Krawalle in der Europa League Lyon sorgt sich um Rückspiel, Uefa eröffnet Verfahren

Lyon · Dramatische Szenen beim "Hochrisikospiel" Lyon gegen Besiktas Istanbul: Hunderte Fans flüchten vor Wurfgeschossen auf das Spielfeld. Die Gastgeber beschuldigen türkische Hooligans.

Chaos bei Spiel zwischen Olympique Lyon und Besiktas Istanbul
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Chaos in Lyon - Fans flüchten auf den Rasen

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Foto: afp, JPA

Nach den schweren Ausschreitungen beim Europa-League-Spiel Lyon gegen Besiktas Istanbul sorgt der französische Klub sich um die Sicherheit beim Rückspiel in der Türkei. "Ich weiß nicht, was man machen soll: Vor leeren Rängen spielen oder woanders spielen?", sagte der Präsident von Olympique Lyon, Jean-Michel Aulas, nach Angaben der französischen Sportzeitung "L'Équipe". "Ich hoffe, dass die Uefa ihrer Verantwortung gerecht wird." Zunächst einmal eröffnete der Verband am Freitagabend ein offizielles Verfahren, ließ den Zeitpunkt für eine Anhörung aber zunächst offen. In den kommenden Tagen werde es dazu "mehr Informationen" geben, hieß es. Das zweite Viertelfinalspiel ist für kommenden Donnerstag angesetzt.

Bei den Krawallen vor dem Hinspiel in Lyon, das die Gastgeber 2:1 gewannen, waren zwölf Personen festgenommen worden. "Aus einem Fanblock türkischer Fans wurden kurz vor Beginn des Spiels Feuerwerkskörper in Richtung anderer Zuschauer geworfen", sagte eine Sprecherin der Präfektur von Lyon am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Daraufhin flüchteten Hunderte Fans auf das Spielfeld.

Erst nach einigen Minuten konnten Sicherheitskräfte die Zuschauer vom Rasen führen. Zwei Zuschauer wurden mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, so die Sprecherin. Zahlreiche weitere Verletzte seien vor Ort versorgt worden.

Die Polizei habe nach den Vorfällen etwa 50 Anhänger des türkischen Klubs aus dem Stadion geführt, erläuterte die Präfektur. Die Lage habe sich dadurch beruhigt, hieß es von Olympique Lyon. Auf Twitter zitierte der Klub einen Verantwortlichen: "Wir sind Opfer von Angriffen türkischer Hooligans geworden."

Die Behörden hatten die Partie als "Hochrisikospiel eingestuft. Schon außerhalb des Stadions gab es vor dem Spiel Zusammenstößen türkischer und französischer Fußballfans. Nach Einschreiten der Sicherheitskräfte habe die Lage sich aber wieder beruhigt, sagte die Behördensprecherin. "Es war schwierig, die Fangruppen klar zu trennen, da viele Unterstützer des türkischen Klubs nicht aus der Türkei, sondern aus Frankreich oder Deutschland angereist waren", meinte die Sprecherin. 15.000 bis 20.000 türkische Fans seien in Lyon gewesen. Insgesamt waren 750 Polizisten in und um das Stadion im Einsatz.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan äußerte sich im türkischen Sender TGRT zu den Vorfällen: Es sei "sehr gefährlich", wenn französische Fans auf das Spielfeld vordringen. Der Präsident von Olympique Lyon sagte dagegen, dass die Fans auf der Tribüne in Gefahr gewesen seien.

Laut Vincent Ponsot, stellvertretender Leiter der juristischen Abteilung von Olympique Lyon, war nicht geplant, so viele Tickets an Auswärtsfans zu vergeben. Bis auf das offizielle Kontingent für den Auswärtsblock war der Verkauf von Tickets im Ausland verboten. Viele der insbesondere aus Deutschland angereisten Besiktas-Fans hätten eigentlich keine Tickets haben dürfen. "Aber die türkischen Fans (in Frankreich) haben sich organisiert und sehr viele Tickets gekauft", sagte Ponsot auf einer Pressekonferenz am Freitag, rechtlich sei dagegen nichts zu machen gewesen.

Nach dem Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am Dienstagabend hatte die Uefa die Klubs am Dienstag in einer Mitteilung aufgefordert, die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen. Die Behörden hatten vor dem Hintergrund des Referendums in der Türkei am kommenden Sonntag appelliert, im Stadion keine politischen Banner zu zeigen. "Dieser Aufforderung sind die Fans auch nachgekommen", sagte die Sprecherin.

(dpa)
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