Sechs sieglose Partien in Folge Schalke geht ins Kloster

Düsseldorf · Zur Vorbereitung auf das nächste Spiel gegen Stuttgart zieht Robert Di Matteo mit seinem Team in Klausur.

30. Spieltag: Reaktionen
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Es ist wieder soweit. Wenn die Ratlosigkeit ein besorgniserregendes Ausmaß annimmt, ist die Klosterpforte in Marienfeld erste Adresse. Dort ist schon so manche Mannschaft abgestiegen, um den Glauben an die eigenen Möglichkeiten zurückzugewinnen. Beim FC Schalke 04 ist nach sechs sieglosen Partien innere Einkehr tatsächlich in größerem Maße von Nöten. Die Hotelanlage bietet immerhin die nötige Abgeschiedenheit, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Man sollte eigentlich annehmen, dass Berufsfußballer nicht derart gedrängt werden müssen, die Geschichte hat einen aber immer wieder eines Besseren belehrt. Also ab ins Kloster. "Wichtig ist, dass ein Gemeinschaftsgefühl entsteht", sagt Sportvorstand Horst Heldt. Dies ist eine Bankrotterklärung seiner eigenen Personalpolitik. Ein Team, dass vier Spieltage vor dem Saisonende noch keins geworden ist, wird wohl kurzfristig keine Erleuchtung bekommen.

30. Spieltag: Fakten
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Foto: ap

Nach dem 0:2 am vergangenen Freitag in Mainz hat es auch dem letzten Knappen gedämmert, wie fahrlässig die angestellten Kräfte auf dem Rasen möglicherweise alle internationalen Ambitionen verspielen. Die Königsklasse ist schon vor geraumer Zeit realistisch betrachtet außer Reichweite geraten. Nun ist allerdings selbst ein Platz in der Europa League in Gefahr - unter anderem Borussia Dortmund hat Witterung aufgenommen und ist nur noch drei Punkte auf Distanz.

Trainer Roberto Di Matteo hat sich immerhin vorgenommen, seinen Spielern vor dem nächsten Spiel gegen den VfB Stuttgart den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Die Schwaben kämpfen um ihre Existenz in der Liga, Schalke um seinen Platz bei den Großen der nationalen Branche. Di Matteo hat ein paar Regeln aufgestellt. Einzelzimmer sind tabu, die Zusammenstellung der Schlafgemeinschaften können die Spieler nicht frei wählen. Heldt will sich persönlich in Ostwestfalen ein Bild davon machen, ob auch alle angemessen konzentriert bei der Sache sind.

Die Anhängerschaft hat daran schon seit geraumer Zeit so ihre Zweifel, und sie hat die Königsblauen mit Liebesentzug von den Rängen bestraft. Nach der Partie in Mainz gipfelte die Beziehungskrise in den üblichen Ritualen. Die Fans schimpften nach Art des Hauses ("Wir haben die Schnauze voll"), die Spieler entschuldigten sich artig für ihre Unzulänglichkeiten. "Wir sind verantwortlich dafür, wie die Fans reagieren", urteilte Kapitän Benedikt Höwedes. "Da müssen wir auch den Spott aushalten." Und Torwart Ralf Fährmann sagte: "Die Reaktionen müssen uns noch mehr anspornen, alles für diesen Klub zu tun."

Hildebrand meldet sich zu Wort

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Timo Hildebrand hat sich bei "Facebook" zu Wort gemeldet und die Bilanz von Roberto Di Matteo beim FC Schalke mit dessen Vorgänger Jens Keller verglichen. Die unterschiedliche Beurteilung der beiden Trainer versteht er nicht. "Der eine (Jens Keller) spielt die beste Rückrunde aller Zeiten. Der andere (Di Matteo) die schlechteste seit 15 Jahren", schrieb der ehemalige Schalke-Torhüter. Keller sei bei jeder Kleinigkeit kritisiert worden, Di Matteo stehe dagegen überhaupt nicht zur Diskussion. "Wieso ist das der Fall?", fragte er und wünschte seinem ehemaligen Verein gnädig das Erreichen der Europa League. Eine Antwort darauf hat er erwartungsgemäß bislang noch nicht bekommen.

Heldt sieht das Problem offenbar nicht beim Trainer. Er hat Di Matteo frühzeitig eine Jobgarantie gegeben. Bleibt nur abzuwarten, wie lange die Halbwertzeit ist.

(RP)
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