Trostpflaster und skurrile Pointe? Marko Marin will zweiten Europa-Triumph

Nicht Philipp Lahm, nicht Mesut Özil: Marko Marin hat es als einziger Deutscher sowohl 2013 als auch 2014 in ein Europacup-Finale geschafft. Mit Sevilla will er den zweiten Sieg. Kurios: Zur WM nach Brasilien fährt der Mittelfelddribbler aber nicht.

Primera Division 13/14: FC Sevilla stellt Marin vor
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+++ Sevilla - Benfica im Live-Ticker +++

Déja-vu in rot-weiß statt blau: Nur zwölf Monate nach dem Erfolg mit dem FC Chelsea greift Marko Marin erneut nach dem Triumph in der Europa League - diesmal als Profi des FC Sevilla. Der Mittelfelddribbler hofft nach zwei englisch-spanischen Jahren voll Höhen und Tiefen im Endspiel gegen Benfica Lissabon am Mittwochabend (20.45 Uhr) auf ein silbernes Trost-Pflaster.

"Holen wir uns unseren Pokal!", stand auf der Boeing 767, die mit Marin und Co. am Dienstag vom Aeropuerto de San Pablo in Sevilla in Richtung Turin abhob. Dort kann Marin als Doppel-Europapokal-Sieger und zugleich unfreiwilliger WM-Zuschauer für eine skurrile Pointe dieser Fußball-Saison sorgen.

Ausgerechnet dem 25-Jährigen, der auf dem Radar von Bundestrainer Joachim Löw vorerst verschwunden ist und auch selbst nicht mehr mit einem Ticket für das Brasilien-Turnier gerechnet hatte, ist nämlich gelungen, was andere aktuelle DFB-Stars wie Philipp Lahm, Mesut Özil oder Marco Reus verpassten - zwei europäische Endspiele nacheinander. Ein Sieg im Juventus Stadium würde den Treppenwitz sogar noch krönen.

"Finale? Benfica? Da war doch was;)", hatte Marin schon nach dem Erfolg im Halbfinale gegen den FC Valencia bei Facebook gejuxt. Auch im Vorjahr stand der frühere Gladbacher und Bremer Bundesligaspieler dem portugiesischen Rekordmeister Benfica gegenüber und durfte auf dem Rasen von Amsterdam über seinen ersten Vereinstitel jubeln.

So eine Party stellt sich der bis Saisonende von Chelsea verliehene Offensivakteur am Mittwochabend auch in Turin vor, bei Facebook stimmte er seine Fans bereits mit "Final 14. Mai 2014 - Vamos Sevilla FC" auf das Match ein. Auf eine andere Parallele kann er verzichten: 2013 saß er das komplette Finale auf der Ersatzbank der "Blues", und auch bei den Andalusiern ist er nach Verletzungspech nicht gesetzt.

Die Hoffnungen der "Blanquirrojos" auf den dritten internationalen Titel im zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb nach 2006 und 2007 ruhen auf einem anderen Ex-Bundesligaprofi, dem früheren Schalker Ivan Rakitic. Der gibt sich cool. "Ich mache mir keinen Druck", sagte der Kroate am Dienstagabend, "ich will natürlich gewinnen, aber auch Spaß haben, und dann am Ende die Trophäe in den Himmel recken. Wir sind bereit und wollen das beste Spiel unseres Lebens machen."

Der Nationalspieler soll die Andalusier wieder in die erste Fußball-Riege schießen - um nicht weniger geht es Präsident José Castro. "Wir haben vier Jahre nichts gewonnen. Ein Sieg in Turin wird der Welt zeigen, dass Sevilla wieder zur Elite gehört", sagte er.

Bei den jüngsten internationalen Erfolgen sowie den Siegen in der Copa del Rey 2007 und 2010 entwickelte sich Sevilla zum Experten für Finalspiele - ganz im Gegensatz zu Gegner Benfica. Die Portugiesen verloren zuletzt sieben Europacup-Endspiele in Serie, der Fluch des 1962 geschassten Erfolgscoaches Bela Guttmann hält seit 52 Jahren.

"Wir müssen diesem Fluch ein Ende setzen", forderte Trainer Jorge Jesus. "Wir hätten das schon im Vorjahr schaffen können, jetzt haben wir wieder die Chance. Das motiviert uns, macht uns stärker, damit wir endlich die Geister von 50 Jahren ohne europäischen Titel vertreiben."

Fußball-Dramen sind bei Benfica zur Gewohnheit geworden, etwa die 1:2-Finalniederlage 2013 in der Nachspielzeit oder das mit neun Mann in acht Minuten Nachspielzeit erzitterte 0:0 jüngst im Halbfinale bei Juventus Turin. Im zehnten Finale will Trainer Jorge Jesus den "Adlern" endlich wieder einen europäischen Pokal bescheren. "Für solche Momente spielt man Fußball", betonte er. Die Zeit der Final-Leiden von Benfica soll in Turin endlich vorbei sein.

(dpa)
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