Nervenbündel di Santo schwach Schalke denkt unter Breitenreiter offensiv

Nicht einmal das von den Pfiffen der wütenden Bremer Fans zermürbte Nervenbündel Franco di Santo konnte den 3:0-Sieg des neuen Schalker Trainer Andre Breitenreiter bei Werder Bremen gefährden.

Werder Bremen verabschiedt Franco Di Santo im Kabinengang
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Werder verabschiedt Di Santo im Kabinengang

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Den sensiblen Neu-Schalker Franco di Santo konnten die Bremer Fans mit ihren Pfiffen noch zermürben, die heftige Auftaktpleite für den SV Werder aber nicht verhindern. Auch ohne nennenswerte Unterstützung des frisch von der Weser in den Westen gewechselten Argentiniers erteilten die Gäste den Hanseaten bei ihrem 3:0 (1:0)-Sieg eine schmerzhafte Lektion.

Und niemand im mit 42.100 Zuschauern ausverkauften Weserstadion war erleichteter als Andre Breitenreiter. Mit dem neuen Trainer ist ein neuer Geist "auf Schalke" eingezogen. Anders als unter seinem zögerlichen Vorgänger Roberto di Matteo suchten und fanden die Westdeutschen ihr Heil im Angriff - erfolgreich und attraktiv zugleich.

"Tore werden nur selten in der eigenen Hälfte geschossen. Wir übernehmen jetzt viel mehr die Initiative nach vorne, das kommt mir als Stürmer natürlich entgegen", sagte Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, der in der 85. Minute den Schlusspunkt setzte. Ein unmissverständliches Dankeschön an den neuen Trainer, ohne den Namen des alten Coachs in den Mund zu nehmen.

Breitenreiter gab das Lob gern und auch demonstrativ an seine Offensive zurück: "Wir waren eigentlich immer nach vorne gefährlich. Und wir haben unsere Chancen fast gnadenlos genutzt."

Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch di Santo seine unbestrittenen Offensivqualitäten bei den Königsblauen zur Geltung bringen kann. An seiner alten Wirkungsstätte ließ sich der Südamerikaner von den Schmähungen der Bremer Anhänger doch mehr beeindrucken, als man vorher erwartet hätte. Nach 62 Minuten hatte Breitenreiter ein Einsehen und holte den indisponierten 26-Jährigen in seinem 50. Bundesligaspiel vorzeitig vom Platz.

"Eine solche Stimmung habe ich noch nie erlebt, es war schon sehr seltsam. Aber ich hatte diese Pfiffe natürlich erwartet", sagte di Santo nach dem Spielende wieder etwas gelöster. Aber auch Schalke-Sportchef Horst Heldt war nicht entgangen, wie sehr der Torjäger unter den rüden Antipathien der Werder-Fans gelitten hatte: "Franco ist ein feinfühliger Mensch, es hat das schon in sich aufgenommen. Andere Profis sind ja oftmals dickfelliger."

Doch niemand bei den Schalkern zweifelt daran, dass di Santo schnell wieder in die Spur finden wird. "Jetzt hat er das schwerste Spiel der Saison schon hinter sich", sagte Mittelfeldspieler Johannes Geis.

Für di Santo sprangen in der Hansestadt Huntelaar sowie Eric-Maxim Choupo-Moting (68.) in die Bresche, Bremens Rechtsverteidiger Theodor Gebre Selassie half mit einem Eigentor (34.). Die Platzherren hingegen konnten di Santo noch nicht adäquat ersetzen, dem für ihn nachverpflichteten US-Nationalspieler Aron Johannnsson fehlte nach nur drei gemeinsamen Trainingseinheiten die Bindung zu den Nebenspielern.

Für Werder-Coach Viktor Skripnik kein Grund, von seinem Jugendstil an der Weser abzuweichen. Gegen die Königsblauen kamen gleich fünf Werder-Neulinge zu ihrem ersten Bundesliga-Einsatz für Grün-Weiß: "So ist eben unser Weg. Nächste Woche in Köln wollen wir es schon ein Stückchen besser machen."

(sid)
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