Schalke-Trainer Breitenreiter erlebt ersten Sturm: "Nicht verbiegen lassen"

Nach dem verpatzten Rückrundenstart ist bei Schalke 04 der Druck auf Trainer Andre Breitenreiter gewachsen. Der Ex-Paderborner wehrt sich gegen die Kritik - und ist doch zum Siegen verdammt.

 Wirbel um Andre Breitenreiter

Wirbel um Andre Breitenreiter

Foto: dpa, te hpl

Als Andre Breitenreiter nach den deutschen Handballern gefragt wurde, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. "Dieser Wille, diese Leidenschaft, dieser Teamgeist dienen als absolutes Vorbild für jeden", schwärmte der Trainer von Schalke 04 von den EM-Helden. Für einen Augenblick durfte der 42-Jährige seinen ersten schweren Sturm bei den Königsblauen vergessen.

"Die Ergebnisse sprechen für sich", fügte Breitenreiter an - und meinte damit das junge DHB-Team, das bei der EM in Polen begeistert. Doch er brachte auch seine eigene Situation auf den Punkt. Nach dem 1:3-Schock gegen Werder Bremen brodelt es auf Schalke, die Zwischenbilanz ist mager, Berichte über interne Kritik an der Arbeit und dem Führungsstil des Trainers sorgen für Aufregung. Im Auswärtsspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Aufsteiger SV Darmstadt 98 ist Breitenreiter bereits zum Siegen verdammt.

Mit nur 27 Punkten aus den ersten 18 Bundesligaspielen hinkt der Ex-Coach des SC Paderborn nicht nur den Schalker Ansprüchen deutlich hinterher, sondern auch seinen ungeliebten und gefeuerten Vorgängern. Jens Keller und Roberto Di Matteo, als Trainerflops vom Schalker Markt gejagt, brachten es im gleichen Zeitraum immerhin auf jeweils 31 Zähler.

Als "Behauptungen einer einzelnen Person" schmetterte Breitenreiter die Berichte über einen Riss zwischen Trainer und Teilen der Mannschaft ab, wies alle Vorwürfe fachlicher und menschlicher Mängel vehement zurück und sprach sogar von "Rufschädigung". Allerdings gab er auch zu: "Die Behauptungen können im Einzelfall mal zutreffen, welcher Mensch macht es schon jedem recht?"

Zugleich sprach er jedoch von einem "großen Feedback", "dass ich mich nicht verbiegen lassen soll". Er wolle seine Linie "100-prozentig beibehalten. Ich bin überzeugt von dem, was ich tue." Wie um seine Kompetenz zu beweisen, dozierte er über "diametrale Wechsel auf der Sechserposition" und "vertikales Spiel nach vorne".

Wie hart Breitenreiter der erste heftige Gegenwind auf Schalke tatsächlich getroffen hat, schilderte indes Sportvorstand Horst Heldt. "Man investiert viel von seiner Seele, das macht angreifbar und verletzbar", sagte der scheidende Manager und hatte dabei wohl auch eigene Erfahrungen im Kopf: "Das zieht einem im ersten Moment vielleicht den Boden unter den Füßen weg."

Der Trainer selbst behauptete: "Das Thema beschäftigt mich nicht so sehr." Doch Breitenreiter ist anzusehen, dass die Begeisterung und Lockerheit der ersten Wochen und Monate verflogen sind. Der hemdsärmelige, gut gelaunte Trainer, der die miese Stimmung unter seinem Vorgänger Di Matteo einfach weglachte, ist verschwunden.

Dass ihm der Verweis auf seine junge Mannschaft, die Zeit für ihre Entwicklung brauche, nicht mehr weiterhilft, ist Breitenreiter längst klar geworden. Nur noch Ergebnisse zählen. "Das ist sicherlich das beste Mittel", meinte er, "um all denen, die hinter dem Rücken schießen, wehzutun."

(sid)
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