"Die halbe Miete reicht nicht" Ingolstadt tritt auf die Euphorie-Bremse

Ingolstadt · Aufsteiger FC Ingolstadt sorgt weiter für Furore. Nur ein Punkt trennt die Schanzer in der Tabelle von Schalke 04 und Bayer Leverkusen.

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FC Ingolstadt 04 - SV Darmstadt 98

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Der Jubel über den nächsten Paukenschlag des FC Ingolstadt war gerade erst verklungen, da betätigte sich Trainer Ralph Hasenhüttl als Stimmungskiller. "Wir brauchen keine Euphorie hier", sagte der Österreicher abwehrend, obwohl sich sein Team durch ein 3:1 (0:1) gegen Mitaufsteiger SV Darmstadt 98 auf Platz acht geschoben hatte und weiterhin als die Überraschungsmannschaft der Bundesliga gelten darf.

Mit 19 Punkten nach 13 Spielen weisen die Schanzer eine Bilanz auf, wie sie seit 2010 kaum ein Liganeuling zustande brachte. Nur Eintracht Frankfurt (24) war zum gleichen Zeitpunkt in der Saison 2012/13 sogar noch besser. Die halbe Miete auf dem Weg zum Klassenerhalt habe der FCI damit geschafft, schob Hasenhüttl nach, "aber die halbe Miete reicht eben nicht."

Ihre staubtrockene Linie werden die Oberbayern deshalb nicht verlassen, weil ihnen bewusst ist, "dass die Aufgaben nicht leichter werden und es sein kann, dass du mal ein paar Runden nicht punktest", wie Hasenhüttl unterstrich. Auch Moritz Hartmann, der mit seinen Toren (60., Foulelfmeter, 88.) entscheidenden Anteil am zweiten Heimsieg hatte, setzte hinzu: "Die Rückrunde wird schwer genug, weil uns keiner mehr auf die leichte Schulter nimmt."

Ein Lächeln legte sich freilich dann doch auf das Gesicht des Coaches, als er über die regelrechte Offensiv-Eruption seines Teams sprach. Drei Tore in einem Spiel waren für den FCI eine Bundesliga-Premiere, insgesamt zehn sind es nun in dieser Saison. "Jetzt sind wir wenigstens zweistellig", sagte Hasenhüttl schmunzelnd, wenngleich die Donaustädter weiter den schwächsten Angriff der Liga stellen: "Es schaut immer so scheiße aus, wenn in der Tabelle so ein Haken reingeht. Jetzt fällt das nicht mehr so auf."

Besonders auffällig war hingegen die Leidenschaft, mit der Ingolstadt den Rückstand nach Aytac Sulus Treffer (9.) umbog. Es war abgesehen von Robert Bauers Traumtor (58.) zwar kein fußballerisches Kunstwerk, aber "es hat einfach gepasst", wie Hasenhüttl meinte. "Wir haben eine super Moral bewiesen und hatten diesmal den letzten Punch", sagte Mittelfeldspieler Pascal Groß.

Das half letztlich auch über die schwere Verletzung von Markus Suttner (Mittelfußbruch) hinweg, für den mindestens die Hinrunde gelaufen ist. Auch ohne den österreichischen Außenverteidiger "können und müssen wir weiter punkten", sagte Hartmann, obwohl Hasenhüttl bis Weihnachten keine bestimmte Marke vorgibt: "Die einzige Marke, die wir uns setzen, ist das nächste Spiel in Hannover."

Darmstadt ist indes weit davon entfernt, Panik zu verbreiten, auch wenn drei der letzten vier Bundesligaspiele verloren gingen. 14 Punkte können sich nach wie vor sehen lassen und das Programm bis zur Winterpause sieht nicht unlösbar aus. "Es kommt darauf an, die richtige Lehren zu ziehen und am Freitag gegen Köln unsere Tugenden in die Waagschale zu werfen", sagte Trainer Dirk Schuster: "Diesmal haben wir uns zu arg auf die eigene Defensive verlassen."

(sid)
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