Ajax - Schalke 2:0 Amsterdam spielt Schalke schwindelig

Amsterdam · Der FC Schalke 04 steht nach einer 0:2-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel bei Ajax Amsterdam vor dem Aus in der Europa League. Allein Torhüter Ralf Fährmann ist zu verdanken, dass die Gelsenkirchener beim Rückspiel in einer Woche noch eine Minimalchance aufs Weiterkommen haben.

Europa League: Ajax Amsterdam - FC Schalke 04 - die Bilder des Spiels
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Ajax - Schalke: die Bilder des Spiels

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Foto: rtr, TKS

Was Sturmlegenden angeht, hat Ajax Amsterdam in seiner Geschichte mächtige Hochkaräter zu bieten. Unter anderem Johan Cruyff, Patrick Kluivert, Jari Litmanen, Zlatan Ibrahimovic und Luis Suarez trugen das weiß-rote Trikot. Oder eben Klaas-Jan Huntelaar. Und die Fans von Ajax vergessen ihre Legenden nicht. Als der Angreifer am Donnerstagabend in der 71. Minute eingewechselt wurde, feierten die niederländischen Anhänger ihren Ex-Spieler lautstark. Doch auch Huntelaar konnte beim katastrophalen Auftritt seines FC Schalke 04 nicht verhindern, dass es im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League am kommenden Donnerstag in der Arena auf Schalke gilt, ein 0:2 aufzuholen. Und mit diesem Ergebnis waren die Schalker noch gut bedient. Der 33-jährige Huntelaar hatte Anfang der Woche angekündigt, Gelsenkirchen nach sieben Jahren zu verlassen. Durchaus denkbar, dass er zu Ajax zurückkehrt, wo er zwischen 2006 und 2008 in 92 Spielen 76 Tore erzielt hatte.

Nichts anderes als klare Worte blieben Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes im Anschluss. Im Interview mit dem Pay-TV-Sender Sky räumte der Innenverteidiger ein: "Wir waren deutlich unterlegen, was mich ziemlich ärgert. Wir hätten mutiger spielen müssen, die Bälle halten, cleverer sein können. Wir hatten in den letzten Minuten ein bisschen mehr Spielanteile, der Hunter hat uns gut getan, um wenigstens mal in die Nähe des Tores zu kommen. Das ist sauärgerlich, weil wir vieles falsch gemacht haben. Was wir da heute an den Tag gelegt haben, das war dem Ganzen nicht würdig."

Von einem Torerfolg war Schalke am Donnerstag in der Tat meilenweit entfernt. Nach knapp einer halben Stunde Spielzeit versuchte es Matija Nastasic mal mit Anfeuerung. Schalkes Innenverteidiger klatschte in die Hände, gestikulierte, wollte sein Team aufrütteln. Ein Weckruf, der im Nichts verhallte. Zwei Minuten später klatschte der Ball nach einem Kopfball von Davinson Sanchez an die Latte des Schalker Gehäuses. Ajax Amsterdam dominierte die Deutschen nach Belieben. Sowohl fußballerisch als auch kämpferisch war es eine Demonstration der Stärke von Ajax. Als Nastasic versuchte, das Team aufzuwecken, stand es bereits 0:1. Der Ex-Gladbacher Amin Younes hatte wieder einmal den überforderten Thilo Kehrer ausgetanzt, Alessandro Schöpf versuchte zu helfen, rempelte Younes aber zu ungestüm im Strafraum um. Den Foulelfmeter verwandelte Davy Klaassen mit einem strammen Schuss sicher ins rechte obere Eck (23.). Den Ajax-Kapitän soll Schalke auf der Transfer-Wunschliste im oberen Bereich einsortiert haben. Warum, wurde am Donnerstagabend deutlich. Der 24- Jährige organisierte das Spiel seiner Mannschaft mit Intelligenz und Leichtigkeit. Solch ein Spielertyp ging Schalke gänzlich ab. Wenn sich das ballsichere Ajax doch mal einen Ballverlust erlaubte, verschenkten die Gäste jede Kontermöglichkeit durch behäbiges Nachrücken. Bei Ballbesitz kamen die Gelsenkirchener mit dem Ajax-Pressing nicht klar. Huub Stevens hatte im Gespräch mit unserer Redaktion vor der Partie über den neuen Coach in Amsterdam gesagt: "Peter Bosz spielt wieder den typischen Ajax-Fußball. Frank de Boer war in den vergangenen Jahren erfolgreich, hat aber defensiver spielen lassen. Jetzt ist wieder mehr Offensive drin." Der Ex-Schalke-Trainer hatte nicht zu viel versprochen. Schalke gab seinen ersten Schuss auf das Ajax-Tor hingegen erst in der Schlussminute der ersten Halbzeit ab. Benedikt Höwedes versuchte sich an einem Fallrückzieher. Das Team von Coach Markus Weinzierl war mit dem 0:1 zur Pause gut bedient.

Wer gedacht hatte, die Königsblauen würden mit Wut über die eigens dargebotene Leistung aus der Kabine kommen, sah sich getäuscht. Klaassen erhöhte acht Minuten nach Wiederanpfiff per Dropkick auf 2:0. Die Vorarbeit kam von Justin Kluivert, 17-jähriger Sohn von Klublegende Patrick. Den Angriff eingeleitet hatte der überragend aufspielende Bertrand Traoré, der kurz später zwei Mal am stark reagierenden Ralf Fährmann scheiterte. Das Schalker Team musste sich beim Schlussmann bedanken. Auch gegen Younes blieb Fährmann zweimal im Eins-gegen-eins Sieger. Ajax wirbelte, Schalke schaute zu. Beim Schuss von Donny van de Beek war Fährmann bereits geschlagen, die Latte rettete erneut.

Der herausragende Schalker Schlussmann richtete den Blick anschließend nach vorne. "Was wir heute gezeigt haben, war einfach nix. Wir müssen im Rückspiel zeigen, dass Ajax in unserem Wohnzimmer nichts zu bestellen hat. Wenn wir früh in Führung gehen, nimmt so ein Spiel seinen eigenen Lauf. Das Gute ist, dass jetzt erstmal Halbzeit ist", sagte Fährmann bei Sky. Amsterdams herausragender Offensivspieler Amin Younes glaubt ebenfalls an ein weiterhin offenes Rennen: "Ich kenne es noch aus der Bundesliga, dass wir dort keine leichten Spiele hatten. Die Chancen stehen weiterhin 50:50. Wenn wir uns einen Vorwurf machen können, dann den, dass wir das 3:0 nicht gemacht haben."

Das einzig Positive aus Schalker Sicht: Die Fans wussten sich zu benehmen. Die Rivalität zwischen Deutschen und Holländern im Fußball wurde glücklicherweise nur auf dem Rasen in der Amsterdam-Arena ausgelebt. Auf der A3 Richtung Arnheim hatte die deutsche Polizei am Nachmittag kurz vor dem Grenzübergang intensive Kontrollen durchgeführt, um zu verhindern, dass gewaltbereite Anhänger in die Niederlande einreisen. Vor dem Spiel blieb in der Stadt auch alles friedlich. Rund um das Nationalmonument in der Amsterdamer Innenstadt auf dem Platz Dam sangen sich die Schalker Fans warm. Im Stadion gab es dann allerdings nur eines zu feiern: sich selbst.

(erer)
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