Trainerchaos auf Schalke Breitenreiter: Ratlos, hilflos — bald arbeitslos?

Gelsenkirchen · Bayer Leverkusen kann nach dem verrückten 3:2 für die Champions League planen, für Schalke 04 geht es nur noch um Schadensbegrenzung – mit oder ohne Trainer André Breitenreiter?

 André Breitenreiter hat wohl keine Zukunft auf Schalke.

André Breitenreiter hat wohl keine Zukunft auf Schalke.

Foto: dpa, gki htf

Bayer Leverkusen kann nach dem verrückten 3:2 für die Champions League planen, für Schalke 04 geht es nur noch um Schadensbegrenzung — mit oder ohne Trainer André Breitenreiter?

Breitenreiter stand im Kreise seiner Spieler und zuckte mit den Schultern — ratlos, hilflos und bald auch arbeitslos? Während ein paar Meter weiter die Leverkusener ausgelassen feierten, verstand der umstrittene Trainer von Schalke 04 nach dem 393-Sekunden-K.o. die Welt nicht mehr. Nach dem verrückten 2:3 (2:0) sind die Werkself und die Champions League für die Königsblauen ganz weit weg. Es geht nur noch um Schadensbegrenzung — und die Frage: mit oder ohne Breitenreiter?

Die angeblichen Gedankenspiele, in den letzten drei Bundesligaspielen könnte Mike Büskens als "Feuerwehrmann" übernehmen, wollte niemand offiziell bestätigen. "Ich weiß von nichts", sagte der Uefa-Cup-Sieger von 1997, der als Sport-Beirat auf der Tribüne den dramatischen Kollaps seiner Schalker erlebte, dem SID. "Ich kann Ihnen sagen, dass das nicht der Plan ist", erklärte Noch-Manager Horst Heldt im ZDF.

Er stehe weiter zu seiner Aussage, dass Breitenreiter in seiner Amtszeit Trainer bleibe, betonte der scheidende Sportvorstand. Doch die Schalker Zukunft plant längst Heldts Nachfolger Christian Heidel. Dass Breitenreiters Zeit auf Schalke spätestens nach den letzten drei Saisonspielen abgelaufen ist, dürfte seit dem erschreckenden Einbruch im Europa-Endspiel gegen Leverkusen feststehen. Am Sonntagmorgen leitete er wie gewohnt das Training.

Zwar eilte Torhüter Ralf Fährmann seinem Coach zu Hilfe und nahm "die Niederlage auf meine Kappe", weil er bei "anderthalb Toren" gepatzt hatte. Der sonst so zuverlässige Keeper hatte mit einem zu kurzen Abwurf vor dem 1:2 durch Julian Brandt (54.) und einer völlig missglückten Abwehr beim Ausgleich durch Karim Bellarabi (56.) den Schalker Zusammenbruch in der Tat beschleunigt. Doch was um ihn herum passierte, war die Sechs-Minuten-Zusammenfassung aller Unzulänglichkeiten der Saison.

Nach einer überzeugenden ersten Halbzeit mit dem verschossenen Foulelfmeter von Klaas-Jan Huntelaar (5.) und der dennoch komfortablen 2:0-Führung durch Eric Maxim Choupo-Moting (14.) und Leroy Sané (29.) stellte Breitenreiters Team - für ständige Beobachter wenig überraschend - zum x-ten Mal das Fußballspielen ein. Leverkusen rauschte "wie ein ICE über Schalke hinweg" (Brandt), jegliche Taktik zerbröselte, und der Trainer schaute hilflos zu.

"Schockiert" sei sein Team gewesen, sagte Breitenreiter, "in Tiefschlaf verfallen". Das 17. Saisontor von Javier "Chicharito" Hernandez (60.) war die logische Folge, bescherte Bayer fast sicher die vierte Champions-League-Teilnahme in Folge und Schalke wohl das Ende aller Träume von der Königsklasse.

Realistisch betrachtet, geht es in den letzten drei Spielen nur noch darum, ob die Gelsenkirchener schon Ende Juli Europa League spielen müssen. Bleiben sie — bei derzeit fünf Punkten Vorsprung vor den Verfolgern — Siebter, müssen sie schon in der dritten Qualifikationsrunde ab 28. Juli ran. Klettern sie noch einen oder zwei Plätze, steigen sie erst am 15. September in der Gruppenphase ein.

Nach dem Kollaps gegen Leverkusen gehen Breitenreiter auch die letzten Argumente aus. Selbst sein nach großem Fan-Aufstand vom Hof gejagter Vorgänger Roberto Di Matteo stand nach 31 Spieltagen besser da — mit der gleichen Punktausbeute, aber einer besseren Tordifferenz auf Rang fünf. Und die Stimmung ist nur noch unwesentlich besser als vor einem Jahr. Wütende Pfiffe klangen den Spielern in den Ohren, die sich erst nach langem Diskutieren zum obligatorischen Kreis nach Spielschluss formierten — um einen ratlosen Trainer.

(sid)
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