Halbfinale in der Europa League Juve-Trainer Conte gibt Schiedsrichter die Schuld

Turin · Trauer in Turin: Juventus Turin hat in der Europa League das Finale im eigenen Stadion verpasst. Bei Trainer Antonio Conte entlud sich der Frust in einer Schiedsrichter-Schelte.

 Juve-Coach Antonio Conte schiebt die Schuld an dem Halbfinal-Aus auf andere.

Juve-Coach Antonio Conte schiebt die Schuld an dem Halbfinal-Aus auf andere.

Foto: afp, MLM

Der Frust über das verpasste Heim-Endspiel entlud sich bei Juventus-Coach Antonio Conte unmittelbar nach Schlusspfiff. "Ins Finale zieht die Mannschaft, die es am wenigsten verdient. Ich mochte weder das obstruktive Verhalten der Gegner noch die Haltung des Schiedsrichters", sagte der 44-Jährige nach dem 0:0 im Halbfinal-Rückspiel der Europa League gegen Benfica Lissabon, das für den italienischen Rekordmeister Turin nach der 1:2-Hinspielniederlage das Aus bedeutete.

Für Conte war klar, dass nicht die mangelhafte Chancenverwertung des italienischen Tabellenführers, sondern vor allem der englische Schiedsrichter Mark Clattenburg Schuld daran hatte, dass der alten Damen beim Endspiel am 14. Mai im eigenen Stadion nur die Rolle als Zuschauer bleibt. Der Referee habe deutlich die portugiesischen Gegner begünstigt, stellte Conte fest: "Wir haben zwar kein Tor geschafft, doch wir haben das Beste geleistet. Benfica hat viel mehr Glück als wir gehabt."

Doppelter Platzverweis

Bereits in der Schlussphase des Spiels war der wachsende Frust offensichtlich geworden. Nach einer verbalen Auseinandersetzung zwischen dem portugiesischen Trainer Jorge Jesus und Juve-Abwehrspieler Giorgio Chiellini standen sich im strömenden Regen sämtliche Auswechselspieler beider Teams gegenüber und lieferten sich ein Handgemenge, an dessen Ende Juves Mirko Vucinic und Benficas Lazar Markovic mit Roten Karten von der Bank verwiesen wurden.

Für Juventus und ganz Fußball-Italien ist die Niederlage doppelt bitter, durch das Halbfinal-Ergebnis wird Portugal im Sommer erstmals in der Fünfjahreswertung vorbeiziehen. Ausdruck eines stetigen Niedergangs des italienischen Fußballs - und des Aufstiegs im portugiesischen. Als letztes nicht-spanisches Team kann nur noch Benfica einen Doppelgewinn verhindern und ist gleichzeitig Teil der iberischen Übermacht in Europa: Beide Titel werden mit Sicherheit auf die Halbinsel gehen, im Champions-League-Finale stehen sich Real und Atletico Madrid gegenüber.

Benficas Endspielgegner FC Sevilla mit den früheren Nationalspielern Marko Marin und Piotr Trochowski beschwor nach seinem dramatischen Endspiel-Einzug unterdessen das "Palop-Moment". Der heutige Keeper von Bayer Leverkusen mit Vornamen Andres hatte 2007 mit einem Kopfball-Treffer in letzter Sekunde für ein Weiterkommen gegen Schachtjor Donezk gesorgt, am Ende gewannen die Andalusier den UEFA-Pokal.

Der diesjährige Held heißt Stephane Mbia. Der Kameruner traf in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 1:3 beim FC Valencia, quasi "mit dem letzten Atemzug" (Marca). "So etwas zu erleben ist einzigartig. Der Geist von Palop ist erschienen", sagte Trainer Unai Emery, der pikanterweise zuvor vier Jahre beim Gegner auf der Bank gesessen hatte.

Marin, der im Gegensatz zu Trochowski zumindest die letzten elf Minuten auf dem Platz verbringen durfte, kommt im Finale unabhängig von seiner sportlichen Beteiligung die Rolle des Glücksbringers zu. Auch im vergangenen Jahr stand der vom FC Chelsea ausgeliehene Ex-Bremer im Endspiel der Europa League - und siegte mit den Londonern 2:1 gegen Benfica.

(sid)
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