen wäre, hätte ich mich durchgebissen."

Trotz der vielen Umstellungen ist derzeit erstaunlicherweise die Verteidigung die große Stärke des sonst so offensivstarken BVB. In acht Pflichtspielen 2016 haben die Dortmunder nur zwei Gegentore kassiert (jeweils 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach/Liga und den VfB Stuttgart/Pokal), sechs Spiele endeten zu Null. "Wir tun uns schwer, vorne kreativ zu sein. Aber hinten halten wir dicht", sagte Marco Reus.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort